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Die Leopardin

Titel: Die Leopardin
Autoren: Ken Follett
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Tors gerieten somit ins Kreuzfeuer und wurden binnen weniger Sekunden ausgeschaltet. Es blieben jetzt nur noch die beiden auf der Schlosstreppe. Michels Plan geht auf, dachte Flick und schöpfte Hoffnung.
    Doch dann änderte sich die Situation schlagartig. Die feindlichen Soldaten innerhalb des Gebäudes hatten die Schrecksekunde überwunden, ihre Waffen an sich gerissen und Tür- und Fensteröffnungen besetzt. Jetzt griffen sie in den Kampf ein. Alles hing davon ab, wie viele Gegner es waren.
    Ein Kugelhagel prasselte auf die Angreifer herab, und Flick hörte auf zu zählen. Offenbar gab es wesentlich mehr Waffen im Schloss, als sie gedacht hatten, und so, wie es aussah, wurde aus mindestens zwölf Türen und Fenstern geschossen. Der Stoßtrupp aus der Kirche, der laut Plan bereits innerhalb des Gebäudes hätte sein sollen, zog sich zurück und suchte hinter den Fahrzeugen auf dem Parkplatz Deckung. Der MI6 hatte sich geirrt, Antoinette nicht. Zwölf bewaffnete Verteidiger hatte der Geheimdienst geschätzt. Doch obwohl die Resistance mit Sicherheit sechs Mann ausgeschaltet hatte, schossen noch mindestens vierzehn zurück.
    Flick fluchte aus tiefster Seele. Einen Kampf wie diesen konnte eine Widerstandsgruppe nur mit einem plötzlichen Gewaltschlag gewinnen. Überstand der Feind den Überraschungscoup, wurde es brenzlig. Mit jeder weiteren Sekunde, die vorübertickte, fielen militärische Ausbildung und Disziplin mehr ins Gewicht, und bei längeren Auseinandersetzungen behielten reguläre Truppen am Ende immer die Oberhand.
    Im Obergeschoss des Chateaus wurde ein hohes Fenster von innen aufgebrochen. Ein Maschinengewehr erschien und begann sofort zu feuern. Aufgrund seiner hohen Position verursachte es ein furchtbares Blutbad unter den Resistance-Kämpfern auf dem Parkplatz. Flick wurde übel, als sie sah, wie einer der Männer nach dem anderen umfiel und dann neben dem trockenen Brunnenbecken in seinem Blut lag. Binnen kürzester Zeit waren nur noch zwei oder drei auf den Beinen und gaben noch Schüsse ab.
    Es ist alles vorbei, dachte sie verzweifelt. Wir sind klar in der Unterzahl und haben verloren. Der säuerliche Geschmack der Niederlage stieg ihr in die Kehle.
    Michel hatte die Maschinengewehrstellung unter Feuer genommen. Jetzt sagte er: »Von hier unten können wir das MG-Nest da oben nicht ausschalten!« Sein Blick schweifte über den Platz, suchte auf Hausdächern, am Glockenturm und im Obergeschoss des Rathauses nach geeigneten Stellungen. »Vom Büro des Bürgermeisters aus hätte ich freies Schussfeld.«
    »Warte!« Flicks Mund war trocken. Sosehr sie es wollte – sie konnte ihn nicht davon abhalten, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Aber sie konnte das Risiko verringern. »Genevieve!«, brüllte sie, so laut sie konnte.
    Genevieve drehte sich um und sah sie an.
    »Gib Michel Feuerschutz!«
    Genevieve nickte heftig, sprang aus ihrer Deckung hinter dem Sportwagen hervor und feuerte unablässig auf die Schlossfenster.
    »Danke«, sagte Michel zu Flick, verließ seinerseits die Deckung und rannte quer über den Platz auf das Rathaus zu.
    Genevieve lief auf das Portal der Kirche zu. Ihr Feuer lenkte die Männer im Schloss ab und gab Michel die Chance, unverletzt den Platz zu überqueren. Doch plötzlich blitzte es links von Flick auf, und als sie sich umsah, erkannte sie den Gestapo-Major. Er stand rücklings an die Rathausmauer gepresst und richtete seine Pistole auf Michel.
    Mit einer Handfeuerwaffe ein bewegliches Objekt zu treffen war nicht leicht, es sei denn, man kam nahe genug heran. Aber der Kerl kann auch einfach Glück haben, dachte Flick voller Angst. Ihr Befehl lautete, den Angriff zu beobachten und danach Bericht zu erstatten, sich jedoch keinesfalls selber an den Kampfhandlungen zu beteiligen. Jetzt allerdings pfiff sie darauf. In ihrer Schultertasche befand sich ihre eigene Waffe, ein 9mm Browning Automatic. Diese Pistole war ihr lieber als der bei der SOE gebräuchliche Colt, weil sie dreizehn Schuss im Magazin hatte anstatt nur sieben und mit der gleichen 9mm-Parabellum-Munition geladen werden konnte wie die Sten-MP.
    Flick riss die Waffe aus der Umhängetasche, entsicherte sie, spannte den Hahn, streckte den Arm aus und feuerte zwei hastige Schüsse auf den Major ab.
    Sie verfehlte ihn, aber die Kugeln fetzten neben seinem Gesicht Steinsplitter aus der Mauer, sodass er unwillkürlich zusammenfuhr.
    Michel rannte weiter.
    Der Gestapo-Major hatte sich sofort wieder unter Kontrolle und hob
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