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Die Macht der Steine

Die Macht der Steine

Titel: Die Macht der Steine
Autoren: Greg Bear
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Fahnenmasten. Die Turbulenzen der landenden Maschine brachten sie kurz zum Flattern.
    Die Tür öffnete sich. Die Lufttemperatur war nicht so niedrig, wie Arthur eigentlich erwartet hatte, aber es war immer noch kalt genug. Kahn ging an ihnen vorbei und stellte sich in die Schleuse. Wenn ein Simulacrum über eine innere Stimme verfügte, dann meldete sie sich jetzt und legte ihm nahe, zu verschwinden und so viele Kilometer wie möglich zwischen sich und Thule zu bringen.
    Er ging die Rampe hinunter. Unter der Klimakuppel der Stadt regte sich kein Lüftchen. Alles war ruhig.
    Es erschien niemand zu ihrer Begrüßung.
    »Erwärme bitte die Luft«, sagte Kahn, wobei seine Stimme sich an den entfernten Wänden brach. Nach wenigen Sekunden wurde die Temperatur erträglicher. »Etwas hat reagiert«, sagte er zu den anderen.
    »Du bist schließlich der Architekt«, stellte Jeshua fest. »Warum sollte die Stadt sich dann deinen Anordnungen widersetzen?«
    »Wiederauferstehung hat sich mir widersetzt«, sagte Kahn.
    »Ist Thule denn anders?« fragte Arthur.
    »Ja«, bestätigte Kahn. »Wir müssen vorsichtig sein.«
    Thinner nickte und sicherte mit einem ruhigen, aber aufmerksamen Gesichtsausdruck.
    Vom entgegengesetzten Ende des Platzes ertönte ein Laut wie ein Windstoß, der durch eine schmale Öffnung pfiff. Dann erschien ein Licht, das sich beim Näherkommen in einen aus Kristallstäben bestehenden Pyramidenrahmen verwandelte. Innerhalb dieses Rahmens befand sich eine kleinere, massive Pyramide, die anscheinend aus Gold bestand und ein warmes Licht emittierte. Kahn konnte sie nicht identifizieren – keines der von ihm konzipierten Stadt-Teile hatte so ausgesehen, nicht einmal in Thule. Möglicherweise hatte Pearson solche Teile später nachgerüstet.
    Die innere Pyramide drehte sich im Rahmen, und dieselbe sonore Stimme ertönte: »Willkommen, Erbauer. Thule hat deine Rückkehr schon erwartet. Deine Begleiter sind ebenfalls willkommen.«
    »Welche Dienststelle repräsentierst du?« fragte Kahn.
    »Ich bin der Religions-Koordinator.«
    »Dürfte ich den Architekten kontaktieren?«
    »Deine stellvertretende Dienststelle ist außer Betrieb«, erwiderte die Pyramide.
    »Wer hat dich konstruiert?«
    »Ich bin ein Produkt von Pearson.«
    »Du weißt, aus welchem Grund ich hier bin?« erkundigte Kahn sich.
    »Du bist hier, um dich mit dem Bifrost zu befassen.«
    »Und wer bin ich?«
    »Du bist ein Abbild des Archon, Kahn.«
    »Wo ist Kahn?«
    »Steht vor mir.«
    »Und das Original?«
    »Transformiert.«
    Kahn schwieg einen Moment lang und fragte sich, welche taktischen Maßnahmen er jetzt treffen sollte. »Wo ist das Bifrost?«
    »Im zentralen Amphitheater.«
    »Funktioniert es noch?«
    »Es ist intakt, aber nur du kannst es aktivieren.«
    »Ich verstehe.« Er verstand indes überhaupt nichts. Er war verwirrter als je zuvor. »Bring uns bitte dorthin.«
    »Selbstverständlich.« Die Pyramide schwebte langsam über die Plattform. »Wenn ihr mir folgen wollt…«
    Sie gingen über den Platz, unter den bläßlichen türkisfarbenen Bögen hindurch und einen Korridor entlang, dessen Wände und Decke aus in geometrischen Mustern strukturierten Eiskristallen zu bestehen schienen. Sie erreichten eine um einen Abwärmeschacht verlaufende Galerie, und die Pyramide hielt an.
    »Mit diesem Transportmittel gelangt ihr in die unteren Sektionen«, sagte sie. Der am Abwärmeschacht parkende Gleiter glich einer riesigen Schneeflocke, die im kalten weißen Licht glitzerte, das von dem hundert Meter über ihnen befindlichen Abzug reflektiert wurde.
    »Wenn wir ankommen«, sagte Kahn, »möchte ich vier Terminals in Bereitschaft und Zugang zu ComNet haben.«
    »Das läßt sich alles arrangieren«, versprach die Pyramide mit angenehmer Stimme.
     
    Matthäus stand in der schneebedeckten Ebene nördlich von Thule. Sein Flugzeug und vier ›Kleiderständer‹-Stadt-Teile warteten hinter ihm, wobei ein Stadt-Teil einen tragbaren Klimagenerator bei sich hatte. Er ging zu einem Haufen steifer, besudelter Körper und schaute mit gerunzelter Stirn auf sie hinab.
    Jede andere Stadt hatte seinen Stadt-Teilen Zutritt gewährt… Thule hatte sie zurückgewiesen. Mit einer Hand kratzte er das Eis ab und zuckte zurück. Es war ein menschlicher Körper, ein Leichnam mit mumifizierter, aber intakter Haut, dessen Gesicht zu einem spöttischen Grinsen verzogen war. Die Cyborgs von Wiederauferstehung lagen zwischen den jahrhundertealten Leichen der Bevölkerung von
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