Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht der Medusa

Die Macht der Medusa

Titel: Die Macht der Medusa
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
normale Leben hinein.
    Die Frau hatte jetzt aufgehört zu reden. Sie war beinahe am Ende ihrer Kräfte. Nur noch mühsam stützte sie sich an der Heckscheibe ab, und es sah aus, als könnten ihre Beine sie kaum noch tragen.
    Ich überließ Jane Collins das Feld, die beruhigend auf die Person einsprach. Sie redete mit leisen Worten, sie faßte die Frau dabei auch an, die es mit sich geschehen ließ.
    Es war nicht genau herauszuhören, ob sie weinte oder etwas anderes tat. Jedenfalls schien sie froh gewesen zu sein, Helfer gefunden zu haben, denn sie klammerte sich jetzt an Jane fest und schüttelte immer wieder den Kopf.
    »Bitte, beruhigen Sie sich. Sie müssen sich erholen. Wenn es soweit ist, reden wir. Okay?«
    Die Frau schaute Jane aus kurzer Distanz ins Gesicht. Dann preßte sie wieder die gleichen Worte hervor. »Schlangen und Blut... Schlangen und Blut...«
    »Ja, Madam, das haben wir gehört. Aber wir wissen nicht, was Sie damit meinen.«
    »Es gibt sie.«
    »Ja, das denken wir uns auch. Es gibt Schlangen, und es gibt Blut. Was ist so schlimm daran? Mögen Sie keine Schlangen? Und können Sie auch kein Blut sehen?«
    Jane erhielt keine Antwort. Statt dessen rutschten die Arme der bedauernswerten Person von ihren Schultern ab. Die Frau sackte zusammen. Noch bevor sie den Boden berühren konnte, hatte ich schon zugegriffen und sie abgestützt. Auch Jane hielt sie fest und fragte mich: »Was machen wir mit ihr?«
    »Ganz einfach. Wir nehmen sie mit.«
    »Zu Lady Sarah?«
    »Warum nicht?«
    Jane zuckte die Achseln. »Naja, wie du meinst, das wird wohl am besten sein.« Sie war es dann, die der Unbekannten den Vorschlag unterbreitete und erntete ein Nicken als Einverständnis. Die Detektivin erkundigte sich noch nach ihrem Namen, und wir verstanden auch die Antwort.
    »Rita Forman«, flüsterte sie.
    »Okay, Rita, wir nehmen Sie jetzt mit zu uns. Dort können Sie sich etwas erholen und uns alles erzählen, was Sie bedrückt. Vertrauen Sie uns, Rita.«
    Sie sagte nichts mehr, ließ sich aber widerstandslos auf die Rückbank schieben.
    Ein anderes Fahrzeug tanzte heran. Das Licht der beiden hellen Glotzaugen bewegte sich auf und nieder und erwischte auch uns in den entsprechenden Intervallen. Ob der Fahrer mitbekommen hatte, was hier abgelaufen war, wußten wir nicht. Er hielt jedenfalls nicht an, sondern fuhr vorbei.
    Ich zog die Tür zu und drehte mich vor dem Anschnallen nach hinten um.
    Rita Forman saß schräg auf der Bank. Sie hielt die Augen geschlossen und holte durch einen schmalen Mundspalt Luft. Auf ihrem Gesicht schimmerte noch immer der Schweiß, das dünne graue Kleid klebte am Körper. Die Haare mußten einmal schwarz gewesen sein. Jetzt waren sie von grauen Strähnen durchzogen, waren auch ungekämmt und wirkten ungepflegt. Ich war bemüht, mir ein vorurteilsfreies Bild zu machen. Diese Frau mußte Schlimmes hinter sich haben, und dieser Vorgang stand in Verbindung mit Schlangen und Blut.
    Da kamen zwei Dinge zusammen, die meiner Ansicht nach nicht zusammen gehörten. Ich suchte nach einer Erklärung, während Jane mittlerweile den Golf gestartet hatte.
    Schlangen, die in Blut badeten? Hatte sie davon geträumt und war durch den Traum so geschockt worden, daß sie einfach nur fluchtartig losgerannt war?
    »Woran denkst du, John?«
    »Über Rita denke ich nach. Ich frage mich auch, ob wir sie zu einen Arzt bringen sollen.«
    Jane Collins schüttelte den Kopf. »Ich bin dagegen. Oder vielleicht bringen wir sie später zu einem Arzt. Ich denke, daß sie bei Lady Sarah zunächst einmal gut aufgehoben ist. Sarah wird dafür sorgen, daß sie sich erholen kann. Danach erfahren wir sicherlich mehr über ihre seltsamen Erlebnisse.«
    »Oder über das, was sie sich eingebildet und vielleicht auch nur geträumt hat.«
    »Daran glaube ich nicht.«
    »Und warum nicht?«
    »Es war nicht gespielt, John, sondern verdammt echt. Sie lag ja in meinen Armen. Da habe ich gespürt, wie schlecht es ihr ging. Sie stand unter einem verdammten Druck, und sie hat, davon gehe ich aus, jedes Wort ernst gemeint.«
    »Schlangen und Blut«, wiederholte ich nachdenklich.
    Wir fuhren auf London zu.
    Der Fluß befand sich nicht mehr an unserer Seite. Die Romantik war verschwunden, was auch an Rita Forman lag. Sie sagte nichts mehr und blieb stumm. Ich wunderte mich darüber und schaute hin und wieder in den Fond.
    Die Frau saß dort so, wie wir sie hingesetzt hatten. Ohne sich zu bewegen. Sie hatte die Augen fast geschlossen. So wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher