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Die letzte Schöpfung

Die letzte Schöpfung

Titel: Die letzte Schöpfung
Autoren: Patricia Lewin
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hatte. Nun wusste Paul, wie die Firma ihn hatte aufspüren können. Nur sechs Menschen wussten von diesem Ort, dem allerletzten Treffpunkt seiner ehemaligen Mannschaft, und einer dieser Menschen war Anna. Allerdings hatte Ethan sie für tot gehalten – so tot wie alle anderen aus seinem einstigen Team.
    »Also ist es wahr.« Sie warf die Wagentür zu und kam näher, blieb wenige Meter vor ihm stehen. »Du bist noch am Leben.«
    Ethan krampfte die Hand um seine Tasse. »Enttäuscht?«
    »Die anderen gibt's nicht mehr.« Sie warf ihm einen kalten Blick zu. »Lee, Adam, Jenkins, sogar T. J.«
    »Und was ist mir dir?« Ethan konnte es kaum fassen, dass sie dem Zorn des Spaniers entgangen war. Obwohl es ihn eigentlich nicht überraschen sollte. Überleben war immer schon Annas besondere Stärke gewesen, ein Talent, das er einst gewissenlos ausgenutzt hatte. Doch Ramirez hatte sämtliche Mitglieder von Ethans einstigem Team nach und nach aufgespürt und bitter bezahlen lassen. Auch Ethan. Besonders Ethan.
    »Jemand könnte sich dafür interessieren, warum du überlebt hast, Anna.«
    »Du siehst ganz schön fertig aus«, sagte sie und überging seine Bemerkung. »Ich habe gehört, du hättest aufgegeben, aber ich wollte es nicht glauben.«
    »Dann glaub es jetzt.« Er blickte Anna finster an und schüttete den Rest Kaffee in den Sand. »Und nun lass uns mit diesem Scheiß aufhören. Bring's hinter dich.«
    »Du glaubst, ich will dich töten?« Sie legte den Kopf schief und verzog die Lippen zu einem leichten Lächeln. »Unter anderen Umständen könnte ich mich für diese Vorstellung erwärmen. Aber ich bin nicht deswegen gekommen. Diesmal nicht.«
    Er glaubte ihr nicht. Anna blühte bei der Jagd nach Menschen auf; Ethan wusste, sie hätte ihn liebend gern zur Strecke gebracht, und sei es nur, um zu beweisen, dass sie dazu fähig war, dass sie besser war als er. Aber er würde dieses Spielchen nicht mitmachen.
    »Lass mich raten«, sagte er. »Du warst gerade zufällig in der Gegend und hast gedacht, du schaust mal auf einen kleinen Plausch vorbei.« Erstaunlicherweise hatte er keine Angst, und auch seine Schuldgefühle waren verschwunden. Er war nur noch erleichtert, dass es jetzt vielleicht ein Ende hatte.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte Anna.
    Offenbar hatte er irgendetwas nicht mitbekommen. »Du willst mir nochmal etwas anvertrauen?«
    »Du hast es doch gehört. Ich brauche deine Hilfe.«
    Er antwortete nicht gleich, sondern lachte auf. Es war verrückt. »Entschuldige, aber dass du mich um Hilfe bittest, ist echt komisch.«
    »Es ist wichtig.«
    »Es ist immer wichtig.« Ethan konnte einen Anflug von Zorn nicht unterdrücken. »Haben wir das nicht jedes Mal gesagt, Anna? Um unsere Aktionen zu rechtfertigen? Und dass wir Menschen töten mussten?«
    Sie zuckte zusammen. »Das war ein Unfall. Wir wussten nicht, dass Ramirez ein Kind bei sich im Blockhaus hatte. Wie hätten wir das wissen sollen? Wir wussten doch nicht einmal, dass die Kleine existiert.«
    »Nein?« Diese Frage hatte Ethan sich im Laufe der letzten drei Jahre Millionen Mal gestellt: War es ein Unfall gewesen? Oder hatten er und sein Team unwissentlich den Auftrag erfüllt, für den sie vorgesehen gewesen waren? »Vielleicht hast du Recht. Andererseits…« Er sprach es nicht aus. Ob Unfall oder nicht, das Ergebnis blieb sich gleich, und er konnte sich nicht vor der Verantwortung drücken.
    »Hör mal, Ethan, ich habe nicht alle Zeit der Welt!«
    »Dann solltest du machen, dass du weiterkommst.« Ethan stemmte sich hoch und schwankte leicht, als der Schmerz in seinem Kopf wieder zu bohren anfing. »Du hattest übrigens Recht mit deiner ersten Bemerkung. Ich bin völlig fertig. Ich kann weder dir noch sonst jemand helfen. Such dir einen anderen Revolvermann.«
    »Ich brauche keinen Revolvermann. Ich will nur, dass du…«
    Sie hielt inne, weil eine der hinteren Wagentüren geöffnet wurde. Ein Junge von ungefähr zwölf Jahren stieg aus. Hinter ihm lugte ein kleines blondes Mädchen hervor, das den Arm des Jungen umklammerte.
    »Callie braucht 'nen Schluck Wasser«, sagte der Junge zu Anna.
    »Geht wieder ins Auto«, sagte sie, ohne die Kinder anzuschauen.
    »Erst wenn Sie Callie Wasser geben.«
    Bevor Anna etwas sagen konnte, bat das Mädchen: »Bitte, Anna, ich fühl mich nicht gut.«
    Als Anna sich dem Mädchen zuwandte, wurden ihre Züge weicher, was Ethan noch nie bei ihr gesehen hatte. Dann schaute sie Ethan wieder an, und die Sanftheit war wie
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