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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter
Autoren: Brett Mcbean
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spritzte in Gregs Gesicht. Greg versuchte, ihre wild um sich schlagenden Arme zu packen. Er bekam sie nicht zu fassen, wechselte die Taktik und packte sie wie bei einem Rugby-Tackle um die Hüfte. »Nein!«, brüllte Cynthia.
    Mit all seiner Kraft zerrte Greg Cynthia von dem zerbrochenen Spiegel fort Sie wehrte sich und hätte sich beinahe befreit, aber Greg warf sie auf ihr Bett und hielt sie fest. Nachdem ihr Schluchzen allmählich verklungen war und sie sich ein wenig beruhigt zu haben schien, ließ er sie los. Greg setzte sich auf, wischte sich mit dem Saum seines T-Shirts das Blut aus dem Gesicht und sagte: »Was zur Hölle war das denn?«
    Er würde morgen zur Kirche gehen und um Vergebung für seine Blasphemie bitten.
    Cynthia richtete sich auf. Sie zitterte am ganzen Körper. Ihre Augen waren ebenso rot wie das Blut, das ihre Kleidung und ihr Gesicht bedeckte.
    »Ich muss gehen«, sagte sie leise.
    »Sie können nicht gehen. Sie haben üble Schnittwunden. Sehen Sie sich nur mal Ihre Hände an. Wir müssen Sie ins Krankenhaus bringen.« Selbst von da, wo er stand, konnte Greg die Glassplitter sehen, die aus Cynthias Knöcheln ragten.
    »Mir geht's gut.« Sie erhob sich.
    »Ihnen geht's verdammt noch mal nicht gut.«
    Das wären dann zwei Ave Maria.
    »Ich kann Sie nicht gehen lassen.«
    Cynthia humpelte zur Tür.
    Greg sprang ihr in den Weg zur Tür. »Ich kann Sie nicht gehen lassen.«
    Cynthia sah zu ihm auf, und in ihrem Gesicht stand noch immer blanker Hass. »Ich werde schreien und sagen, du hättest mich angegriffen.«
    Greg blickte auf den Spiegel. Er sah mehr Blut als Glas. Er erschauderte.
    »Darauf lasse ich es ankommen.«
    »Lass mich gehen und du siehst mich nie wieder. Lass mich einfach gehen. Ich muss gehen.«
    »Warum? Warum müssen Sie gehen? Bitte, ich will Ihnen helfen. Ich weiß, dass das aus meinem Mund seltsam für Sie klingen muss, aber es ist die Wahrheit.«
    »Ich kann nicht bei dir bleiben. Du hast Blake umgebracht Du bist ein Mörder.«
    »Das war ich. Aber dieser Mensch bin ich jetzt nicht mehr.«
    »Richtig. Du trägst jetzt eine Halskette.«
    »So wie Sie.«
    »Nicht mehr lange, hoffentlich.«
    Es klopfte an der Tür.
    Eine männliche Stimme sagte: »Hallo? Hier ist der Nachtportier. Können Sie bitte die Tür aufmachen?«
    »Lassen Sie mich Ihnen helfen«, flehte Greg verzweifelt. »Ich muss Buße tun. Ich muss so vieles wieder gutmachen. Ich brauche Antworten. Ich muss einen Sinn in meinem Leben finden.« »Das muss ich auch«, erwiderte Cynthia. »Machen Sie auf«, rief der Nachtportier. »Ich rufe die Polizei, wenn Sie nicht aufmachen.«
    Greg schaute Cynthia in die Augen. Er sah eine tiefe dunkle Leere.
    Er machte einen Schritt zur Seite. Er hoffte, sie würde ihre Meinung ändern und nicht gehen. Cynthia schloss die Tür auf. Mit dem Rücken zu ihm sagte sie: »Du willst Antworten? Dann finde den Brief.« Sie öffnete die Tür.
    Der kleine glatzköpfige Nachtportier trat einen Schritt zurück, als die Tür aufging. Er hielt einen schwarzen zusammengefalteten Regenschirm in der Hand, wie ein Polizist, der einen Schlagstock hält. »Was ist hier los? Anscheinend hat jemand gehört...« Seine Augen weiteten sich. »Ist das Blut?«
    Cynthia ging über den Balkon in Richtung der Treppe. Greg konnte sie nicht gehen lassen, nicht in diesem Zustand und solange sie so stark blutete. Wieso will sie meine Hilfe nicht?
    »Cynthia, gehen Sie nicht!«, rief Greg ihr nach. Er trat aus dem Zimmer - und in die Arme des Nachtportiers. »Sie gehen nirgendwo hin. Nicht, solange ich keine Antworten habe.«
    »Fick dich.« Greg drängte sich an dem George-Costanza-Doppelgänger vorbei und rannte Cynthia hinterher. »Hey! Halt! Ich rufe die Polizei!«
    Greg ignorierte die Drohung des Nachtportiers. »Ihre Tasche!«, rief er Cynthia nach, während warmer Regen auf sein Gesicht fiel. »Sie haben Ihre Tasche vergessen!« Cynthia war schon halb die Treppe hinunter. Verdammt!
    »Ich sagte Halt!« Der Nachtportier packte Greg am Arm. Greg wirbelte herum. »Nehmen Sie Ihre Hände da weg.«
    »Wenn Sie Cynthia geschlagen haben ...«
    »Das hab ich nicht. Und jetzt lassen Sie mich gehen, bevor ich sie verliere.«
    »Nein«, erwiderte der Nachtportier unsicher.
    »Sie ist verletzt, Sie Idiot!«
    »Ihretwegen?«
    »Nein!« Greg befreite sich aus dem Griff des Mannes.
    »Schön, dann rufe ich jetzt die Polizei.«
    »Gut. Tun Sie das.« Greg hastete zur Treppe. Er durfte sie nicht verlieren. Er wollte
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