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Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman

Titel: Die Lagune des Löwen: Historischer Roman: Historischer Liebesroman
Autoren: Charlotte Thomas
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wahr?«
    Antonio nickte stumm.
    Sie atmete tief durch und lehnte sich an ihn. Er hielt sie fest, um ihr zu zeigen, dass er sie verstand und mit ihr fühlte.
    Die Blicke auf den Kranken in der Kammer gerichtet, meinte sie leise: »Ob er es je bereut hat? Ich meine, die Sache mit Mansuetta.«
    »Dass er ihrer Aussetzung zugestimmt hat? Und der deinen ebenfalls, falls auch du missgestaltet gewesen wärst? Nun, er war immer mehr am Geld und am Erfolg interessiert als an allem anderen.« Noch während Antonio diese Worte aussprach, fühlte er eine tiefer liegende Wahrheit in ihnen, die auch ihn selbst betraf. War nicht auch er eine Zeit lang auf diesem schmalen Grat zwischen Ehrgeiz und Menschlichkeit gewandelt? Tat er es nicht sogar immer noch?
    »Vielleicht hat er es bereut«, sagte er rasch, bevor die Gedanken an Schärfe gewinnen konnten.
    »Manchmal«, kam eine matte Stimme vom Bett her. »Manchmal reute es mich.«
    Laura tat einen Schritt nach vorn, doch Antonio hielt sie fest. Er umarmte sie, und er tat es nicht nur, um sie zu schützen, sondern auch, weil er das drängende körperliche Bedürfnis verspürte, ihr so nah wie möglich zu sein. Es war, als müsse er sich nach all den schlimmen Stunden vergewissern, dass sie beide noch lebten.
    Aus den Tiefen des Zimmers tauchte ein kahler alter Franziskaner auf. Er trat ans Bett und legte Querini nasse Umschläge auf.
    Der Patrizier hob die Hand, um ihn abzuwehren. »Setz dich wieder. Dein Geld kriegst du auch so. Das verdammte Fieber bringst du sowieso nicht mehr weg, und die Pest schon gar nicht.« Ein stakkatoartiges Husten unterbrach seine Worte, und als es aufhörte, war das Laken, mit dem er zugedeckt war, rot gesprenkelt. »Ich habe nicht mehr viel Zeit«, fuhr Querini mit pfeifenden Atemzügen fort. »Warum also nicht beichten? Ich meine all die Sünden, die ich zwar schon dem Priester, aber noch nicht euch erzählt habe. Fragt mich nur alles, ich stehe Rede und Antwort.«
    Laura wusste selbst nicht, ob sie es überhaupt hören wollte. Die Fragen, die noch ungeklärt waren, schienen ihr mit einem Mal unwichtig. Die Schatten, die sie noch am Morgen umgeben hatten, waren verschwunden. Was konnte sie mehr wollen? Dennoch mochte sie nicht gehen, noch nicht. Der Mann, der dort im Sterben lag, war ihr leiblicher Vater, und er hatte vor vielen Jahren dazu beigetragen, dass ihr Leben aus den Fugen geraten war. Falls es jemanden gab, der ihr für all das eine Erklärung schuldete, dann er.
    Von dort, wo sie standen, konnten sie sein Gesicht nicht sehen, nur einen Teil seines Profils, sein Haar und das Laken über seinem Körper. Und die Hände auf der Decke, mit den rötlichen Narben vom Brand des Arsenals, unter denen sich jenes Mal verbarg, das Laura damals aufgefallen war.
    Die Läden des Fensters waren geschlossen. In der Ecke des Raums brannte eine Kohlepfanne, die mit Kräutern bestreut war. Es stank nach Essig, Theriak, Wein und Blut, aber noch schlimmer nach Exkrementen und tödlicher Fäulnis.
    Laura unterdrückte den aufsteigenden Ekel.
    »Habt Ihr ... jemals einen Menschen wirklich geliebt?«, wollte sie wissen.
    »Zuane. Aber er ist tot. Da ich ihm jedoch bald folge, spielt es keine Rolle.«
    »Damals ... an dem Tag, als meine Eltern starben, was wolltet Ihr da?«
    »Mich vergewissern, dass ich keinem Trugbild aufgesessen war. Ich sah dich und Monteverdi, auf dem Ponte della Paglia, an jenem Tag, als der schwarze Sklave auf dem Kai getötet wurde. Am selben Tag, als auch der Jude mit dem Alaun zu mir kam, zusammen mit Euch, Bragadin. Ich fand heraus, wo Anna und Monteverdi lebten, und als ich es wusste, ging ich hin, um zu sehen, ob ich eine Tochter habe.« Ein erstickter Atemzug folgte diesen Worten, und gleich darauf ein neuer Hustenstoß, heftiger und quälender als der davor. Als er verebbte, war weiteres Blut auf der Bettdecke zu sehen.
    »Ihr strengt ihn an«, sagte der Mönch. »Lasst ihn doch einfach in Ruhe!«
    »Sei still«, befahl Querini ihm. Leiser fuhr er fort: »Dass Monteverdi starb, tut mir leid. Aber er hatte ein schwaches Herz, das war sein Verderben. Auch Annas Tod kann wohl schwerlich mir angelastet werden.«
    »Und Jahre später, in jener Nacht, als der Fondaco dei Tedeschi abbrannte?«, fragte Laura mit angespannter Stimme.
    Sie sah, wie Querini mit den Schultern zuckte. »Ich war rein zufällig dort in diesem Theater, das ist alles. Manchmal liebt auch ein Mann wie ich einfache Zerstreuungen.«
    »Und dazu gehört es, junge
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