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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher
Autoren: Rosamunde Pilcher
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oder kaufen können. Vielleicht in Somerset. Oder in Devon. Aber es war mir ernst mit dem, was ich neulich gesagt habe: Wir gehen erst dann, wenn Podmore’s Thatch verkauft ist und die Möbel nicht mehr da sind. Ich kann den Interessenten alles zeigen, und Danus kann sich solange um den Garten kümmern.«
    »Eine hervorragende Idee. Aber er soll nicht wieder zurück in diese Hütte, er muß hier bei dir bleiben. Ich werde viel ruhiger sein, wenn ich weiß, daß du nicht allein hier bist, sondern jemanden hast, der auf dich acht gibt. Er kann Mamas Auto benutzen, und ihr könnt mich auf dem laufenden halten, wie viele Leute kommen und sich das Haus ansehen. Und wenn Mrs. Plackett will, kann sie weiterhin kommen, das heißt, bis Podmore’s Thatch verkauft ist. Sie kann gründlich Frühjahrsputz machen, und sie wird dir Gesellschaft leisten, wenn Danus anderen Leuten den Garten umgräbt.« Sie lächelte, als hätte sie das alles selbst geplant. »Wir gut sich doch alles fügt.«
    »Ich muß dir noch etwas sagen. Ich werde nicht wieder nach London kommen.«
    »Das habe ich mir gedacht.«
    »Es war so nett, daß du mir helfen wolltest, und ich war dir wirklich sehr dankbar, aber ich würde als Fotomodell nichts taugen. Ich bin viel zu befangen.«
    »Wahrscheinlich hast du recht. Du wirst dich in Gummistiefeln und mit Erde unter den Fingernägeln viel wohler fühlen.« Sie lachten. »Du bist glücklich, nicht?«
    »Ja. Ich hätte nie gedacht, daß ich noch einmal so glücklich sein könnte. Es war ein merkwürdiger Tag heute. Schrecklich schön und zugleich furchtbar traurig. Aber ich glaube, Penelope hätte es irgendwie verstanden. Ich hatte entsetzliche Angst vor der Beerdigung. Die meines Vaters war so furchtbar, daß ich mich seitdem fürchtete, noch mal zu einer zu gehen. Aber es war ganz anders, als ich mir vorgestellt hatte. Eigentlich mehr wie eine Feier.«
    »So hatte ich es mir gewünscht. Und ich habe es so geplant. Aber jetzt.« Olivia gähnte. »Jetzt haben wir es hinter uns. Es ist vorbei. «
    »Du siehst müde aus.«
    »Das habe ich heute abend schon einmal gehört. Es bedeutet gewöhnlich, daß ich alt aussehe.«
    »Nein, das tust du nicht. Geh am besten nach oben und nimm ein Bad. Mach dir keine Sorge wegen des Essens. Es ist noch etwas Suppe in der Speisekammer, und ich habe Lammkoteletts gekauft. Wenn du willst, bringe ich dir einen Teller hoch, und du kannst im Bett essen.«
    »So alt und müde bin ich nun auch wieder nicht.« Olivia stemmte sich vom Tisch ab und streckte ihren schmerzenden Rücken. »Aber der Vorschlag mit dem Baden ist gut. Ich werde ihn sofort befolgen. Würdest du mich bitte bei Mr. Enderby entschuldigen, falls er geht, ehe ich wieder unten bin?«
    »Natürlich.«
    »Und richte ihm bitte schöne Grüße aus und sag ihm, ich würde ihn anrufen.«
    Als Danus und Mr. Enderby ihr Gespräch fünf Minuten später beendet hatten und in die Küche kamen, stand Antonia am Spülbecken und schabte Möhren. Sie drehte sich lächelnd um und wartete darauf, daß sie etwas sagten, daß einer von ihnen erklärte, worüber sie sich unterhalten hatten. Aber keiner machte den Mund auf, und angesichts dieser Demonstration männlicher Solidarität hatte sie nicht den Mut zu fragen. Statt dessen richtete sie dem Anwalt aus, was Olivia ihr aufgetragen hatte.
    »Sie ist ziemlich müde, und sie ist nach oben gegangen, um ein Bad zu nehmen. Aber sie hat mir gesagt, ich soll Sie grüßen, und Sie möchten sie bitte entschuldigen. Sie hofft, daß Sie Verständnis dafür haben.«
    »Aber natürlich.«
    »Sie wird Sie anrufen.«
    »Vielen Dank, daß Sie es ausgerichtet haben. Und nun muß ich los. Meine Frau erwartet mich zum Essen.« Er nahm seine Aktenmappe in die linke Hand. »Auf Wiedersehen, Antonia.«
    »Oh.« Antonia hatte nicht mit einem Handschlag gerechnet und wischte sich hastig die Hand an der Schürze ab. »Auf Wiedersehen, Mr. Enderby.«
    »Alles Gute.«
    »Danke.«
    Er wandte sich zum Gehen und verließ gefolgt von Danus, die Küche. Antonia kümmerte sich wieder um die Möhren, aber mit ihren Gedanken war sie nicht bei der Arbeit. Warum hatte er ihr alles Gute gewünscht, und was war eigentlich los? Danus hatte nicht gerade niedergeschmettert ausgesehen. Vielleicht war es doch etwas Gutes. Vielleicht - ein tröstlicher Gedanke - hatte Mr. Enderby Gefallen an Danus gefunden, als sie zusammen Tee tranken, und ihm angeboten, ihm bei der Beschaffung eines Darlehens für ihre Gärtnerei zu helfen.
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