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Die Nachtwächter

Die Nachtwächter

Titel: Die Nachtwächter
Autoren: Terry Pratchett
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saubere Uniform, ohne Aufsehen zu erregen. Und sag Sybil nichts…«
    Der Gesichtsausdruck des Butlers veränderte sich, und Mumm verstand sofort.
    »Was ist mit Sybil?«
    Willikins wich zurück. Selbst ein Bär wäre zurückgewichen. »Geh nicht nach oben, Herr! Frau Zufrieden meint, sie versucht alles, aber vielleicht sollten wir… die Ärzte kommen lassen, Herr.«
    »Wegen einer Entbindung?«
    Willikins senkte den Blick. Nach zwanzig unerschütterlichen Jahren als Butler zitterte er nun. Niemand hatte unter solchen Umständen eine Konfrontation mit Mumm verdient.
    »Tut mir Leid, Herr…«
    »Nein!«, sagte Mumm scharf. »Schick niemanden zu den Ärzten! Ich kümmere mich selbst darum. Mir ist ein Doktor bekannt, der sich mit… mit diesen Dingen auskennt! Das hoffe ich für ihn!«
    Er kam rechtzeitig genug nach draußen zurück, um einen Besen bei der Landung zu beobachten. Pilot war der Erzkanzler höchstpersönlich.
    »Ich hielt es für besser, mich ebenfalls auf den Weg zu machen«, sagte Ridcully. »Kann ich irgendwie…«
    Mumm schwang sich auf den Besen, bevor der Zauberer den Satz beenden konnte.
    »Bring mich zur Funkelgasse! Das kannst du doch, oder?«, fragte er. »Es ist… wichtig!«
    »Halt dich gut fest, Euer Gnaden!«, sagte Ridcully, und Mumms Magen sank in seine Beine, als der Besen vertikal aufstieg. Er nahm sich vor, Knuddel Winzig zu befördern und ihm den Bussard zu kaufen, den er sich schon so lange wünschte. Wer dies jeden Tag zum Wohle der Stadt ertrug, konnte nicht genug belohnt werden.
    »Sieh in meiner linken Tasche nach!«, sagte Ridcully, als sie hoch über Ankh-Morpork flogen. »Ich glaube, da drin ist etwas, das dir gehört.«
    Voller Unbehagen dachte Mumm daran, was die Tasche eines Zauberers alles enthalten konnte. Er holte einen Strauß Papierblumen hervor, eine Schnur mit vielen unterschiedlichen Flaggen… und ein silbernes Zigarrenetui.
    »Es ist auf dem Kopf des Quästors gelandet«, sagte der Erzkanzler und steuerte den Besen um eine Seemöwe herum. »Hoffentlich ist es nicht beschädigt.«
    »Äh… nein«, erwiderte Mumm. »Danke. Ich, äh, stecke es zunächst zurück, in Ordnung? Derzeit habe ich leider keine Taschen.«
    Es hat den Weg zurückgefunden, dachte er. Wir sind daheim. »Und im Forschungstrakt für hochenergetische Magie erschien eine verzierte Rüstung«, fuhr Ridcully fort. »Ich kann berichten, dass sie…«
    »Völlig verbeult ist?«, fragte Mumm.
    Ridcully zögerte, denn er spürte Mumms Schuldgefühle. »Durch und durch, Euer Gnaden. Sie könnte gar nicht verbeulter sein. Vermutlich liegt’s an den Quanten.«
    Mumm fröstelte. Er war noch immer nackt, und selbst die verhasste Paradeuniform wäre ihm jetzt willkommen gewesen. Andererseits spielte es keine Rolle mehr. Schuld, Federn, Dienstabzeichen, die Kälte… Es gab andere Dinge, die wichtiger waren und immer wichtiger sein würden.
    Er sprang vom Besen herunter, noch bevor er angehalten hatte, stolperte im Kreis, fiel gegen Dr. Rasens Tür und hämmerte mit den Fäusten dagegen.
    Nach einer Weile öffnete sie sich einen Spalt breit, und eine vertraute, nur vom Alter veränderte Stimme fragte: »Ja?«
    Mumm stieß die Tür ganz auf. »Sieh mich an, Doktor Rasen!«, sagte er.
    Moosig Rasen starrte ihn an. »Keel?«, brachte er hervor. In der einen Hand hielt er die größte Spritze der Welt.
    »Unmöglich. John Keel wurde begraben. Das weißt du ja«, sagte Mumm. Er bemerkte das Instrument in der Hand des Arztes. »Meine Güte, was hast du damit vor?«
    »Ich wollte einen Truthahn mit Fett begießen, wenn du’s genau wissen willst. Wer bist du? Du siehst genauso aus wie…«
    »Nimm deinen ganzen Entbindungskram und komm mit!«, sagte Mumm. »All die komischen Werkzeuge, mit denen du so gut umgehen kannst – nimm sie mit! Jetzt sofort. Ich verspreche dir, dass ich dich zum reichsten Doktor machen werde, der jemals gelebt hat«, sagte Mumm, ein Mann, der nichts weiter trug als Schlamm und Blut.
    Rasen winkte vage in Richtung Küche. »Ich muss nur den Truthahn herausnehmen und…«
    »Vergiss den verdammten Flattermann und komm mit!«
    Mit drei Mann an Bord flog der Besen nicht besonders gut, aber es ging schneller als zu Fuß, und Mumm konnte nicht mehr laufen. Er war bereits außer Atem und erschöpft gewesen, als er zum ersten Mal zu Hause eingetroffen war. Jetzt kam es einem Test der Ausdauer gleich, nur aufrecht zu stehen. Ohne den Besen hätte er kriechen müssen.
    Nach einer Weile ging das
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