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Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs

Titel: Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs
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einfach nur mühsam war, richtig Spaß. Dies wiederum macht es den Eltern leichter, das Kind zu noch mehr Arbeit anzuhalten.
    Als Sophia beim Abschlusskonzert der Preisträger spielteund ich zusah, wie ihre flinken Finger echten Schmetterlingsflügeln gleich über die Klaviatur huschten und flatterten, war ich überwältigt von Stolz, Jubel und Hoffnung. Und ich konnte kaum den nächsten Tag erwarten, wenn wir wieder miteinander arbeiten, miteinander Neues lernen würden.

7     Tigerglück
     
    Wie jede asiatisch-amerikanische Frau Ende zwanzig hatte auch ich die Idee, ein episches Werk zum Thema Mutter-Tochter-Beziehungen über mehrere Generationen hinweg zu schreiben, einen Roman, der lose auf der Geschichte meiner eigenen Familie basierte. Das war vor Sophias Geburt, als ich in New York lebte und mir darüber klarzuwerden versuchte, ob die Arbeit in der Anwaltskanzlei an der Wall Street wirklich das Richtige für mich war.
    Mein Leben lang habe ich wichtige Entscheidungen aus den falschen Gründen getroffen, aber ich bin, Gott sei Dank, ein Glückspilz. Mein Studium in Harvard begann ich mit angewandter Mathematik im Hauptfach, weil ich dachte, das gefiele meinen Eltern; aber ich ließ es wieder, nachdem mein Vater gesehen hatte, wie ich mich mit einer über die Winterferien gestellten Aufgabe quälte, und dazu bemerkte, ich sei ja total überfordert. Was meine Rettung war. Ohne groß nachzudenken, wechselte ich zu Wirtschaftswissenschaften, weil mich das Wissenschaftliche im Namen reizte.
    Dann schrieb ich meine Abschlussarbeit über Pendelmuster in Zwei-Verdiener-Familien, und das Thema ödete mich derart an, dass ich sogar vergessen habe, welches Fazit ich zog.
    Mit dem Jurastudium begann ich vor allem deshalb, weil ich nicht Medizin studieren wollte. Ich schlug mich gut – was ich irrsinnigem Fleiß verdankte. Ich schaffte es sogar bis in die extrem konkurrenzorientierte Harvard Law Review , wo ich Jed kennenlernte und in die Chefredaktion vordrang. Insgeheim aber plagte mich der dauernde Zweifel, dass ich zur Juristerei nicht geschaffen sei. Die Rechte von Kriminellenwaren mir lang nicht so wichtig wie meinen Kommilitonen, und jedes Mal, wenn ein Professor mich aufrief, erstarrte ich. Auch war ich keine, die von Natur aus skeptisch ist und hinterfragt; ich wollte einfach alles mitschreiben, was der Professor sagte, und es auswendig lernen.
    Die Stelle in der Wall-Street-Kanzlei trat ich an, weil es der Weg des geringsten Widerstands war. Ich entschied mich für Gesellschaftsrecht, weil ich keine Gerichtsverfahren mochte. Ich machte meinen Job nicht schlecht; Überstunden machten mir nichts aus, ich begriff schnell, was die Mandanten wollten, und setzte es in Rechtsdokumente um. Aber während der ganzen drei Jahre in der Kanzlei fühlte ich mich immer wie eine Schauspielerin und fand mich lächerlich in meinem Kostüm. Bei den nächtelangen Besprechungen mit Investmentbankern, wenn sich alle anderen über die Details eines Milliardengeschäfts echauffierten, war ich in Gedanken schon beim Abendessen, und es gelang mir einfach nicht, mich für die Frage zu interessieren, ob dem Satz
     
    Jede hierin enthaltene oder durch Querverweis als hierin enthalten geltende Aussage in einem Dokument gilt für den Zweck dieses Angebotes insoweit als abgeändert oder aufgehoben, als eine hierin oder in jedem nachfolgend vorgelegten und ebenfalls durch Querverweis einbezogenen Dokument enthaltene Aussage eine solche Aussage abändert oder aufhebt
     
    der Vermerk «nach bestem Wissen des Unternehmens» vorangestellt werden sollte oder nicht.
    Jed hingegen liebte das Recht, und der Gegensatz zwischen uns zeigte mir immer deutlicher, wie fehl am Platz ich war. In seiner Kanzlei, die auf Firmenübernahmen der spätenAchtziger spezialisiert war, verfasste er mit Begeisterung Schriftsätze, stritt vor Gericht und feierte große Erfolge. Dann wechselte er in die Staatsanwaltschaft, verklagte Mafiosi und war auch davon begeistert. Zum Spaß schrieb er einen hundertseitigen Artikel über das Recht auf Privatsphäre – es floss einfach aus ihm heraus – und wurde sofort von derselben Harvard Law Review publiziert, für die wir als Studenten gearbeitet hatten. (Sie veröffentlichte so gut wie nie Artikel von Autoren, die nicht Professoren waren.) Es folgte ein Anruf vom Dekan der juristischen Fakultät von Yale, und obwohl immer ich diejenige gewesen war, die es an die Universität zog (wahrscheinlich weil mein Vater Professor
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