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Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)

Titel: Die Liebe ist ein Dieb und der Pirat der Träume (German Edition)
Autoren: Claire Garber
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Ursprünge des Wortes „kaputt“ informiert.
    „Hi, hier ist Gabriel, ich kann im Moment nicht ans Telefon kommen, aber wenn Sie eine Nachricht hinterlassen, rufe ich zurück.“
    Ich kann im Internet auch so gut wie alle Bilder sehen, die man sich nur vorstellen kann. Ich habe mir das Innere eines Atoms angeschaut, die Farbe der Marsoberfläche, was meine Cousine zweiten Grades kürzlich in Sydney auf ihrer Geburtstagsparty getragen hat, und ich habe den Gesichtsausdruck von Nelson Mandela gesehen, an dem Tag, als er aus dem Gefängnis entlassen wurde. Aber das Neueste, was das Internet mir offenbart hat, das größte Geschenk von allen, sind die Fotos meines Verlobten im Urlaub – ein Urlaub, den er, wie ich vermute, mit seiner neuen Freundin verbracht hat. Und auf diesen Fotos kann man, auch wenn man nicht Tim Berners-Lee ist, erkennen, dass er sein absolut funktionstüchtiges, internetfähiges Mobiltelefon dabeihat. Das gleiche Telefon, an das er zurzeit offenbar nicht rangehen kann.
    „Hi, hier ist Gabriel, ich kann im Moment nicht ans Telefon kommen, aber wenn Sie eine Nachricht hinterlassen, rufe ich zurück.“
    „Wie es aussieht, kommt sie nicht wieder hoch“, sagte Federico zu meiner Grandma. Alle hatten vor ungefähr fünfundvierzig Minuten aufgehört, direkt mit mir zu sprechen. Sie hatten über mich geredet, über meinen Kopf hinweg, um mich herum, aber nie direkt mit mir. Grandma bückte sich und versuchte, mir das Handy aus der Hand zu nehmen, doch meine Finger umklammerten es wie eine menschliche Klaue oder wie ein seltsames Gerät, das unkonventionelle Männer vielleicht in Soho erwarben.
    „Schätzchen, du musst mir das Telefon geben“, erklärte sie und versuchte erneut, es mir zu entwenden. Ich klammerte mich daran fest, als wäre es mein einziges Portal zurück nach Hause. Ein kleiner Kreis von Leuten hatte sich um uns geschart. Anscheinend kommt es nicht so häufig vor, dass eine dreißigjährige Frau mitten auf dem Flughafen Heathrow auf dem Boden sitzt, umgeben von ihrem Gepäck, und in Tränen ausbricht.
    „Ein Versuch noch?“, flehte ich Grandma an, während Federico von einem Neugierigen zum anderen wanderte, um die Leute mit Geschichten über den Grund für meine Tränen aufzuklären.
    „Na ja, ich hab’s ihr ja gesagt, jawohl, das habe ich“, versicherteer seinem Publikum. „Ich habe ihr gesagt, als sie dorthin zog: ‚Du kannst diesen Franzosen nicht trauen.‘ Wegen ihrer politischen Geschichte, von der ich übrigens ein großer Fan bin, vor allem von dieser bewundernswerten Marie Antoinette … Haben Sie den Film gesehen? Tolle Kostüme, einfach toll, obwohl es die weiblichen Formen ja enorm eingeengt hat. Nein, ich meine, wegen der Sprachbarrieren. Denn man kann doch echt nicht wissen, ob man den anderen wirklich richtig versteht, oder? Wer hat zum Beispiel festgelegt, dass ein pomme ein Apfel ist? Und was ist, wenn die eigentlich auf einen Baum gezeigt haben, als sie pomme gesagt haben, während wir zur gleichen Zeit auf einen Apfel geguckt haben, weil wir gerade hungrig waren, also nennen wir einen Baum einen Apfel, und jetzt sind die Franzosen total verwirrt, weil’s bei uns im Supermarkt so viele verschiedene essbare Bäume gibt? Na, das ist doch ein totales Chaos, jawohl!“
    „Wie kann es angehen, dass er mit einer anderen zusammen ist?“, wollte ich von meinem Publikum wissen, das aus neunzehn Frauen unterschiedlichen Alters sowie einem Sicherheitsmenschen namens Albert bestand. Der andere Sicherheitsbeamte, Jim, war losgegangen, um mit den Leuten vom britischen Zoll zu sprechen, die Angst hatten, dass ich eine Selbstmordattentäterin war. „Wie kann das sein?“, fragte ich erneut. „Wenn ein Mensch für einen anderen bestimmt ist, dann muss er sich doch total unvollkommen und eingeengt fühlen, so wie ein Puzzleteil, das man an den falschen Platz legt. Er ist im falschen Puzzle!“, verkündete ich, wobei sich meine Stimme schon fast überschlug. Ich glaube nicht, dass irgendjemand in Terminal fünf auf dem Londoner Flughafen Heathrow glaubte, dass Gabriel am falschen Platz in einem Puzzle lag, es sei denn, ein Puzzle war eine schmutzige Metapher. „Also, was soll ich tun?“
    „Vielleicht könnte sie versuchen, ihn noch ein letztes Mal anzurufen, ein allerletztes Mal?“, meinte eine Dame nervös zu meiner Grandma.
    Ich schaute in die Gesichter des menschlichen Zaunes, der um mich herum errichtet worden war, und sah, dass alle zustimmendnickten. Grandma
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