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Die Löwin

Die Löwin

Titel: Die Löwin
Autoren: Iny Lorentz
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hat.«
    »Auf Amadeo!« Der Herzog hatte beschlossen, all die schlechten Eigenschaften und Handlungen vergessen zu machen und den Ruf seines toten Neffen so zu erhalten, wie es eines Caetani von Molterossa würdig war. Er betrachtete Rodolfo, dessen rebellischer Geist ihn vor Jahren dazu gebracht hatte, diesem Neffen die Tür zu weisen, und fand, dass er damals richtig gehandelt hatte. Nur in der Fremde und ganz auf sich allein gestellt hatte Rodolfo zu dem Mann reifen können, der er heute war. Auch wenn die endgültige Auseinandersetzung mit Mailand noch bevorstand, fand Arnoldo Caetani, dass er zumindest mit dem bisher Erreichten zufrieden sein konnte. Er trank einen Schluck und betrachtete dann Caterina. Sie war keine Schönheit, aber anziehend genug, um einen Mann an sich fesseln zu können. Außerdem hatte sie den Mut einer Löwin und einen Überblick, den gelehrte Männer einer Frau absprachen. Sie würde die Mutter prächtiger Söhne werden können. Sein Blick wanderte zurück zu Rodolfo und er überlegte, ob er bei den beiden Schicksal spielen sollte. Dann sagte er sich, dass er abwarten musste, wie Mars und Fortuna über die Zukunft der Stadt und der Menschen darin entscheiden würden.
    »Auf Molterossa«, rief er aus und richtete seine Gedanken in eine Zukunft, in der Mailand keine Gefahr mehr für den päpstlichen Staat und damit auch für sein kleines Herzogtum sein würde.

13.
    D ie fieberhafte Spannung stieg an, je weiter die Zeit fortschritt. Der zweite Tag nach der Schlacht verging, ohne dass die Wachen auf dem Turm das Nahen des erwarteten Feindes meldeten. Auch am dritten Tag blieb alles ruhig und am vierten tat sich ebenfalls nichts. Als der fünfte Tag heraufdämmerte, hielt Rodolfo es nicht mehr aus. Er rief Gaetano zu sich und befahl ihm, zehn Trabanten in voller Rüstung zu sammeln und die Pferde satteln zu lassen. Mit dieser Begleitung brach er auf, um nach dem Feind Ausschau zu halten. Caterina und der Herzog sahen ihm vom höchsten Turm aus nach, bis er in der Ferne verschwunden war, und beteten stumm für seine sichere Rückkehr. Als der Abend kam, ohne dass sie eine Botschaft von ihm erhalten hatten, nahmen sie fast schon an, dass ihre Befürchtungen sich bewahrheitet hatten und Rodolfo dem Feind in die Hände gefallen war. Ihre Besorgnis steigerte sich ebenso wie ihre Verwunderung, denn der nächste Tag verging, ohne dass Rodolfo zurückkehrte oder ein feindliches Heer auftauchte.
    Am späten Nachmittag des dritten Tages erschien Rodolfo mit seiner Eskorte ebenso unbeschadet, wie er aufgebrochen war. Als er den großen Saal der Burg betrat, in dem sein Onkel und Caterina auf ihn warteten, wirkte er fassungslos. »Es ist unglaublich, scheint aber wahr zu sein!«, rief er ihnen schon an der Tür zu. »Pandolfo Malatesta ist nicht weiter auf uns vorgerückt, sondern hat bereits am Tag unserer Schlacht kehrtgemacht und ist in Eilmärschen nach Norden gezogen.«
    Während der Herzog verwundert den Kopf schüttelte, atmete Caterina auf. »Damit haben wir eine Galgenfrist gewonnen, die wir nützen müssen. Vielleicht gelingt es uns doch noch, Verbündete zu finden, die uns mit Truppen unterstützen. Weder Florenz noch der Heilige Vater in Rom können zulassen, dass Mailands Macht sich ungehemmt ausbreitet, sonst werden sie von Gian Galeazzo Visconti verschlungen.«
    Arnoldo Caetani nickte. »Wir werden diese unerwartete Möglichkeit nutzen, meine Liebe. Du und Bianca, ihr reist nach Rom und verhandelt in meinem Namen. Einer deiner Onkel ist dort Bischof und wird dir gewiss helfen, bis zum Heiligen Vater selbst vorzudringen. Rodolfo soll das entsprechende Geleit für dich zusammenstellen. Morgen früh wirst du abreisen.«
    Caterina wandte sich ihm mit einer so heftigen Bewegung zu, dass sich eine Strähne aus ihrer Frisur löste. »Ihr wollt mich doch nur in Sicherheit bringen, weil Ihr nicht an unseren Erfolg glaubt!«
    Sie hatte nicht ganz Unrecht, doch der alte Herr blieb unerbittlich. »Du reist! Das ist ein Befehl, den ich meiner Condottiera erteile. Werde in meinem Namen in Rom vorstellig und rette Molterossa. Inzwischen müsste doch die letzte in Purpur gewandete Schlafmütze begriffen haben, was die Stunde geschlagen hat. Wenn die Kirchenfürsten statt eines Papstes einem Visconti die Hand küssen wollen, sollen sie von mir aus weiterschlafen. Doch wenn das Reich des heiligen Petrus erhalten bleiben soll, müssen sie handeln.«
    Rodolfo stimmte dem Herzog vorbehaltlos zu, denn der
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