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Die Mädchen (German Edition)

Die Mädchen (German Edition)

Titel: Die Mädchen (German Edition)
Autoren: Oliver Döhring
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gefunden. Ich hoffe, ihr werdet glücklich
und habt bald ganz viele Kinder, die euch die Haare vom Kopf fressen.“
    Jetzt ging sie zu weit. Es war
etwas anderes, wenn sie ihn beleidigte. Er konnte sich wehren. Aber Luisa ging
sie gar nichts an.  
    „Mach doch, was du willst.“
    Er wandte sich von ihr ab und
verließ die Diele. Sie rief ihm noch etwas nach, aber er hörte nicht mehr hin.
Er war ohnehin spät dran. Und eigentlich hatte er schon vor Wochen aufgegeben herauszufinden,
was in Doreen vorging. Er war sicher, das konnte niemand. Er hatte jedenfalls
noch niemals jemanden getroffen, der so selten das meinte, was er sagte.
Verdammt! Er tat es schon wieder. Es war wirklich zum Verrücktwerden. Da genügte
ein Treffen im Hausflur mit ihr und schon übernahm sie wieder einen zentralen
Punkt in seinen Gedanken. Dabei sollte ihn weit Wichtigeres beschäftigen als
dieser bescheuerte Kleinkrieg mit Doreen.
     
    Luisa Bartelt sah einen
Augenblick gedankenverloren auf die Tür, die Timo soeben hinter sich zugezogen
hatte. Sie fragte sich, was das alles zu bedeuten hatte. Seit sechs Wochen war
sie mit ihm zusammen. Kennen gelernt hatten sie sich in einem Café in der
Innenstadt, als sie, vor ihm an der Kasse stehend, ihm versehentlich ihren
Becher Kaffee auf die Hose gekippt hatte. Es war in ihrem Stammcafé am
Pferdemarkt, das sie seit etwa einem halben Jahr mindestens jeden zweiten
Samstag gegen Mittag mit ihrer besten Freundin besuchte. Das erste Mal war er
ihr etwa zwei Monate vorher aufgefallen, groß und blond, mit sportlicher Figur
und stechend grünen Augen. Seitdem hatte sie jedes Mal gehofft, dass er
vielleicht auch wieder da sein würde, was dann auch ein paar Mal der Fall war,
aber angesprochen hätte sie ihn niemals. Dazu war sie viel zu zurückhaltend,
was Männer anging.
    Das Missgeschick dann hatte ihr
geholfen und sie hatte vorgeschlagen, die Reinigung zu übernehmen, was er
wiederum bestimmt abgelehnt hatte. Daraufhin hatte sie darauf bestanden, ihn zumindest
auf seinen Kaffee einzuladen. Dagegen hatte er nichts und aus dem harmlosen
Flirt war schließlich das hier geworden. Sie konnte es nicht anders bezeichnen
als das hier , weil sie keine Ahnung hatte, was es genau war, das sich
zwischen ihnen entwickelt hatte.
    Sie hatte ihn sehr gern und das
bezog sich nicht nur auf sein Äußeres. Sie mochte seine Ansichten, seine Art
und sie hatte viel Spaß bei allem, was sie gemeinsam unternahmen. Doch auch
wenn sie das Gefühl hatte, dass es ihm mit ihr genauso ging, ließ er sie
irgendwie nicht so richtig an sich heran und das zog sich durch alle Bereiche.
Während sie ihm in aller Ausführlichkeit den Grund für das Scheitern ihrer
letzten Beziehung erläutert hatte, hatte er sich bedeckt gehalten. Er hatte lediglich
Andeutungen gemacht, dass seine letzte Erfahrung eher unerfreulich gewesen war,
aber ins Detail gehen mochte er nicht. Schön, zur Not konnte sie das ja sogar
noch nachvollziehen, wenn das dann alles gewesen wäre.
    Da war zum einen seine Wohnung. Diese
Nacht war erst die zweite, die sie dort verbracht hatte. Die letzten vier
Wochen hatten sie jede Nacht in ihrer Wohnung geschlafen. Sie hatte sich schon
gefragt, ob er ein Messie war oder ob es sonst irgendwelche Dinge in der
Wohnung gab, die sie nicht sehen durfte, aber beides war nicht der Fall. Im
Gegenteil, er hatte eine sehr schöne Wohnung, sowohl von der Lage als auch von
der Einrichtung, und er war super ordentlich. Er war also einfach noch nicht
bereit gewesen, sie näher an sich und in sein Leben zu lassen, aus welchem
Grund auch immer.
    Er wohnte im zweiten Stock in einem
typischen, alten Lübecker Stadthaus direkt vor den Toren des Stadtkerns. Schon
von außen hatte es ihr dort sofort gefallen. Die Fassade war in einem Gelbton
gehalten und vor kurzem übergestrichen worden und die weißen Fensterrahmen
waren reichlich verziert. Die Wohnung selbst war sehr modern eingerichtet und
bewies einen Geschmack, der selten bei einem Mann zu finden war. Er hatte
behauptet, gerade erst neue Möbel angeschafft zu haben, weil er das zuvor
ausgewählte Schwarz nicht mehr sehen konnte. Im Wohnzimmer standen zwei helle
Sofas aus einer Art Alcantara, ein dazugehöriger Sessel und in deren Mitte ein
ovaler Glastisch. Einen Schrank hatte Timo nicht, aber an der rechten Wand war
ein Regal aus braunem Holz angebracht, auf dem Gläser, Bücher, CDs und allerlei
technisches Equipment standen. Gegenüber der Fensterfront mit Balkontür hatte
er sich eine
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