Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord

Titel: Die Legenden des Raben 05 - Drachenlord
Autoren: James Barclay
Vom Netzwerk:
Spruch.
    Sharyrs Problem war, dass keine Dimension gut genug ausgerichtet war. Die Konjunktion war fast eingetreten, aber eben noch nicht ganz. Es war zwar dennoch möglich, den Spruch zu wirken, aber die Energieströme wären nicht so gut gebündelt und schwerer zu kontrollieren.
    Sharyr, der daran gewöhnt war, die vereinten Energien seiner neun Köpfe zählenden Gruppe zu steuern, sandte einen suchenden Impuls in die Leere und wusste schon ungefähr, was er finden würde. Sie konnten bald mit einer Begegnung von vier Dimensionen rechnen. Sie sollte am folgenden Mittag beginnen.
    Im Augenblick sah Sharyr sich jedoch einem Gewirr von Energieströmen gegenüber, die teilweise noch der allgemeinen Richtung zuwiderliefen, die von der entstehenden Konjunktion vorgegeben wurde.
    Er spürte den Zug der fernen Dimensionskapseln und
stellte sich ihre gemessenen Bewegungen vor. Jeder Herzschlag brachte die Konjunktion näher, aber es war noch nicht so weit.
    Die erste und dritte Dimension standen fast richtig, wobei sich Letztere etwas schneller bewegte als die erste. Die zweite Dimension war noch weit entfernt, näherte sich im Vergleich zu den anderen aber sehr schnell. Die vierte konnte er im Moment überhaupt nicht spüren.
    »Das wird wehtun«, warnte er die anderen. »Macht euch auf etwas gefasst.«
    Da der natürliche Brennpunkt einer Konjunktion fehlte, mussten die Magier die Kräfte selbst bündeln und zugleich die umhüllende Konstruktion halten, damit der Spruch nicht außer Kontrolle geriet, was ihr sicheres Ende bedeutet hätte.
    Auf Sharyrs Kommando schickte die Ausrichtungsgruppe Mana-Energie in den Suchstrahl und änderte die Polarisierung von Abstoßung auf Anziehung. Sofort strömte die Energie der noch nicht ganz ausgerichteten Dimensionen in die Verbindung hinein. Für Sharyr fühlte es sich an, als hätte es in seinem Kopf gedonnert, eine abrupte und anhaltende Flut einer nur unzulänglich ausgerichteten Energie. Der Suchstrahl drohte unter der Belastung zusammenzubrechen.
    »Haltet ihn!«, keuchte Sharyr, als er die Anspannung der anderen Magier spürte. Er hörte ein Tosen, das ihn an einen fernen Wasserfall erinnerte. »In Ordnung, dann wollen wir ihn einsetzen.«
    Die Ausrichtungsgruppe verkürzte den Suchstrahl und zog die interdimensionale Energie weiter herein. Es war zu viel, um gefahrlos kontrolliert zu werden. Die Energien wüteten in seinem Bewusstsein, während er sich bemühte, nicht die Konzentration zu verlieren.

    Mit dem Geräusch von Luft, die in ein Vakuum einströmt, drangen die interdimensionalen Kräfte in den balaianischen Raum ein und zogen eine Rauchfahne hinter sich her. Geformt vom Bewusstsein der Magier, verdichtete sich die Energie zu dünnen Scheiben, die sich um ihre eigene Achse drehten. Zehntausende oder Hunderttausende kobaltblauer Objekte waren es, die extrem schnell durch den achteckigen Mana-Korridor herabgeflogen kamen. Mitunter prallten sie hart gegen die Innenwände, und die Kollisionen verstärkten den Druck, der auf der Konstruktion lastete. Endlich traten sie am unteren Ende aus und prasselten auf den Boden, die Mauern und die Männer.
    Die Wesmen sahen den Spruch kommen. Diejenigen, die sich am Fuß des Turms befanden, konnten sich noch in Sicherheit bringen, aber sie waren die Einzigen.
    Die Scheiben drangen in den Turm und den Boden davor ein und trafen im Umkreis von sechzig Fuß jeden lebenden Menschen. Mit einem Geräusch, als würden tausend Metallnägel in Fels getrieben, fraßen sie sich in den Stein. Funken flogen und erhellten die Nacht mit grellbuntem Licht. Staub stieg auf, ganze Abschnitte der Mauern brachen auf und zerfielen. Der Turm bebte unter dem Aufprall.
    Am Boden wurden die Wesmen, die nicht sofort reagiert hatten, binnen Augenblicken in Stücke geschnitten. Der xeteskianische Schild, der die Verteidiger schützte, schwankte und waberte; die Magier, die ihn halten mussten, sanken vor Anstrengung auf die Knie.
    Sharyr wies seine Magier an, den Brennpunkt zu halten. Währenddessen legte ihr Spruch den Turm in Trümmer, zerfetzte den Stein und ließ tödliche Splitter in alle Richtungen fliegen. Er rang mit den Kräften, die durch sein Bewusstsein
strömten, und hielt die Polarität des Suchimpulses, wie sie war. Er und seine Gruppe waren dafür verantwortlich, den Strom umzukehren, wenn der richtige Augenblick gekommen war.
    Doch die Belastung war für die Ausrichtungsgruppe größer, als sie es sich vorgestellt hatte. Mit jedem Herzschlag
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher