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Die Leiche im rosa Nachthemd

Die Leiche im rosa Nachthemd

Titel: Die Leiche im rosa Nachthemd
Autoren: A. A. Fair
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Ihnen helfe
— würden Sie mir einen Job in der Stadt besorgen?«
    »Im Augenblick wüßte ich keinen
geeigneten Job für Sie. Aber ich könnte ja mal meine Beziehungen spielen
lassen.«
    »Und würden Sie mir ein bißchen
unter die Arme greifen, wenn ich mich zuerst in der Stadt nicht zurechtfinde?«
    »Gern — wenn ich kann.«
    Sie rührte mit ihrem Eislöffel
in der gelben Soße herum. »Sie spielen Katz und Maus mit mir. Das ist Ihr Job.
Sie sind hier, um etwas zu ermitteln, und Sie werden versuchen, mir das, was
ich weiß, aus der Nase zu ziehen, ohne mir zu sagen, wozu Sie die Information
brauchen. Richtig?«
    »Richtig«, bestätigte ich.
    »Das kann ich schon lange«,
sagte sie. »Wenn ich etwas aus Ihnen herauskriege, werde ich davon Gebrauch
machen.«
    »Durchaus fair.«
    »Also — ich habe Sie gewarnt.«
    »Ich hab’s zur Kenntnis
genommen.«
    »Jetzt schießen Sie meinetwegen
los.«
    »Wissen Sie, wo Mrs. Lintig
ist?«
    »Nein.«
    »Haben Sie Fotos von ihr im
Archiv?«
    »Nein.«
    »Haben Sie überhaupt schon
einmal nachgesehen?«
    Sie nickte nachdenklich und
musterte ihren Eislöffel.
    »Wann war das?«
    »Vor ungefähr zwei Monaten.«
    »Wer hat sie damals gesucht?«
fragte ich.
    »Ein Mann namens Cross.«
    »An seinen Vornamen können Sie
sich wohl nicht zufällig erinnern?«
    »Er hat hier im Hotel gewohnt.
Sie könnten nachsehen.«
    »Was wollte er?«
    »Dasselbe wie Sie.«
    »Wie sah er aus?«
    »Mitte Vierzig, vierschrötig,
glatzköpfig. Kettenraucher, Zigarren. Nachdem er bei uns in der Redaktion war,
hatte ich eine regelrechte Rauchvergiftung.«
    »Und wer hat sich noch mit dem
Fall befaßt?«
    »Eine junge Frau.«
    »Eine junge Frau?«
    Sie nickte.
    »Wer war denn das?«
    »Sie hieß Evaline Dell. Klingt so
unecht — finden Sie nicht?«
    »Viele Namen klingen unecht.«
    »Aber der besonders.«
    »Vielleicht sah sie unecht
aus«, meinte ich.
    Sie dachte nach. »Kann sein.
Irgendwie — irgendwas störte mich an ihr.«
    »Wie sah sie aus?«
    »Sie haben schon recht — eben unecht.
Eigentlich ein lauter, etwas ordinärer Typ. Aber sie tat sehr zurückhaltend,
richtig brav. Als würde sie vor lauter Rücksichtnahme immerzu auf Zehenspitzen
herumlaufen. Sie hatte eine tolle Figur und war sehr schick angezogen. Alles
auf die Haut geschneidert, wissen Sie. Aber ein bißchen zu perfekt, zu glatt.
Marke höhere Tochter...«
    »Und das nahm man ihr nicht
ab?«
    »Weiß Gott nicht. Die sollten
Sie sich mal ansehen. Ich glaube, sie ist mit Mrs. Lintig verwandt.«
    »Hat sie das gesagt?«
    »Sie soll eine Tochter aus
einer früheren Ehe sein.«
    »Wie alt ist denn Mrs. Lintig?«
    »Um die Fünfzig. Evaline Dell
war wohl noch klein, als ihre Mutter Dr. Lintig heiratete. Ein uneheliches
Kind.«
    »Dann müßte sie jetzt etwa
achtundzwanzig sein.«
    »So ungefähr. Hier hat niemand
etwas davon gewußt, daß Mrs. Lintig eine Tochter hatte.«
    »Hat sie hier im Hotel
gewohnt?«
    »Ja.«
    »Wie lange?«
    »Eine Woche.«
    »Was hat sie die ganze Zeit
gemacht?«
    »Sie hat versucht, Bilder von
Mrs. Lintig aufzutreiben. Vier hat sie mindestens ergattert. Alte
Schnappschüsse aus dem Familienalbum. Die hat sie weggeschickt. Das hat man mir
im Hotel erzählt. Sie hat das Personal noch tüchtig herumgescheucht, weil sie
zum Verpacken unbedingt Wellpappe haben wollte.«
    »Hat das Hotel Ihnen auch sagen
können, wohin die Sendung ging?«
    »Nein. Sie hat das Päckchen von
der Post aus weggeschickt. Vom Hotel hat sie sich nur das Packmaterial besorgen
lassen.«
    »Noch etwas?« fragte ich.
    »Das ist alles.«
    »Vielen Dank, Marian. Ich weiß
nicht, ob mir das weiterhilft. Hoffentlich. Wenn ja, lohnt sich’s vielleicht
auch für Sie. Es wird nicht gerade üppig sein, aber immerhin...Mein
Auftraggeber hat recht selten die Spendierhosen an.«
    »Schadet nichts. Ich hab’ es
auch lieber andersherum.«
    »Wie denn?«
    »Wir versuchen, uns gegenseitig
interessante Einzelheiten aus der Nase zu ziehen. Bis zu einem gewissen Punkt
bin ich bereit, Ihnen zu helfen. Wenn ich in die Stadt komme und einen Job
brauche, helfen Sie mir.«
    »Viel werde ich nicht tun
können...«
    »Schon gut. Jedenfalls werden
Sie es versuchen. Einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    »Bleiben Sie länger hier?«
    »Das kommt darauf an.«
    »Wo kann ich Sie erreichen,
wenn Sie nicht mehr hier sind?«
    Ich gab ihr eine Visitenkarte, auf
der nur mein Name stand, und schrieb die Adresse von unserem Büro dazu.
»Dorthin können Sie mir schreiben«,
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