Die Kolonie

und den alten Mr. Whittier
    verfluchten, würde er uns anflehen zurückzukommen.
    Ihn zu verfolgen.
    Ihm den Beweis von einem Leben nach dem Tode zu liefern.
    Unsere Gespenster, unser Hass bewiese ihm den Tod des Todes.

    Unsere Rolle, als er es uns endlich erzählte: Wir waren nur hier,
    um zu leiden, zu leiden,
    zu leiden und zu leiden
    und zu leiden und zu sterben.
    Um - schnell - ein einziges Gespenst zu erschaffen.
    Das den alten, alten Mr. Whittier trösten sollte- vor seinem Tod.
    Das war sein wahrer Plan.

    Er beugt sich über uns und sagt:
    »Wenn der Tod bedeutete, die Bühne
    lange genug verlassen zu können,
    um das Kostüm zu wechseln und als
    neue Figur zurückzukommen ...
    Würdet ihr dann langsamer werden? Oder schneller?
    Wenn jedes Leben nur ein Basketballspiel wäre, irgendein Spiel, das
    beginnt und endet,
    während die Spieler sich neuen Spielen zuwenden, neuen
    Aufführungen ...
    Wie würdet ihr im Angesicht dieser Tatsache leben?«

    Mr. Whittier schlenkert den Schlüssel zwischen zwei Fingern und sagt:
    »Ihr könnt hier bleiben.«
    Aber wenn ihr sterbt, dann kommt noch einmal
    kurz zurück.
    Und berichtet mir. Und erlöst mich. Mit dem Beweis für unser ewiges Leben.
    Erlöst uns alle,
    bitte, erzählt das weiter. Damit endlich wahrer Frieden auf Erden ist.
    Lasst uns alle
    Gehetzte sein.

Obsolet
Eine Erzählung von Mr. Whittier
    Zu ihrem letzten Familienurlaub trieb Eves Vater sie alle ins Auto und sagte, sie sollten es sich bequem machen. Diese Reise könne ein paar Stunden dauern, vielleicht auch mehr.
    Sie hatten Snacks dabei, Käse-Popcorn und Limo und Kartoffelchips. Eve und ihr Bruder Larry saßen zusammen mit ihrem Boston-Terrier Risky auf der Rückbank. Auf dem Fahrersitz drehte ihr Vater den Zündschlüssel. Er stellte die Lüftung auf höchste Stufe und ließ alle Fenster aufsurren. Neben ihm saß Tracee, Eves künftige Ex-Stiefmutter. Sie sagte: »Hey, Kinder, hört euch das an...« Sie wedelte mit einer Regierungsbroschüre, Titel: Auswandern ist eine großartige Sache. Sie schlug das Heft auf, drückte es platt und begann zu lesen: »Das Blut braucht Hämoglobin, um Sauerstoffmoleküle von den Lungen zu den Herz- und Gehirnzellen zu transportieren.«
    Vor ungefähr sechs Monaten war diese Broschüre vom Gesundheitsministerium an alle Haushalte verschickt worden. Tracee zog ihre Sandalen aus und legte die Füße aufs Armaturenbrett. Dann las sie weiter vor: »Tatsächlich verbindet sich Hämoglobin aber lieber mit Kohlenmonoxid.« Sie sprach, als sei ihre Zunge irgendwie zu groß; das sollte sich mädchenhaft anhören. »Wenn man Auspuffgase einatmet, verbindet sich das Hämoglobin mit dem Kohlenmonoxid zu Carboxyhämoglobin.«
    Larry fütterte den Hund mit Käse-Popcorn, und das orange Käsepulver begann, den Sitz zwischen ihm und Eve zu färben.
    Ihr Dad machte das Radio an und sagte: »Wer will Musik?« Er warf Larry im Rückspiegel einen Blick zu und sagte: »Dem Hund wird noch schlecht.«
    »Toll«, sagte Larry und steckte Risky noch mehr oranges Popcorn ins Maul. »Das Letzte, was ich sehe, ist das Innere des Garagentors, und das Letzte, was ich hören werde, ist ein Song von den Carpenters.«
    Aber es gibt nichts zu hören. Das Radio schweigt schon seit einer Woche.
    Der arme Larry, der arme Grufti Larry, schwarzes Makeup ins weiß gepuderte Gesicht geschmiert, die Fingernägel schwarz lackiert, die langen strähnigen Haare schwarz gefärbt verglichen mit echten Menschen, denen Vögel die Augen ausgepickt haben, echten Toten, deren Lippen sich von ihrem Gebiss abschälen, verglichen mit dem echten Tod wirkt Larry bloß wie ein trauriger Clown. Der arme Larry war nach der letzten Newsweek-Titelgeschichte tagelang auf seinem Zimmer geblieben. Die Schlagzeile lautete: »Tot sein ist in!«
    All die Jahre, die Larry und seine Band sich mit schwarzem Samt als Zombies oder Vampire verkleidet hatten und, mit Rosenkränzen und schmutzigen Leichentüchern behangen, nächtelang auf Friedhöfen herumgeschlichen waren - alles für die Katz. Jetzt wanderten sogar schon die engagiertesten Mütter aus. Und fromme alte Damen. Und erfolgreiche Anwälte.
    In der Titelgeschichte der letzten Ausgabe von Time konnte man lesen: »Der Tod ist das neue Leben.«
    Jetzt hockt der arme Larry mit Eve und seinem Dad und Tracee hier in diesem Auto; die ganze Familie hockt in diesem viertürigen Buick in der Garage eines kleinen Ranchhauses und wandert aus. Sie atmen Kohlenmonoxid und essen zusammen mit