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Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag
Autoren: Agatha Christie
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diese Jahreszeit sehr gefährlich, über die Berge zu fliegen…«
    Ali sah seinen Freund traurig an.
    »Ich dürfte es nicht zulassen, dass du dich in diese Gefahr begibst, Bob.«
    »Zerbrich dir meinethalben nicht den Kopf, Ali. So hab ich’s nicht gemeint. Ich bin ganz unwichtig, außerdem werde ich wahrscheinlich sowieso jung sterben, denn ich lasse mich immer auf die verrücktesten Abenteuer ein. Nein, ich denke im Moment nur an dich, und ich wage nicht, dich in der einen oder anderen Richtung zu beeinflussen. Wenn du dich nun doch auf einen Teil der Armee verlassen könntest…«
    Ali schüttelte den Kopf, dann sagte er: »Ich hasse den Gedanken an Flucht, aber welchen Sinn hat es, sich zum Märtyrer zu machen und sich vom Pöbel in Stücke reißen zu lassen?« Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: »Also gut. Versuchen wir unser Glück! Wann?«
    Bob zuckte die Achseln.
    »So bald wie möglich. Wir müssen dich unter irgendeinem Vorwand zum Flugplatz bringen… Vielleicht könnten wir behaupten, dass du den Bau der neuen Straße nach Al Jasar von der Luft aus besichtigen willst? Ich sorge dafür, dass die Maschine startklar ist, wenn du heute Nachmittag in deinem Wagen zum Flugplatz kommst. Gepäck können wir natürlich nicht mitnehmen.«
    »Das weiß ich, und ich will mich auch gar nicht belasten. Nur etwas möchte ich keinesfalls zurücklassen…«
    Er lächelte geheimnisvoll und listig, und das Lächeln veränderte sein Gesicht. Er schien plötzlich ein anderer Mensch zu sein. Mit dem modernen jungen Mann, der in England zur Schule gegangen war, hatte er kaum noch Ähnlichkeit.
    »Du bist mein bester Freund, Bob, dir werde ich kurz etwas zeigen.«
    Er zog einen kleinen Wildlederbeutel unter seinem Hemd hervor.
    »Was ist das?«, fragte Bob erstaunt.
    Ali öffnete den verschnürten Beutel und schüttete seinen Inhalt vorsichtig auf den Tisch.
    Bob hielt einen Augenblick den Atem an, dann stieß er einen leisen, bewundernden Pfiff aus.
    »Großer Gott! Sind die echt?«
    »Natürlich sind sie echt«, erwiderte Ali belustigt. »Der größte Teil davon hat meinem Vater gehört. Er pflegte der Sammlung jedes Jahr neue Steine hinzuzufügen – ich tue das übrigens auch. Wir lassen die Edelsteine von Vertrauensmännern in vielen Städten kaufen – in London, in Kalkutta, in Johannesburg. Es ist in meiner Familie Tradition, sich auf diese Weise auf einen Notfall vorzubereiten. Sie müssen etwa drei viertel Millionen Pfund wert sein«, schloss er in sachlichem Ton.
    »Dreiviertel Millionen?« Bob stieß einen weiteren Pfiff aus, dann ließ er die Edelsteine nachdenklich durch seine Finger gleiten.
    »Unwahrscheinlich! Wie ein Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Ein merkwürdiges Gefühl, diese kostbaren Steine in der Hand zu haben.«
    »Ja.« Ali nickte, und wieder trat der listige Ausdruck in seine Augen. »Und es ist noch viel merkwürdiger, dass der Besitz von wertvollen Steinen den Menschen verändert. Eine Spur von Blut, Gewalt und Mord folgt den Juwelen und ihren Eigentümern nur zu oft. Vor allem Frauen sind ganz verrückt nach Edelsteinen, und nicht nur um ihres Wertes willen. Sie wollen sich damit schmücken, beneidet und bewundert werden… nein, einer Frau würde ich die Steine niemals anvertrauen, aber bei dir sind sie sicher.«
    »Bei mir?«
    Bob starrte ihn entsetzt an.
    »Ja, denn sie sollen meinen Widersachern unter gar keinen Umständen in die Hände fallen. Ich weiß nicht, wann der Aufstand gegen mich stattfinden wird. Vielleicht ist er schon für heute geplant, vielleicht werde ich den Flugplatz nicht mehr erreichen. Nimm meine Juwelen an dich, Bob, und versuche sie zu retten.«
    »Aber ich weiß wirklich nicht… ich verstehe nicht. Was soll ich damit anfangen?«
    »Du musst versuchen, sie irgendwie aus dem Land zu schaffen.«
    »Soll ich mir den Lederbeutel um den Hals binden?«, fragte Bob unglücklich.
    »Vielleicht. Aber wahrscheinlich wird dir noch ein sichererer Weg einfallen, sie nach Europa zu schicken.«
    »Du irrst dich, Ali. Ich habe keine Ahnung, wie man so etwas anfängt.«
    Ali lehnte sich gelassen in seinen Sessel zurück und lächelte amüsiert.
    »Du hast einen hellen Kopf, und du bist ehrlich. Du hast auch oft gute Ideen, daran erinnere ich mich noch aus unserer Schulzeit… Ich werde dir Namen und Adresse eines mir bekannten Juwelenhändlers geben, mit dem du dich in Verbindung setzen wirst, falls ich umkommen sollte. Schau nicht so unglücklich drein, Bob. Ich weiß, dass
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