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Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra

Titel: Die Kinder des Dschinn. Das Rätsel der neunten Kobra
Autoren: P. B. Kerr
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von ihm war nichts zu sehen. »Wo ist er hin?«
    »Wahrscheinlich ist er oben in seinem Zimmer«, vermutete Dr.   Sacstroker und wies mit dem Kopf zur Treppe.
    Sie fanden Dybbuk, der die Rückseite seines Seelenspiegelsanstarrte. Und noch nie hatten die Zwillinge solche Trauer und Enttäuschung in seinem Blick gesehen.
    »Was ist los?«, fragte John.
    Als er die beiden im Türrahmen stehen sah, zog Dybbuk hastig ein Tuch über den Spiegel und schüttelte den Kopf: »Nichts.« Er schob sie sanft zur Tür hinaus, die er hinter sich zuzog. »Ihr wollt also los«, sagte er, setzte ein Lächeln auf, gab John die Hand und küsste Philippa auf die Wange.
    »Ja«, antwortete John.
    »Danke«, sagte Dybbuk. »Danke für alles. Es hat Spaß gemacht, nicht? Trotz allem.«
    »Ja«, sagte Philippa, die es jetzt sehr eilig hatte, fortzukommen. »Es hat Spaß gemacht.«
     
    Sie flogen nach Osten, über Arizona, New Mexico und Texas. Doch irgendwo über Oklahoma wurde Philippa zu schnell, und ehe sie sich versahen, hatte ihr Wirbelsturm einen Tornado verursacht. Tornados sind in diesem Teil der Vereinigten Staaten nichts Ungewöhnliches, auch wenn sie zu dieser Jahreszeit glücklicherweise seltener auftreten. Allerdings waren die Temperaturen in den mittleren Bundesstaaten außergewöhnlich hoch gewesen und über Oklahoma herrschte eine hohe Luftfeuchtigkeit, sodass Philippas Wirbelsturm dort einen mächtigen Aufwind verursachte. Nur eine Viertelstunde nachdem sie den Luftraum über Oklahoma erreicht hatten, saßen die Zwillinge mitten auf einem ausgewachsenen Tornado, einer riesigen schwarzen Windhose, die durch einige Kornfelder fegte und eine ganze Scheune in Stücke riss, ehe die beiden sie unter Kontrolle bringen konnten.
    »Das kommt davon, wenn man es zu eilig hat«, sagte John.
    »Ich konnte nicht anders«, gab Philippa zu. »Ich mache mir Sorgen, was wir zu Hause vorfinden werden. Ich bin sicher, dass Dr.   Sacstroker uns etwas verheimlicht hat.«
    »Sie hat sich wirklich ein bisschen seltsam aufgeführt«, stimmte John ihr zu. »Aber vielleicht muss man auch ein bisschen seltsam sein, wenn man Dybbuk zum Sohn hat. Er hat in seinen Seelenspiegel gestarrt, als hätte er einen Geist gesehen oder so was Ähnliches.«
    »Vielleicht hat er bloß an seinen Freund Brad gedacht«, vermutete Philippa. »Schließlich hat Dybbuk nicht viele Freunde. Er wird ihm bestimmt fehlen. Und das hat ihm wahrscheinlich Kummer gemacht.« Sie hob die Schultern. »Was sollte es sonst sein?«
    Philippa war selbst nicht recht überzeugt von ihren Überlegungen und schwieg, bis sie nach New York kamen, wo sie den Wirbelsturm im Schutz der Dunkelheit im Central Park landeten, gleich neben der Statue von Alice im Wunderland. Von dort war es nur noch ein kurzer Fußweg bis nach Hause, über die Park Avenue, die Madison Avenue und hinein in die 77th Street.
    John fand seinen Haustürschlüssel und schloss leise auf, für den Fall, dass seine Eltern oder Mrs   Trump mit den beiden Woanders zusammen sein sollten. Das Haus wirkte unnatürlich ruhig, nur das Ticken der Standuhr im Flur durchbrach die merkwürdige Stille. Sie schlichen die Treppe hinauf. Als sie den Treppenabsatz im siebten Stock erreichten, blieben die beiden stehen und kauerten sich für einen Moment hinter das Geländer, weil sie durch die offenen Zimmertüren ihreDoppelgänger sehen konnten. John-2 saß in Johns Lieblingssessel und las ein Buch, während Philippa-2 still und versunken ein Gedicht verfasste. Beide wirkten makellos sauber und adrett, als kämen sie frisch aus der Verpackung. Fasziniert beobachteten sich die Zwillinge minutenlang, bis es John zu langweilig wurde, sich selbst so brav zu sehen, und er in sein Zimmer trat.
    »Hi«, sagte er.
    John-2 sah von dem Buch auf, das er las. Mit Entsetzen stellte John fest, dass es die Bibel war. »Sag bloß nicht, dass du darin gelesen hast, seit ich weg bin«, sagte er.
    »Nur abends«, antwortete John-2.
    John gab ein verzweifeltes Stöhnen von sich. »Aber das mache ich nie«, sagte er. »Natürlich ist nichts daran auszusetzen, die Bibel zu lesen. Aber – so gut bin ich einfach nicht.«
    Nicht minder entsetzt sah Philippa auf die Uhr. »Ich auch nicht«, erklärte sie Philippa-2. »Um diese Zeit hocke ich normalerweise vor dem Fernseher, statt zu schreiben, was immer du da gerade schreibst.«
    »Es ist ein Gedicht«, sagte Philippa-2. »Genauer gesagt ein Haiku. Ein japanisches Gedicht.« Sie reichte es Philippa. »Genau
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