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Die Kriegerin der Kelten

Die Kriegerin der Kelten

Titel: Die Kriegerin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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auch ihre Mutter auf den ersten Blick als die Bodicea erkannte, war auf das Schlachtfeld getreten und würde dafür mit ihrem Leben bezahlen. Wie aus weiter Entfernung hörte Breaca, wie Venutios abermals seine Frage stellte. Wenn du dich entscheiden müsstest, was wäre dir dann wichtiger: die Reihe deiner Nachfahren oder dein Land?
    Breaca hatte nicht die blasseste Ahnung, ob nun jener Moment der Entscheidung gekommen war. Sie wusste nur, dass Graine noch nicht zwangsläufig würde sterben müssen. Denn zwischen den heranpreschenden Kavalleristen und jenem jungen Mädchen, in dessen strahlendem Lächeln alle Hoffnungen dieser Welt schwebten, lag immerhin noch eine Distanz von etwa einem knappen Speerwurf.
    Gleich zwei Männer stürmten nun parallel zueinander auf Graine zu, wollten beide den Ruhm für sich in Anspruch nehmen, die Tochter der Bodicea getötet zu haben. Breacas beide Söhne stürzten sich auf jenen minimal weiter vorn liegenden Mann namens Flavius und töteten ihn, sodass die Götter den anderen, den wolfspelzgeschmückten Wilden, Breaca zum Geschenk machten. Sie trieb den schwarzen Hengst mit den weißen Fesseln zu einem riesigen Sprung an, mit dem sie bereits die halbe Distanz zwischen Graine und dem Angreifer durchmaß und geradewegs neben dem Römer landete. Von der anderen Seite kam Stone auf den Wilden zugestürmt, rannte fast so schnell wie in seiner Jugend. Breacas Herz tat einen glücklichen Hüpfer, ihren geliebten Hund wieder so lebendig zu sehen.
    Dennoch drehte der Wolfsmann nicht ab. Er sah die Frau, sah das Pferd, sah den Hund und glaubte offenbar, dass keiner von allen dreien auch nur die geringste Gefahr für ihn darstelle. Seine Schwertspitze hatte Graine fast schon erreicht.
    Und er hatte recht: Breaca war zu weit von ihm entfernt, als dass sie ihn allein mit ihrem Pferd noch hätte abdrängen können. Allerdings gab es da noch einen letzten Trick, den einst - es schien Äonen her zu sein - ihr Vater ihr beigebracht hatte. Damals, als man an den Feuern noch immer die Namen der Helden sang und die Taktik lobpries, mit der diese ihren eigenen Tod für das Leben eines anderen Menschen eingetauscht hatten. Aber niemals zuvor hatte Breaca diese Taktik selbst erprobt. Sogar in den Scheinkämpfen, die sie als Kinder gegeneinander ausgetragen hatten, war ihnen das Risiko eines solchen Angriffs stets zu groß gewesen. Nun aber ließ Breaca die einzelnen Schritte dieses Vorhabens im Geiste noch einmal Revue passieren, und das Gefüge, das diese schließlich ergaben, war perfekt.
    Ihr blieb weniger als eine Pferdelänge, um sich im Geiste auf das nun Folgende vorzubereiten.
    Dann sprang sie dem entgegenkommenden Pferd mitten auf den Hals, wurde von ihrem eigenen Gewicht herumgeschleudert und nach unten gezogen und schnitt unterdessen mit ihrer Klinge einmal quer durch die Kehle des Tieres, ganz so, wie auch die Bären töteten. All dies in der Hoffnung, dass das Pferd daraufhin ins Taumeln geriete, stürzen möge und Breaca jenes erlösende Krachen hören dürfte, wenn der Hals des Pferdes brach, gefolgt von dem schier alles übertönenden Lärm, wenn der mit einem Eisenpanzer bewehrte Körper des Reiters mit einer Geschwindigkeit zu Boden schlug, die ganz einfach tödlich sein musste. Doch Breaca hatte noch nicht einmal den Gedanken der Hoffnung vollends in ihrem Bewusstsein aufkeimen lassen können, als sie auch schon spürte, wie eine Schwertklinge ihr voller Inbrunst etwas unterhalb der verletzten Schulter in den Leib gerammt wurde. Aber genau das war nun einmal das Risiko bei einem solchen Sprung: Sämtliche Helden, die dieses Wagnis auf sich genommen hatten, waren letztlich dabei gestorben. Genau deswegen waren sie ja Helden.
    Breaca hörte Graine, hörte Valerius, hörte ihren Vater. Sie alle riefen ihren Namen. Irgendwo ganz in der Nähe stimmte Stone sein klagendes Geheul an, gemeinsam mit Hail.
    Die Welt um sie herum wurde schwarz.

XLVI
    Nur ein einziger Gedanke existierte noch in Valerius’ Bewusstsein: Sein Traum hatte sich in einen Albtraum verwandelt. Er trieb sein schwarz-weiß geschecktes Pferd gnadenlos an, um dem Gemetzel zu entfliehen. Doch anders als in seinem Traum war es Graine, die hinter ihm im Sattel saß und fest ihre Arme um seine Taille geschlungen hatte, und nicht etwa Breaca. Letztere nämlich lag auf dem Rücken des grauen Stutenfohlens, festgehalten allein durch eine feste, aus ihrem eigenen Umhang geknüpfte Schlinge, die sie an das Tier fesselte und so
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