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Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden

Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden

Titel: Die Knickerbocker Bande 28 - Titanic, Bitte melden
Autoren: Thomas Brezina
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Ruck, und der Boden neigte sich noch ein Stück. „Das ist meine ehemalige Freundin, sie wohnt in meiner alten Wohnung. Ich habe sie verlassen, und sie haßt mich deswegen. Sie gibt allen die Auskunft, daß ich tot bin, und das bin ich auch für sie. Und jetzt bitte, bitte, tu endlich etwas!“
    Poppi hatte das Verhör aber noch nicht beendet: „Wieso haben Sie versucht, den Tresor zu knacken?“ Mister Herman erklärte es ihr mit wenigen Worten, die dem Mädchen einleuchteten. Danach kniete Poppi nieder und versuchte, mit ihren Fingern die Knoten der Fesseln zu lösen. Kostbare Sekunden verstrichen, bis sie es endlich geschafft hatte.
    Der Mann rieb sich die schmerzenden Gelenke. Er band seine Füße los und sprang auf. Zuerst versuchte er, die Tür auf die sanfte Art zu öffnen. Als das nicht gelang, warf er sich mit aller Kraft dagegen. Die Schlagseite des Schiffes erschwerte sein Unterfangen. Beim dritten Anlauf hatte er schließlich Erfolg, und die Tür kippte auf den Gang. Mister Herman schnappte Poppi, und als das Mädchen nicht mitkommen wollte, nahm er es wie ein Bündel Stroh unter den Arm. Er hetzte mit ihm zu dem Stiegenhaus, unter dessen Kuppel der Ball stattgefunden hatte.

 
     
Rette sich, wer kann!
    Die „Titanic II“ war zum Untergang verdammt, da bestand kein Zweifel mehr. Als Mister Herman mit Poppi auf das Oberdeck hinaustrat, von wo die Rettungsboote an Seilwinden zu Wasser gelassen wurden, wimmelte es dort bereits von Menschen. Panik war ausgebrochen, und die Passagiere kämpften erbittert um die Plätze in den Rettungsbooten. Sie schrien durcheinander, traten und stießen einander. Immer wieder ertönte die Stimme des Kapitäns aus dem Lautsprecher, der die Passagiere aufforderte, Ruhe zu bewahren. Seine Worte stießen jedoch auf taube Ohren. Auch die Offiziere, die das Rettungsmanöver leiteten, setzten alles daran, für Ordnung zu sorgen, damit auch wirklich alle Menschen gerettet werden konnten, schafften es aber nicht. „Es sind mehr als genug Rettungsboote vorhanden!“ brüllte ein Offizier in verschiedenen Sprachen. „Jeder bekommt einen Platz. Keine Panik! Keine Sorge!“
    Vom Vorderdeck wurden Leuchtraketen abgefeuert, die hoch in den dunklen Himmel aufstiegen und dort wie Feuerwerkskörper zerbarsten. Ihr Licht erhellte die Umgebung des Schiffes und ließ die Eisschollen erkennen, die rundherum trieben. Erst jetzt bemerkte Poppi, wie kalt es an Deck war. Sie begann heftig zu zittern. „Kümmern Sie sich um das Kind!“ hörte sie Mister Herman sagen. Er stellte sie neben eine ältere Dame, die eine Samtjacke trug und das Mädchen fest an sich preßte. „Wir sind die nächsten, wir sind die nächsten!“ raunte sie Poppi immer wieder zu. Aber das Mädchen wollte nicht bei ihr bleiben. Es riß sich los und drängte durch die aufgeregte Menschenmenge. „Lilo! Axel!“ rief Poppi verzweifelt. „Wo seid ihr?“
    Die „Titanic II“ sank schneller als vermutet. Der Bug senkte sich unaufhaltsam. In Kürze würde das Vorderdeck überflutet werden. Immer schneller wurden die Boote zum Meer hinabgelassen. Die Matrosen arbeiteten ohne Hektik, aber äußerst zügig und flott. Sie versuchten, trotz der Panik der Passagiere halbwegs die Ruhe zu bewahren, die bei dieser Aktion so nötig war.
    Poppi kam ein schrecklicher Gedanke: Emil! Er war doch noch in der Kabine eingeschlossen. Sie konnte ihn nicht im Stich lassen. Das Mädchen blickte sich suchend um. Wo war der Weg zu ihrer Suite? Befand sie sich auf dem richtigen Deck?
    Nicht weit entfernt sah Poppi Mister Herman, der sich einen Weg zum Kapitän bahnte. „Wo sind die Kinder?“ schrie er ihn an und packte Mister Gray an der Uniformjacke. Der Kapitän versetzte ihm einen schmerzhaften Stoß in den Magen und drängte den Mann an die Reling. Mister Herman erholte sich schnell und wollte zu einem Kinnhaken ausholen. Aber der Kapitän war gewiefter. Er packte die Arme des Angreifers und schrie: „Dieser Mann ist verrückt! Beruhigen Sie sich, es ist alles in Ordnung!“
    Mister Herman nahm alle Kraft zusammen, aber der Kapitän war stärker. „Was haben Sie mit dem Jungen und dem Mädchen gemacht?“ brüllte der Engländer. Er trat um sich und versuchte, seine Arme freizubekommen. Kapitän Gray begann laut zu schreien, daß ihn der Mann umbringen wolle. Ein Matrose kam ihm zu Hilfe und wollte den Tobenden übernehmen. Dabei beobachtete Poppi, wie der Kapitän eine Bewegung mit dem Kopf machte. Er hatte damit dem Matrosen befohlen,
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