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Die Meistersinger von Nürnberg

Die Meistersinger von Nürnberg

Titel: Die Meistersinger von Nürnberg
Autoren: ekz.bibliotheksservice GmbH
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Dornenhecken
die Eule rauscht' hervor,
tät' rings mit Kreischen wecken
der Raben heis'ren Chor:
    Beckmesser: Jeden Fehler groß und klein
seht genau auf der Tafel ein.
    Die Meister (ohne Sachs und Pogner) :
Jawohl, so ist's!
    Walther: in nächt'gem Heer zu Hauf
wie krächzen all' da auf
mit ihren Stimmen, den hohlen,
die Elstern, Kräh'n und Dohlen!
    Beckmesser: »Falsch Gebänd«, »unredbare Worte«,
»Klebsilben«, hier »Laster« gar;
    Die Meister (ohne Sachs und Pogner) :
Ich seh' es recht!
Mit dem Herrn Ritter steht es schlecht.
Mag Sachs von ihm halten, was er will,
hier in der Singschul' schweig' er still!
    Sachs (beobachtet Walther entzückt) :
Ha, welch ein Mut!
Begeisterungsglut! –
    Walther: Auf da steigt
mit gold'nem Flügelpaar
ein Vogel wunderbar:
sein strahlend hell Gefieder
licht in den Lüften blinkt;
    Beckmesser: »Äquivoca«, »Reim am falschen Orte«,
»verkehrt«, »verstellt« der ganze Bar;
ein »Flickgesang« hier zwischen den Stollen;
    Pogner: Jawohl, ich seh's, was mir nicht recht:
mit meinem Junker steht es schlecht!
    Die Meister (ohne Sachs und Pogner) :
Bleibt einem jeden doch unbenommen,
wen er sich zum Genossen begehrt!
    Sachs: Ihr Meister, schweigt doch und hört!
    Walther: schwebt selig hin und wider,
zu Flug und Flucht mir winkt.
Es schwillt das Herz
vor süßem Schmerz,
    Pogner: Weich' ich hier der Übermacht,
mir ahnet, daß mir's Sorge macht.
    Die Meister (ohne Sachs und Pogner) :
Wär' uns der erste best'willkommen,
was blieben die Meister dann wert?
    Sachs (inständig) :
Hört, wenn Sachs Euch beschwört!
    Beckmesser: »blinde Meinung« allüberall;
    Sachs: Herr Merker da, gönnt doch nur Ruh'!
    Beckmesser: »unklare Wort'«, »Differenz«,
hier »Schrollen«,
da »falscher Atem«, hier »Überfall«.
    Walther: der Not entwachsen Flügel;
es schwingt sich auf
zum kühnen Lauf,
aus der Städte Gruft
zum Flug durch die Luft,
dahin zum heimischen Hügel;
    Sachs: Laßt and're hören, gebt das nur zu!
Umsonst! All eitel' Trachten!
Kaum vernimmt man sein eig'nes Wort!
    Beckmesser: Ganz unverständliche Melodei!
Aus allen Tönen ein Mischgebräu!
    Sachs: Des Junkers will keiner achten.
Das nenn' ich Mut, singt der noch fort!
    Pogner: Wie gern säh' ich ihn angenommen,
    Walther: dahin zur grünen Vogelweid',
wo Meister Walther einst mich freit';
da sing' ich hell und hehr
der liebsten Frauen Ehr';
    David und die Lehrbuben (sind von der Bank aufgestanden und nähern sich dem Gemerk, um welches sie einen Ring schließen und sich zum Reigen ordnen) :
Glück auf zum Meistersingen,
mögt Ihr Euch das Kränzlein erschwingen!
    (Sie fassen sich an und tanzen im Ringe immer lustiger um das Gemerk.)
    Beckmesser: Scheutet Ihr nicht das Ungemach,
Meister, zählt mir die Fehler nach!
    Die Meister (ohne Sachs und Pogner) :
Hei wie sich der Ritter da quält!
    Pogner: als Eidam wär' er mir gar wert;
    Sachs: Das Herz auf dem rechten Fleck:
ein wahrer Dichter-Reck'!
    Walther: auf dann steigt,
ob Meister-Kräh'n ihm ungeneigt,
das stolze Minnelied. –
    David und die Lehrbuben: Das Blumenkränzlein aus Seiden fein
wird das dem Herrn Ritter beschieden sein?
    Beckmesser: Verloren hätt' er schon mit dem acht':
doch so weit wie der hat's noch keiner gebracht!
    Pogner: nenn' ich den Sieger jetzt willkommen,
wer weiß, ob ihn mein Kind erwählt?
    Die Meister (ohne Sachs und Pogner) :
Der Sachs hat ihn sich erwählt! –
(Lachend.) Hahaha!
    Sachs: Mach' ich, Hans Sachs, wohl Vers' und Schuh',
ist Ritter der und Poet dazu.
    Die Meister (ohne Sachs und Pogner) :
's ist ärgerlich gar!
Drum macht ein End'!
    Beckmesser: Wohl über fünfzig, schlecht gezählt!
Sagt, ob Ihr Euch den zum Meister wählt?
    Pogner: Gesteh ich's, daß mich das quält,
ob Eva den Meister wählt!
    Die Meister (ohne Sachs und Pogner) :
Auf, Meister, stimmt
und erhebt die Händ'!
    (Die Meister erheben die Hände.)
    Walther: Ade, Ihr Meister, hienied'!
    Beckmesser: Nun, Meister, kündet's an!
    Die Meister (ohne Sachs und Pogner) :
Versungen und vertan!
    (Er verläßt mit einer stolzen verächtlichen Gebärde den Stuhl und wendet sich rasch zum Fortgehen.)
    (Alles geht in Aufregung auseinander; lustiger Tumult der Lehrbuben, welche sich des Gemerks des Singstuhls und der Meisterbänke bemächtigen, wodurch Gedränge und Durcheinander der nach dem Ausgange sich wendenden Meister entsteht.)
    (Sachs, der allein im Vordergrunde geblieben, blickt noch gedankenvoll nach dem leeren Singestuhl, als die Lehrbuben auch diesen erfassen. Während
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