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Die Katze im Taubenschlag

Die Katze im Taubenschlag

Titel: Die Katze im Taubenschlag
Autoren: Agatha Christie
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Wundervolles… geht nichts über Mutterliebe…«
    »Sehr richtig, Lady Veronica«, erklärte Miss Chadwick. »Wir freuen uns, dass Sie hergekommen sind. Vor allen Dingen müssen Sie die neue Turnhalle sehen, die wird Ihnen bestimmt gefallen.« Sie lenkte Lady Veronicas unsichere Schritte geschickt in die entgegengesetzte Richtung. Während sie sich vom Haus entfernte, sagte sie: »Ich nehme an, dass wir Ihre Töchter dort antreffen werden. So eine schöne Turnhalle, neue Schließfächer und ein Trockenraum für Badeanzüge…«
    Die Stimmen verklangen.
    Miss Bulstrode blieb aufmerksam am Fenster stehen. Einmal versuchte Lady Veronica sich freizumachen und zum Haus zurückzukehren, aber Miss Chadwick konnte es mit ihr aufnehmen. Schließlich verschwanden sie hinter der Rhododendronhecke, auf dem Weg zur entfernt und einsam gelegenen Turnhalle.
    Miss Bulstrode stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Die brave zuverlässige Chaddy! Altmodisch, nicht sehr intelligent – abgesehen von ihrer Begabung für Mathematik –, aber immer zur Stelle, wenn sie gebraucht wurde.
    Sie wandte sich schuldbewusst Mrs Upjohn zu, die noch immer munter plauderte.
    »… aber keine großen Heldentaten«, sagte sie. »Ich bin nicht im Fallschirm abgesprungen, und ich war kein Geheimkurier. So tapfer bin ich nicht. Es handelte sich meistens um ziemlich langweilige Büroarbeit, Eintragungen auf Landkarten und dergleichen. Aber manchmal war es doch ziemlich aufregend, wie ich eben schon sagte… Wenn die Geheimagenten sich gegenseitig durch ganz Genf verfolgten… Selbstverständlich kannte man sich vom Sehen, und oft traf man sich in derselben Bar. Ja, manchmal war es recht amüsant. Verheiratet war ich damals natürlich noch nicht…«
    Plötzlich unterbrach sie sich und sagte mit einem entschuldigenden Lächeln: »Bitte verzeihen Sie diesen Redefluss! Ich nehme zu viel von Ihrer kostbaren Zeit in Anspruch.«
    Sie gab Miss Bulstrode die Hand, verabschiedete sich und ging.
    Miss Bulstrode blieb einen Augenblick stirnrunzelnd stehen. Sie hatte das vage Gefühl, dass ihr irgendetwas Wichtiges entgangen war, aber sie wusste beim besten Willen nicht, was. Sie hatte auch keine Zeit, darüber nachzudenken, denn sie musste noch mit vielen Eltern sprechen. Ihre Schule war berühmter und gesuchter denn je. Meadowbank stand auf seinem Höhepunkt.
    Nichts wies darauf hin, dass innerhalb weniger Wochen in Meadowbank furchtbare Dinge geschehen würden und dass gewisse tragische Ereignisse bereits stattgefunden hatten…

1
     
    E twa zwei Monate vor Beginn des Schuljahrs waren Dinge geschehen, die in Meadowbank unerwartete Rückwirkungen haben sollten.
    Zwei junge Männer saßen rauchend im Palast zu Ramat und sprachen über die Zukunft. Der eine hatte einen glatten olivfarbenen Teint und große melancholische Augen. Es war Prinz Ali Yusuf, der Scheich von Ramat, einem kleinen, aber ungeheuer reichen Staat im Nahen Osten. Der andere junge Mann hatte sandfarbenes Haar und Sommersprossen; er besaß kein Privatvermögen und lebte von dem (allerdings sehr ansehnlichen) Gehalt, das Seine Hoheit, Prinz Ali, seinem Privatpiloten zahlte. Obwohl sie gesellschaftlich nicht auf derselben Stufe standen, benahmen sich beide unzeremoniell und natürlich. Sie hatten die gleiche englische Public School besucht und waren seit ihrer Schulzeit eng befreundet.
    »Sie haben auf uns geschossen«, sagte Prinz Ali fast verwundert.
    »Geschossen haben sie, das steht fest«, entgegnete Bob Rawlinson.
    »Und sie haben auf uns gezielt – sie wollten uns abschießen!«
    »Zweifellos! Die Schweine!«
    Ali dachte einen Augenblick nach.
    »Es hat wohl keinen Zweck mehr, es noch einmal zu versuchen?«
    »Ich fürchte, dass wir diesmal nicht mit heiler Haut davonkommen würden. Wir haben zu lange gewartet, Ali, das ist das Unglück. Du hättest schon vor zwei Wochen gehen sollen – ich habe dich gewarnt.«
    »Man lässt sein Land nicht gern im Stich – man möchte nicht einfach so fortlaufen«, erklärte der Herrscher von Ramat.
    »Versteht sich. Aber denk daran, was Shakespeare über diejenigen gesagt hat, die ihr Leben retten, um später für ihr Vaterland kämpfen zu können.«
    »Wenn man bedenkt, was man für dieses Land getan hat«, sagte der junge Prinz erregt. »Wir haben Schulen und Krankenhäuser gebaut, wir haben einen Gesundheitsdienst eingeführt, wir…«
    Bob Rawlinson unterbrach die Aufzählung.
    »Vielleicht könnte die Botschaft etwas unternehmen?«
    Ein
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