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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
Autoren: Katharina Höftmann
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zusammen. Die Kinder und Enkelkinder brauchen sie.« Esras Stimme zitterte.
    »Und dafür gestehst du einen Mord, den du nicht begangen hast?«, rief Assaf.
    »Mein Mandant hat die Prostituierte ermordet. Das hat er doch eben gesagt. Er verfügt über Täterwissen«, mischte sich der Anwalt ein.
    Assaf blickte kopfschüttelnd von einem zum anderen.
    »Nimmst du mich jetzt endlich fest? Und lässt meine Frau wieder frei?«, fragte Esra Schwarz ungeduldig.
    »Wir haben weibliche DNA -Spuren in der Jacke des Täters gefunden. Spuren von deiner Frau!«, stieß Assaf wütend hervor.
    Der Anwalt sah ihn einen Moment lang verwirrt an. »Davon weiß ich nichts. Aber ich bin mir sicher, dass sich das erklären lässt. Meine Güte, Kommissar Rosenthal, hat deine Freundin noch nie ein Sweatshirt von dir angezogen?«
    »Nicht, wenn sie jemanden umbringen wollte«, erwiderte der Kommissar sarkastisch.
    »Ich bezweifle, dass ihr das zeitlich genau bestimmen könnt«, stellte Oren Ami nüchtern fest. Und wahrscheinlich hatte er damit sogar recht.
    Der Kommissar konnte nicht glauben, was hier vor sich ging. Er wusste, dass Esra Schwarz log. Dass nicht er, sondern seine Frau Marina mit dem Elektrokabel erdrosselt hatte. Dass sie es war, die die Regenjacke ihres Mannes übergezogen hatte, weil ihr Schirm kaputt war und sie bei dem als Geldübergabe geplanten Treffen nicht nass werden wollte. Er wusste, dass sie Marina von der Telefonzelle aus angerufen und sie angewiesen hatte, zum Sprachkurs zu kommen. Er wusste, dass es Liora war, die den Ford gefahren hatte.
    »Aber Liora Schwarz hat den Mord bereits mir gegenüber gestanden«, versuchte der Kommissar einzuwenden.
    »Ich vertrete beide Ehepartner. Liora Schwarz zieht ihr Geständnis zurück. Sie war in einer Ausnahmesituation. In großer Angst um ihren Mann«, erklärte Oren Ami mit fester Stimme.
    »Der doch schon längst wieder zu Hause war«, widersprach Assaf wütend.
    »Dann hast du sie eben unter Druck gesetzt. Ein erzwungenes Geständnis ist nichts wert. Das wissen wir beide.« Der Anwalt lächelte selbstgefällig. »Rosenthal, du hast einen Mörder, du hast ein Geständnis. Was willst du mehr?«, fragte er mit heuchlerischer Freundlichkeit.
    Gerechtigkeit, ich will Gerechtigkeit, hämmerte es in Assafs Kopf.

KAPITEL 20
    Am nächsten Tag ging Assaf nicht zur Arbeit. Er hatte von zu Hause aus mehrmals versucht, Moses zu erreichen, um ihn über den Abschluss des Falles zu informieren. Als das Handy des Afrikaners ausgeschaltet blieb, beschloss der Kommissar, ihn persönlich aufzusuchen. Er konnte Moses nicht das sagen, was er ihm eigentlich gerne gesagt hätte: dass der Täter gefasst worden war und für seine Tat die Verantwortung übernehmen musste. In einem war Assaf sich aber sicher: Liora Schwarz würde so oder so für ihre Tat büßen. Und sei es, weil ihre Familie das Ansehen verlieren würde. Der Mann ein Mörder. Und dann noch von einer Prostituierten. Assaf wusste, dass eine schwere Zeit auf Familie Schwarz zukam. Und dass Liora Schwarz am meisten unter der Verachtung der Nachbarn, Bekannten und Freunde leiden würde.
    Der Kommissar griff seinen Helm, schloss die Tür seiner Wohnung ab und lief die Treppe hinunter. Wie immer verteilte er ein paar Streicheleinheiten an die Katze, die es sich auf seinem Roller bequem gemacht hatte. Der Regen und Sturm vom Vortag waren einem sonnigen Bilderbuchmorgen gewichen. Ein paar weiße Schäfchenwolken schwebten wie gemalt am Himmel. Assaf fuhr mit seinem Roller Richtung Südosten nach Neve Sha’anan. Er passierte den Rothschild Boulevard, an dem die kleinen Kioske mit den erstenSonnenstrahlen wieder geöffnet hatten. Davor saßen Sonnenanbeter auf bunten Plastikstühlen mit großen Bechern in den Händen.
    An der nächsten Ampel, ganz in der Nähe der Sprachschule »Ulpan Yehuda«, entdeckte der Kommissar die Sekretärin Ruth Silberman auf der anderen Straßenseite. Sie hatte ihre Augen genießerisch geschlossen und stand, das Gesicht der Sonne zugewandt, da. Assaf fuhr an ihr vorbei, weiter Richtung Osten. Das Bild der Stadt veränderte sich, und statt junger Tel Avivis sah er mehr und mehr Schwarze. Sie standen an den Straßen, spazierten in kleinen Gruppen über die Gehwege oder trugen Einkäufe nach Hause. Um ihre Hälse baumelten oft große Ketten.
    Assaf bog in die Salomonstraße ein, vor ihm lagen Tel Avivs bekannteste Wolkenkratzer: das Azrieli Center mit seinen drei geometrischen Formen, ein Gebäude in Zylinder-,
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