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Die Liebesverschwörung

Die Liebesverschwörung

Titel: Die Liebesverschwörung
Autoren: Heinz G. Konsalik
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konnte sie jetzt einfach keine Rücksicht nehmen.
    Sie bemerkte nicht in ihrer Anspannung, daß der alte Meerkamp keineswegs zu Bett gegangen war. Er stand vielmehr im Schatten eines Baumes und beobachtete schmunzelnd die Szene. Richtige Kindsköpfe waren sie allesamt, die Herrschaften. Aber das war schon immer so gewesen. Früher hatten sich die jungen Herren beim Studium in ihren Kneipen und mit ihrem Studentenulk ein bißchen die Hörner abgestoßen. Und die jungen Damen waren so streng gehalten worden, daß sie nur heimlich über Poesiealben und in der Laube beim Austausch von Tanzstundenheimlichkeiten kichern konnten, bevor der Ernst des Lebens begann. Heute wurden sie alle irgendwie später erwachsen. Sie hatten jede Freiheit. Es ging ihnen gut. Zu gut vielleicht? Na, es würde sich schon alles wieder einrenken. Fritz Meerkamp hatte schon viele Stürme miterlebt. Und hinterher, wenn die Sonne wieder rauskam, war der Himmel immer ganz besonders blank.
    Laura fuhr durch das breite Sandsteintor, die Bäume des Parks schienen ihr zum Abschied zuzuwinken. Es war die Vertreibung aus ihrem Paradies. Und wie Eva hatte sie selber schuld daran.
    Wohin soll ich jetzt bloß?, dachte Laura bänglich. Im Auto kann ich nicht bleiben, bis es hell wird. In ein Hotel möchte ich nicht gehen, weil ich so ohne Gepäck und ohne Strümpfe einen verlotterten Eindruck machen würde, selbst, wenn es mir gelänge, den Mantel zusammenzuhalten, daß man das Nachthemd nicht sieht.
    Zu Herrn und Frau v. Pluttkorten darf ich um diese Stunde auf keinen Fall fahren. Die alten Herrschaften könnten sich zu Tode erschrecken, wenn sie mich so sehen. Und zu Mike … na, zu ihm möchte ich zu allerletzt. Das halte ich einfach nicht durch. Ich habe nicht einmal einen Schlüssel. Da müßte ich vor der Tür warten und würde total die Nerven verlieren.
    Nach Berlin kann ich in diesem Zustand erst recht nicht. Also?
    Ach, du lieber Himmel!
    Allmählich war sie voller Selbstmitleid. Dann beschloß sie: Ich fahre einfach einen Ort weiter, wo mich mit Sicherheit niemand kennt, und da täusche ich eine Panne vor und benehme mich möglichst geschickt und kühl, dann werde ich schon in ein Hotel hineinkommen, ohne Argwohn zu erregen. Geld habe ich zum Glück bei mir. Ausweis auch.
    Sie hatte das Bedürfnis, sich noch einmal umzuwenden nach Berckenhof. Doch sie rief sich zur Ordnung. Was man eingebrockt hat, muß man auslöffeln, sagte sie sich. Laura gab Gas. Ihre Augen blieben trocken.
    Sie bog auf die Bundesstraße ein, die einen Bogen um Engenstedt herum beschrieb, und fuhr fast mechanisch dahin. Da wurde sie mit einem Ruck hellwach. Goldglänzend im Licht ihres Scheinwerfers, schnürte ein Fuchs über die Straße. Er verhielt schimmernd einen Moment mitten in der Gefahrenzone. Laura bremste. Sie war wieder voll konzentriert. Da verfügte sich Reinicke in majestätischer Ruhe auf die andere Seite der Chaussee und verschwand zwischen dem niedrigen Gesträuch, das die Straße säumte.
    Es war ein märchenhafter Anblick gewesen. Fast unwirklich. Irgendwie hatte Laura das Gefühl, der Fuchs müsse ihr Glück bringen. Hatte er sie nicht sogar angesehen? Mit einem funkelnden Blick? Oder bildete sie sich das ein?
    Jedenfalls hat er mich aufgeweckt, dachte sie. Jetzt gehe ich erst einmal mit mir selber zu Rate. Morgen ist auch ein Tag. Da werde ich die Dinge in die Hand nehmen. Das Hotel ›Zur Post‹ in dem kleinen Ort sah nett aus, alt und ein bißchen romantisch. Laura parkte das Auto ein Stück entfernt und stieg mit klopfendem Herzen aus. Daß man als Frau so unselbständig sein mußte! Über einen männlichen Gast um diese frühe, allzufrühe Tageszeit hätte sich wohl niemand gewundert, doch bei einer Frau machte es einen recht verdächtigen Eindruck, wenn sie ohne Sack und Pack durch die Gegend gondelte.
    Der Ort war eher ein Dorf als eine Stadt. Die Straße lag in völligem Schweigen. Laura ging zur Tür des Hotels. Natürlich war sie verschlossen. Alles stockdunkel, verlassen, tot.
    Sie drückte noch einmal die Klinke hinunter. Nichts. Aber daneben war ja eine Klingel! Sie atmete tief ein und drückte beherzt auf den Knopf. Wenn sie, passend zur idyllischen Straße, einen sanften Glockenton erwartet hatte, so sah sie sich völlig getäuscht.
    Ein schrilles Signal gellte durchs Haus, als müsse eine Feuerwehrwache zum Einsatz befohlen werden. Fast zum gleichen Zeitpunkt erschütterte Hundegebell aus mehreren rauhen Kehlen die Mauern. Eine Männerstimme
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