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Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)

Titel: Die Lady mit dem Schwert: Roman (German Edition)
Autoren: Jocelyn Kelley
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auf Christian übergehen, wenn er den Titel übernahm und sich nicht würdig erwies, Held genannt zu werden.
    »Wir könnten auf Messingham Hall nächtigen«, riss sein Bruder ihn aus seinen trüben Gedanken. »Ich denke, nicht einmal er würde uns in einer so kalten Nacht die Tür weisen.«
    Christian gab keine Antwort. Er unternahm diese Reise nicht, um die Kunst zu lernen, Lügen angenehm in Samt zu hüllen, um zu Macht und Ansehen zu gelangen – die einzige Eigenschaft, die Lord Messingham auszeichnete. Er wollte keinem von jenen verpflichtet sein, die dem König voller Schadenfreude immer wieder die Schande der Lovells in Erinnerung riefen. Lord Messingham, der als Erster der Familie Lovell den Rücken gekehrt hatte, hatte andere zur selben Haltung bewogen. Dass sie vergangene Nacht hinter den Steinmauern eines Herrenhauses Zuflucht gefunden hatten, grenzte an ein Wunder, wenn auch der Empfang widerstrebend und der Abschied freudig war – auf beiden Seiten, da Christian erleichtert gewesen war, einen Streit zwischen seinem Bruder und einem Greis, der ihn des Raubes bezichtigt hatte, schlichten zu können. Christian hatte seinen Bruder gescholten, weil er den gebrechlichen Alten gereizt hatte, der nicht ganz richtig im Kopf war, wie man sie bei ihrer Ankunft gewarnt hatte.
    Christian erhoffte sich von der Reise Abenteuer und Ruhm und die Chance, seinen Mut zu beweisen – und den Makel der Feigheit zu tilgen. Bislang musste er freilich keine schwerere Entscheidung treffen als jene, wo sie die Nacht verbringen sollten. Er hatte nichts vollbracht, um zu Ehren zu gelangen und sich einen Platz unter den Ratgebern des Königs zu sichern, eine Würde, die bewiese, dass er den Makel der Feigheit nicht geerbt hatte.
    Sein Pferd wieherte leise – Blackthorns Zeichen, dass er Unheil witterte.
    Christian spähte in die Schatten unter den Bäumen, die den Weg vor ihm säumten. Mit erhobener Hand gebot er seinen Gefährten Halt.
    »Was ist?«, fragte Guy gähnend. »Ich möchte, dass wir uns unverzüglich auf die Suche nach einem Schlafplatz machen, wo einem Hände und Zehen nicht abfrieren.«
    »Pst!« Er legte die Hand ans Schwert, das locker aus der hölzernen Scheide glitt, da Baldwin dafür sorgte, dass das lederne Innenfutter stets weich und geschmeidig blieb.
    »Siehst du etwas?« Baldwin rückte näher heran, als könne er aus Christians Perspektive besser sehen.
    Ein Schrei durchschnitt die Dunkelheit. Der Hilfeschrei einer Frau!
    Christians Pferd sprengte auf die Bäume zu. Einen Bach, der den Weg querte, übersprang es locker.
    Wieder ertönte ein Aufschrei und lenkte Christians Blick ins Dunkel des Waldes. Er sah eine von vier Männern umzingelte Frau. Einer der Männer wollte sie packen, worauf sie mit einer kurzen Klinge auf ihn losging. Während sie gegen ihn ausholte, blickte sie an ihm vorüber in Christians Richtung. Sie richtete die Klinge auf den Mann, der versuchte, ihr diese zu entwinden. Er lachte, als er ihren Arm traf und der Dolch in hohem Bogen davonflog. Wieder schrie sie auf.
    Christian schlug mit der flachen Seite des Schwertes auf einen Mann ein, schickte ihn zu Boden und zügelte sein Pferd. Er wollte kein Blutvergießen, ehe er nicht wusste, was da vor sich ging. Blackthorn bäumte sich auf und schlug mit den Vorderhufen aus. Die Männer wandten sich zur Flucht. Der auf dem Boden Liegende sprang auf und setzte seinen Gefährten nach, die im Dickicht verschwanden.
    Christian ließ sich aus dem Sattel gleiten und lief zu der auf dem Boden kauernden Frau, die ihre Arme über den Kopf hielt. Als er neben ihr niederkniete, stöhnte sie auf.
    »Ich tue dir nichts, Frau«, sagte er. »Sie sind fort.«
    Sie schüttelte den Kopf so heftig, dass das schmale Band ihrer Barbe zu verrutschen drohte. Wie eine Bandage um Kopf, Ohren und Kinn geschlungen, vermochte der blaue, zur Stickerei ihres Kleides passende Stoff nicht die goldene Pracht ihres zu Zöpfen geflochtenen, halb unter der Barbe verborgenen Haares zu mindern. Bis zu diesem Augenblick hatte diese Farbe nur in seiner Phantasie existiert.
    »Keine Angst«, sagte er. »Sie sind fort.«
    »Wirklich?«, flüsterte sie unläubig.
    »Ihr braucht sie nicht mehr zu fürchten.«
    Da hob sie den Kopf, und er fragte sich, ob die Sonne jäh die Richtung geändert hätte und jenseits der Bäume aufgegangen war, da ihr Gesicht förmlich aufleuchtete. Doch es war nicht die Sonne, die ihre Züge erhellte, sondern ihr Lächeln.
    »Wie geht es Euch?« Er
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