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Die lebenden Puppen des Gerald Pole

Die lebenden Puppen des Gerald Pole

Titel: Die lebenden Puppen des Gerald Pole
Autoren: Jason Dark (Helmut Rellergert)
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gesprochen worden, und nicht wenige hatten sich erschreckt. So stark, dass sie nichts mehr sagten und es wieder still wurde.
    Das gefiel Gerald Pole. Er stand noch immer im Zentrum, sein Gesicht war vom Scheinwerferlicht aus der Dunkelheit gerissen worden, und ich sah wieder sein Grinsen.
    Einen Moment später wanderte der Strahl. Er blieb in der Höhe des Tisches, und die Hand des Puppenspielers geriet in den hellen Fleck hinein.
    Dort griff sie nach einem Gegenstand. Es war eine Puppe.
    Es war sogar der Kasper. Ein netter Mensch, der immer gute Laune hatte, eine Zipfelmütze trug und ein grünes Wams anhatte. Er stand breitbeinig im Licht. Jeder konnte sein Gesicht sehen, und das blieb auch uns nicht verborgen.
    Der Kasper war immer eine Figur mit einem breiten Mund, der zu einem Lächeln verzogen war. Seine Augen schimmerten. Er schien den Menschen Spaß bringen zu wollen und Gerald Pole lachte auf, bevor er wieder etwas zum Besten gab.
    »Das ist der Kasper. Er wird euch gleich besuchen. Oder ihr könnt auch zu ihm kommen. Wie wär’s mit der netten Lady, die mir so viele Fragen gestellt hat? Wollen Sie nicht ausprobieren, ob der Kasper hier am Leben ist?«
    »Quatsch.«
    »Probieren Sie es aus, bitte.«
    Jetzt meldeten sich auch zwei andere Zuschauer. Sie trieben die Frau an das Licht.
    »Los, Kate, das schaffst du.«
    Stühle wurden gerückt. Wenig später erschien der Umriss einer Frau, die lange Haare hatte, Jeans und einen Pullover trug. Sie erreichte den Tisch, sah den Kasper und beugte sich vor, um mit ihren Händen nach ihm zu fassen.
    Das schaffte sie auch und hob die Figur an.
    »Halt!«, rief Gerald Pole.
    Sie stoppte.
    »Was spüren Sie?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Los, konzentrieren Sie sich. Sie müssen doch etwas spüren …«
    »Warum denn?«
    »Weil das so ist.«
    »Klar.« Die Frau nickte. »Ich spürte auch was. Den Umriss der Puppe, und dann – dann – ist der Körper so anders.«
    »Aha.« Pole lachte. »Wie anders denn?«
    »Weiß nicht.«
    »Doch, das wissen Sie.«
    »Ja, gut, das weiß ich.« Sie hechelte mehr, als dass sie sprach. »Ich weiß es, und ich sage allen, dass der Kasper, dass der Kasper …« Sie kicherte jetzt und konnte sich nicht mehr halten. Lachend fiel sie nach vorn auf den Tisch.
    »Was ist denn mit deinem komischen Kasper?«, rief jemand.
    »Es geht um seinen Körper.«
    »Wissen wir bereits.«
    »Er ist warm.«
    »Auch das noch.«
    »Ja, er ist tatsächlich warm, und ich sage euch, dass ich damit nicht gerechnet habe.«
    Die Zuschauer waren still. Nicht aber Gerald Pole. Er beugte seinen Kopf weit vor.
    »Sprechen Sie es aus, Lady. Los, sprechen Sie es schon aus. Sie müssen sich nicht fürchten.«
    »Gut.« Sie nickte und keuchte. »Gut, dann sage ich es. Der Kasper hier ist aus Holz. Aber er lebt …«
    ***
    Genau die Szene hatte Gerald Pole haben wollen. Er saß auf seinem Platz und warf die Arme in die Höhe, denn er musste einfach jubeln. Jetzt sah er sich bestätigt, und er lachte in die angespannte Stille hinein.
    »Ihr habt es gehört. Diese Frau hat es euch bestätigt. Die Puppe lebt, und ich sage euch, dass sie nicht die Einzige ist. Alle meine Puppen leben. Sie leben in einem besonderen Zustand, denn das Leben hat ihnen der Teufel oder auch die Hölle eingepflanzt. Die Geschöpfe des Teufels haben sie besucht und sie für sich eingenommen. Es ist einfach nur wunderbar, und ich bin ihr Chef. Wir werden gemeinsam neue Wege gehen, denn ich stehe unter ihrem Schutz, so wie sie unter meinem Schutz stehen. Ihr könnt es euch überlegen, ob ihr euch uns anschließen wollt. Ich habe nichts dagegen, aber dann müsst ihr vieles über Bord werfen und an die Hölle und den Teufel glauben und ihn auch anbeten. Es bleibt euch überlassen.«
    Die Zuhörer waren zum größten Teil geschockt. Aber nicht alle, einige standen auf. Sie kamen noch nicht nach vorn, und es war auch niemand da, der Licht einschaltete, alles spielte sich noch im Dunkeln ab.
    »Dieser Pole erzählt nur Mist. Scheiße, nicht mehr, ich höre mir diesen Quatsch nicht mehr länger an.«
    »Okay, hauen wir ab.«
    Gerald Pole lachte wieder, und einen Moment später stieß er einen Befehl aus.
    »Sie bleiben!«
    »Wollen Sie uns hier festhalten?«
    »Das könnte ich. Aber es ist nicht nötig. Es gibt andere, die das erledigen werden.«
    Es gefiel mir ganz und gar nicht, dass dieser Fall so ausuferte. Ich hatte mit einem anderen Vorgang gerechnet. Dieser Gerald Pole sicherlich auch, aber das Schicksal
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