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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter
Autoren: Terry Pratchett
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Nichts für ungut.«
    Und das war Carcer. Nichts für ungut. Das Beste geben. Nur ein Versuch, weiter nichts.
    Unschuldige Worte wurden in seinem Mund schmutzig.
    Mumm trat einen Schritt näher.
    »Du hast ein hübsches Haus, in das du zurückkehren kannst, Herr Mumm. Ich meine, was habe ich?«
    Und es klang
überzeugend.
Carcer hielt alle zum Narren. Man konnte fast die Leichen vergessen.
    Mumm sah nach unten.
    »Hoppla, tut mir leid«, sagte Carcer. »Bin da auf dein Grab getreten. War nicht böse gemeint.«
    Mumm schwieg. Das Tier heulte. Es wollte diesen Mund schließen.
    »Du wirst mich nicht töten, Herr Mumm. Nein, du nicht. Nicht mit einer Dienstmarke. Das passt einfach nicht zu dir, Herr Mumm.«
    Ohne hinzusehen griff Mumm nach der Dienstmarke und riss sie ab.
    »Ah, verstehe, du willst mir einen Schrecken einjagen, Herr Mumm, und gewisse Leute würden sagen, dass du jedes Recht dazu hast. Ich schlage dir Folgendes vor: Ich werfe auch das andere Messer weg, haha, du hast gewusst, dass ich noch ein Messer habe, stimmt’s?«
    Es war die Stimme. Sie bewirkte, dass man in Zweifel zog, was man
wusste.
    »Na schön, ich sehe, dass du sauer bist, haha, und du
weißt,
dass ich immer ein drittes Messer dabei habe, ich lasse es fallen, na bitte, hast du gesehen…«
    Mumm war nur noch einen oder zwei Schritte entfernt.
    »Das war’s, Herr Mumm. Keine Messer mehr. Und ich kann nicht weglaufen. Ich ergebe mich. Diesmal gibt’s keine Tricks. Ich stelle mich der Polizei. Verhafte mich einfach! Um der alten Zeiten willen.«
    Das Tier kreischte in Mumm. Es kreischte, dass niemand protestieren würde, wenn er in die Rolle des Henkers schlüpfte. Und ein kurzer Schwerthieb war sogar die gnädigere Lösung, denn jeder Henker wusste: Es gab den leichten und den schweren Weg ins Jenseits, und es gab weit und breit niemanden, der Carcer den leichten Weg gönnte. Bei den Göttern, er hatte es verdient…
    Aber der junge Sam beobachtete ihn, über eine Entfernung von dreißig Jahren hinweg…
    Wenn wir brechen, bricht alles. So ist das. Man kann es biegen, und wenn man es stark genug erhitzt, kann man es sogar zu einem Ring verbiegen, doch man muss sich davor hüten, es zu zerbrechen. Denn wenn es zerbricht, dann zerbricht auch alles andere, bis nichts mehr heil ist. Es beginnt hier und heute.
    Mumm ließ das Schwert sinken.
    Carcer sah auf und lächelte. »Schmeckt einfach nicht, oder, haha, ein Ei ohne Salz…«
    Mumm spürte, wie sich seine Hand von ganz allein bewegte… Und verharrte. Roter Zorn brannte in ihm.
    Dort war das Tier, um ihn herum. Und genau das war es, ein Tier. Nützlich, aber eben ein Tier. Man konnte es an die Kette legen, es tanzen und mit Bällen jonglieren lassen. Es dachte nicht. Es war
dumm.
Und man selbst… Man selbst war
nicht
das Tier.
    Man brauchte nicht zu tun, was es wollte. Wenn man seinen Wünschen nachgab, gewann Carcer.
    Mumm ließ das Schwert fallen.
    Carcer starrte ihn an und fand das plötzliche Lächeln im Gesicht des Kommandeurs beunruhigender als seinen Zorn. Und dann glänzte Metall in seiner Hand. Aber Mumm war bereit, packte die Hand und schlug sie immer wieder auf Keels Grabstein, bis das Messer aus den blutigen Fingern rutschte. Er drehte Carcer beide Arme auf den Rücken, zerrte ihn hoch und stieß ihn hart gegen den Stein.
    »Siehst du das am Himmel, Carcer?«, fragte sein Mund dicht am Ohr des Mannes. »Das ist der Sonnenuntergang. Und dort sind die Sterne. Und morgen Abend scheinen sie viel besser auf meinen kleinen Sam herab, weil sie nicht mehr auf dich scheinen, Carcer, denn noch bevor morgen früh der Tau von den Blättern verschwindet, bringe ich dich zu Vetinari, und wir lassen die Zeugen aussagen, viele Zeugen, und vielleicht bekommst du sogar einen Anwalt, vorausgesetzt, jemand aus der Anwaltsgilde kann dich verteidigen, ohne dass ihm speiübel wird, und dann, Carcer, bringen wir dich zum Galgen, du brauchst nicht mal zu warten, und dort kannst du hübsch baumeln. Und anschließend gehe ich nach Hause und genehmige mir vielleicht ein hart gekochtes Ei.«
    »Du tust mir weh!«
    »Da hast du verdammt Recht, Carcer!« Mumm hielt beide Arme mit stählernem Griff fest und riss sich den Ärmel ab. »Ich tue dir weh und halte mich
trotzdem
an die Vorschriften.« Er band den Stoffstreifen mehrmals um Carcers Handgelenke und verknotete ihn. »Ich sorge dafür, dass du Wasser in deiner Zelle hast. Ich sorge dafür, dass man dir das Frühstück bringt, was immer du möchtest. Ich
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