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Die Kartause von Parma

Die Kartause von Parma

Titel: Die Kartause von Parma
Autoren: Stendhal
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Eingangsseiten in Mailand von 1800 bis 1814 ab, sodann am Comer See, in Paris, bei Maubeuge, im Schlachtgelände bei Waterloo (im Juni 1815), in Zoonders (wohl ein erfundener Name für ein flämisches Städtchen), in Genf und Lugano, wiederum am Comer See (in Grianta [
Stendhal nennt den Ort Grianta und hat dabei die längst verfallene Burg Rocca di Musso, nahe dem Orte Dongo am Westufer des Comer Sees, im Sinne. Diese ehedem trotzige Feste hatte der Marschall Trivulzio erbaut. Stendhal verlegt aber offenbar sein imaginäres Grianta in die Tremezzina, oberhalb Cadenabbia, wo es ein Dorf Griante gibt.
] , dann in Como, in Mailand, auf einem Landgute in der Nähe von Romagnano (bei Novara), in Parma, Neapel, Bologna, in Casalmaggiore (am Po), in Ferrara, auf dem Gute Sacca (bei Colorno), im Gebirge bei Florenz, in der Torre Farnese [Die Zitadelle (Castello) von Parma. Papst Paul III. ernannte 1545 seinen Sohn Pier Luigi Farnese zum Herzog von Parma und Piacenza. Am berühmtesten ist sein Nachkomme, der Feldherr Alessandro Farnese il Grande (gestorben 1592 an einer Kugelwunde), dessen Reiterdenkmal in Piacenza steht. Der letzte Farnese in Parma (Antonio) starb 1731.] , in der Burg Velleia, in Castelnuovo, in Locarno und schließlich in der Certosa do Parma. Alle diese vielen Orte kannte Beyle aus eigener Anschauung. Italien, seine Landschaft wie seine Städtebilder, waren dem Milanesen Beyle nichts Fremdes, hatte er doch von 1800 bis 1802, von 1814 bis 1821 und von 1831 bis 1836, also insgesamt anderthalb Jahrzehnte seines Lebens, südlich der Alpen verbracht. Ähnlich wie die Engelsburg in der Torre Farnese geschildert ist, hat auch die Certosa di Pavia in die Nähe von Parma rücken müssen.
[Die nicht ›in waldreicher Gegend am Po, zwei Meilen von Sacca entfernt‹, sondern in der Ebene vor der Stadt, nahe der antiken Via Emilia und dem Triumphbogen Aldobrandinis liegende Certosa di Parma (heute eine Strafanstalt) hat Stendhal kaum gekannt und sicherlich nicht im Sinne gehabt.]
Alle anderen Orte sind ohne Transpositionen nach der Wirklichkeit gezeichnet.
    Das Schlachtfeld von Waterloo (südlich von Brüssel) hat Beyle im Juli 1838 besucht und eingehend studiert. Zweifellos ist das im Roman geschilderte Gelände im einzelnen an Ort und Stelle auffindbar.
    Die Waterloo-Episode in der ›Kartause von Parma‹ gehört zu dem Berühmtesten, was Stendhal geschrieben hat.
    Mit Recht hat Tolstoi gesagt: ›Ich bin Stendhal wie kaum irgendwem verpflichtet: ich verdanke ihm die Kenntnis des Krieges. Wer vor ihm hat den Krieg auf diese Weise geschildert, das heißt so, wie er wirklich ist? Man erinnere sich, wie Fabrizzio mitten durch die Schlacht von Waterloo reitet und nicht das geringste davon merkt und wie ihn die Husaren unversehens rückwärts über die Kruppe seines Pferdes, seines schönen Generalspferdes, herunterholen. Später, im Kaukasus, hat mir mein Bruder, der eher Offizier wurde als ich, den Realismus der Stendhalschen Schilderung bestätigt. Er schwärmte für den Krieg, wenn er auch nicht so naiv war, an die Szene auf der Brücke von Arcole zu glauben. Alles das, sagte er mir, ist buntes Beiwerk; im Kriege gibt es derlei nicht! Bald darauf, in der Krim, habe ich das mit eigenen Augen beobachtet. Und ich wiederhole es: in allem, was ich vom Kriege weiß, war mein erster Lehrer Stendhal.‹
    Beyle ist nicht Augenzeuge der Schlacht bei Waterloo und Belle-Alliance gewesen. Er gibt die Eindrücke und Zustände wieder, die er in den großen Schlachten bei Wagram und bei Borodino, in den vielen Gefechten auf dem Rückzug aus Rußland und während des Feldzuges 1813 in Sachsen persönlich erlebt hat. Wir besitzen ein paar Tagebuchblätter, die er beim Kanonendonner während der Schlacht bei Bautzen hingekritzelt hat. Es heißt da: ›Von Mittag bis drei Uhr nachmittags sahen wir alles, was man von einer Schlacht sehen kann, das heißt: nichts. Der Genuß liegt in der Aufregung, die einem das Bewußtsein erweckt, daß sich um uns etwas abspielt, von dem man weiß, es ist schrecklich. Der majestätische Kanonendonner verstärkt die Wirkung. Er paßt vortrefflich zum ganzen Eindruck. Wenn die Geschütze ein scharfes, pfeifendes Geräusch hervorbrächten, so würde es einen wohl nicht so ergreifen. Ich habe das Gefühl, ein pfeifendes Geräusch wäre grausig, aber niemals so schön wie der rollende Kanonendonner.‹
    Die Niederschrift der ›Kartause von Parma‹ ist in dieMonate August 1838 bis März 1839 zu setzen.
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