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Die Katze, die den Braten roch

Die Katze, die den Braten roch

Titel: Die Katze, die den Braten roch
Autoren: Lilian Jackson Braun
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Einheit Vier. »Bei Ihnen soll etwas undicht sein?«, fragte er grinsend, als Qwilleran die Tür öffnete.
    »Kommen Sie herein, Pete«, antwortete Qwill, als er den Hilfssheriff erkannte.
    Pete sagte ein paar Worte in sein Handy, und der Klempnerbus fuhr weg. »Was gibt’s, Mr. Qwilleran?«
    »Ein Mann wird gleich zu mir kommen, um mir ein paar Bücher zu verkaufen, und ich verdächtige ihn des Mordes. Ich habe vor, ihm ein paar Suggestivfragen zu stellen – nicht über Bücher –, und Sie sind hier für den Fall, daß er unangenehm wird. Das freie Zimmer auf der Galerie wird Ihr Beobachtungsposten sein.«
    »Wir sollen das Verhör auf Band aufnehmen; also sollte ich lieber anfangen, die Kabel zu verlegen.«
    »Sie können alles umstellen, was nötig ist, und wenn Sie etwas brauchen, sagen Sie es mir.«
    Wieder klingelte es an der Tür. Ein Pizzawagen stand vor dem Haus, und der Zusteller reichte Qwill eine große, viereckige flache Schachtel. Qwilleran erkannte den Pizzaboten als Beamten der Polizei von Pickax.
    »Hallo, Mr. Qwilleran! Brodie schickt Ihnen das für Ihre Party. Ich habe gehört, heute wird es noch lustig.« Er murmelte etwas in sein Handy, und der Pizzawagen fuhr davon.
    Die Mittagszeit rückte näher. Die Pizza wurde im Herd warm gehalten; die beiden Beamten waren im Obergeschoß, und Qwilleran stand an der Bar und bereitete Tomatensaft, Wodka, Tabasco und frische Limonen vor. Jetzt kamen ihm Bedenken, ob es richtig war, dem ruhigen Spezialisten für seltene Bücher mit dem nüchternen Gesicht eine Falle zu stellen, nur weil der Mann Polly die Handschuhschatulle seiner Mutter geschenkt hatte. Das war kein Beweis dafür, daß sie Helen Omblower gewesen war. Vielleicht hatte Kirts Mutter die Schatulle in einem Antiquitätenladen gekauft und war nie auf die Idee gekommen, daß in einem doppelten Boden ein Brief versteckt sein könnte. Genauso wenig wie Polly, und auch Qwilleran hatte ihn erst entdeckt, als Koko angefangen hatte, die Schatulle abzuschnuppern und zu betasten.
    Wenn Nightingale wirklich Omblower war, wie Qwilleran vermutete, würde seine Körpersprache seine Schuld verraten, es sei denn… er war zufällig ein guter Schauspieler. Sich zu verstellen war vielleicht eines der Dinge, deren er sich rühmen konnte, sie im Gefängnis gelernt zu haben. (Nicht die Lippen befeuchten; nicht blinzeln; sich nicht am Hals kratzen; nicht am Ohrläppchen zupfen.) Qwilleran begann sich zu wünschen, Koko wäre hier, um ab und zu ein »Yau« und ein »Ik ik ik« einzuwerfen.
    Wieder klingelte es an der Tür, und der ruhige Buchhändler mit dem nüchternen Gesicht stand da, ohne ein freundliches Wort zu äußern; er überließ es seinem Gastgeber, zu sagen: »Guten Tag! Kommen Sie herein – auf einen allerletzten Drink.«
    Im Vorzimmer sah sich Nightingale prüfend um und ging dann zum Sofa. »Interessanter Glaskrug«, bemerkte er. »Besitzt er einen Stammbaum?«
    »Bleikristall aus St. Louis, für die französischen Dampfschifflinien hergestellt. Wiegt eine Tonne.«
    »Wenn es Sie interessiert, es gibt ein schönes Buch über die Glashersteller der ganzen Welt: Baccarat, Steuben, Waterford, Orefors und so weiter – eindeutig das maßgebliche Werk.«
    »Im Augenblick interessiere ich mich für Ägypten«, sagte Qwilleran. »Aber zuerst trinken wir auf den Großen Sturm! Wir werden alle froh sein, wenn der Schnee kommt und wir uns keine Sorgen mehr über Buschbrände zu machen brauchen – oder was auch immer das wirklich ist. Viele Leute glauben ja, die Brände wurden gelegt.«
    »Tatsächlich?«
    »Brandstiftung ist etwas Seltsames: Früher haben Hausbesitzer ihre Gebäude angezündet, um die Versicherungssumme zu kassieren. Jetzt ist Brandstiftung die verbreitetste Art von Vandalismus. Bauwerke werden wegen des Nervenkitzels oder aus reiner Bösartigkeit angezündet. Es gibt ein Gerücht, daß das Buchgeschäft von jemandem angezündet worden sei, der auf ein erschwingliches Grundstück in guter Lage aus gewesen ist, um es dann einem einheimischen Bauunternehmer zu verkaufen… Sie, Kirt, als Mann des Buches, müssen doch entsetzt darüber gewesen sein, daß Tausende von Büchern in Flammen aufgegangen sind.«
    »Da war nicht viel Wertvolles dabei«, erwiderte der Buchhändler. »Ich habe dort etliche Stunden auf der Leiter verbracht und nichts Interessantes entdeckt.«
    »Wie dem auch sei, der Laden war der Stolz von Pickax, und Eddington selbst war eines der führenden Gemeindemitglieder.«
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