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Die Lebenskünstlerin (German Edition)

Die Lebenskünstlerin (German Edition)

Titel: Die Lebenskünstlerin (German Edition)
Autoren: Ute R. Albrecht
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kommen wird und ich habe es erhofft und befürchtet: Lukas setzt sich neben mich, nimmt mich zart und liebevoll in seine Arme und fragt, ob wir kuscheln wollen.
    Trotzdem bin ich überrascht. Ich stottere was von Angst, mich ganz einzulassen oder so was ähnliches.
    Er schmust hingebungsvoll mit mir, lullt mich in Zärtlichkeiten ein, redet sanft mit seiner dunklen wohltuenden Stimme. Seine wachen Augen strahlen eine Herzenswärme aus, so dass ich meine inneren Schranken vorsichtig öffne.
    Liebe ist wahrscheinlich das einzig wirkliche Abenteuer im Leben.
    Ich genieße seine Zärtlichkeiten, behutsam und erfahren finden seine Hände ihren Weg. Es ist noch ungewohnt, sich auf einen völlig fremden Körper einzulassen.
    Die Liebe kommt, nistet sich ein und beginnt alles zu lenken. Nur wirklich starke Seelen lassen sich mitreißen.
    Sind wir starke Seelen?
    Was ich an älteren Männern so schätze? Sie lassen sich Zeit, sind auf das Wohlergehen der Frau bedacht. Ich komme voll auf meine Kosten und genieße unser Beisammensein durch und durch. Auch wenn ich vorerst lieber zurückhaltender bin.
     
    Am nächsten Morgen bin ich ausgesprochen müde, weil ich wieder mal nicht geschlafen habe. Dafür gebettet in seinen Armen, eng an ihn gekuschelt. Ich fühle mich glücklich.
    Gleich nach dem Aufwachen saugt er an meinen Brüsten und mein Körper ist wieder voll einsatzbereit.
    Wir genießen uns abermals.
    Zufrieden räkele ich mich auf dem Bett, während Lukas laut und schräg unter der Dusche singt. Ich recke und strecke mich und dann sehe ich sie:
    Seine Ex.
    Sie steht tatsächlich in Silber gerahmt auf dem Nachtisch und hat uns die ganze Zeit zusehen dürfen.
    Na toll. Ernüchtert suche ich schnellstens meine Klamotten zusammen. Jetzt möchte ich ihm nicht mehr nackt begegnen. Das ist ja wohl der Hammer.
    Wenigstens ist sie nicht annähernd so hübsch wie ich.
    Frisch geduscht und angezogen beim Frühstücken überlege ich, ob ich das Thema ansprechen soll.
    Besser wäre es.
     
    Keine unausgesprochenen Vorverurteilungen. Also frage ich ihn fast tonlos: „Ist das Thema mit deiner Frau wirklich abgeschlossen?“
    Ich fühle mich schrecklich. Benutzt, ausgeliefert. Verdutzt blickt mich Lukas an: „Ja, ich vertraue ihr zwar nach wie vor, aber sie wollte irgendwann nichts mehr von mir wissen.“
    „Und du? Hast du noch Hoffnungen?“
    Ich ringe um meine Beherrschung.
    „Nein, überhaupt nicht. Seit etlichen Monaten wohnen wir schon getrennt. Da ist wirklich nichts mehr.“
    Mir ist schlecht.
    Lukas möchte die Situation retten, indem er mir mehr von seiner Nochehefrau erzählt.
    „Mich plagten schlimme Alpträume als sie mich mit so einem Schwachkopf betrog“, erklärt er, „dann hat sie auch noch mein Geld abgezweigt.“
    Sein Geld?
    Sie waren doch verheiratet, nein, sie sind noch verheiratet. In meinem Kopf schwirrt es. Zweifel fressen an mir.
    Lukas berichtet von seinen Ängsten vor der Zukunft. Dass er alt, allein, mittellos und ungeliebt irgendwo leben muss.
     
    Das waren auch Konrads Ängste. Sind die trockenen Alkis alle gleich?
    Er isst ja auch die gleiche Nussschokolade, trinkt die gleiche Apfelsaftschorle und kaut auf der gleichen Kaugummisorte herum wie Konrad. Wahrscheinlich liebt er gegrillte Würstchen. Das kann doch alles kein Zufall sein. Waren das Zeichen, die ich nicht sehen wollte?
    Das Pauschalisieren lässt grüßen.
    Vor ein paar Minuten hat er gesagt, dass er seiner Nochehefrau vertraut, auch in Bezug auf ein gemeinsames Schließfach mit Wertsachen. Andererseits hätte sie ihn um viel Geld betrogen. Das passt ja wohl nicht. Der Gute hat seine Vergangenheit längst noch nicht abgeschlossen. Sonst hätte er ihr Bild nicht auf seinem Nachttisch stehen.
     
    „Das ist mir gar nicht bewusst gewesen. Du hast Recht, das Foto hat da nichts mehr zu suchen. Ich räume es sofort weg, versprochen.“
    Lukas springt aufgeregt von seinem Stuhl und geht vor mir auf die Knie.
    „Ich habe dir lägst mein Herz geschenkt“, beteuert er und sieht mich mit seinen lieben Augen vertrauensvoll an.
    So, nichts ausblenden jetzt. Bleibe realitätsbezogen. Her mit der Objektivität. Wo ist dein Verstand versteckt? Sprich mit deiner Therapeutin darüber. Ruhe bewahren. Kein Drama inszenieren.
    Mit unzähligen Bemühungen versucht mir Lukas glaubhaft zu machen, dass seine Frau kein Thema mehr für ihn sei. Längst abgeschlossen.
    Vielleicht ist es ja wichtig, dass man Altes zu Ende bringen muss, um Neues zulassen zu
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