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Die Jungens von Brug Schreckenstein

Die Jungens von Brug Schreckenstein

Titel: Die Jungens von Brug Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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belauschten Gespräch unter der Bank im Park über das Schweigen gegenüber den Kameraden bis zur Präparierung der Burg für die Besichtigung.
    Zuerst sprachen Stephan, dann Ottokar und schließlich, zur Bekräftigung des Gesagten, Doktor Waldmann. Auch er nahm kein Blatt vor den Mund und gestand seinem staunenden Direktor sogar, daß seine Tochter bei Klinke aufgetreten sei, um ihr Gesangsstudium zu finanzieren.
    Bei der Schilderung des Barbesuches war es besonders interessant, den Rex zu beobachten, der mehrmals das Taschentuch vors Gesicht halten mußte, um sein Lachen zu verbergen. Weit zurückgelehnt saß er in einem unbequemen, gotischen Stuhl und maß die Erzähler mit Blicken des Stolzes und der Anerkennung, während Mauersäge, weit vorgebeugt, regungslos ins Feuer stierte.
    „...und zwei Schnitzel habe ich gekriegt!“ schloß Ottokar der Wahrheit gemäß seinen Bericht.
    Mauersäge schwieg. Er war aber auch in einer verteufelten Lage.
    „Gewiß, gewiß“, sagte er endlich, „ich habe mich mit dem Gedanken getragen, später vielleicht einmal ein... ks... ein Sanatorium hier aufzubauen, und mir von Herrn Klinke diesbezügliche Vorschläge machen lassen, jedoch völlig unverbindlich!“
    Er sprach in einem Ton, als drehe es sich nur darum, ob er eine blaue oder eine rote Krawatte umbinden solle. Da aber holte Doktor Waldmann, der sich in Höchstform befand, zum entscheidenden Schlag aus:
    „Und was ist in den Kisten, die Ihnen Herr Klinke geschickt hat?“ platzte er unvermittelt heraus. Mauersäge zuckte zusammen: „Ach die... ks... ach so die... ks... ks... die hat Herr Klinke nur bei mir abgestellt. Ich... ks... ich weiß wirklich nicht, was da drin sein könnte!“ Aber es klang nicht überzeugend, was er sagte.
    „So“, sagte Doktor Waldmann schneidend, „Sie wissen es nicht? Dann will ich’s Ihnen sagen! In den Kisten sind Roulettetische für ein Spielkasino!“
    Stephan und Ottokar sahen sich an. Woher wußte das der Doktor? Sollte er etwa heimlich...
    „Hochinteressant“, lächelte Mauersäge, „es würde mich direkt reizen... ks... selbst mal hineinzuschauen!“ Herrn Waldmanns Behauptung schien ihm so abwegig, daß er wieder Oberwasser bekam.
    „Mit Vergnügen“, antwortete der Doktor ebenso heiter, „gehen wir am besten gleich!“ Damit erhoben sie sich. Mauersäge hoffte offenbar, die peinliche Unterredung so beenden zu können.
    „Entschuldigt“, flüsterte Doktor Waldmann im Hinausgehen Stephan und Ottokar zu, „ich habe es als Vater von Sonja getan. Ich kann meine Tochter nicht bei einem Schwindler arbeiten lassen!“
    Die beiden waren platt. Doch dann sahen sie ein, daß ihr Mitverschworener in seiner Eigenschaft als Erzieher so gehandelt hatte, und darüber stand ihnen kein Urteil zu.
    „Geh und hol Sonja“, sagte Herr Waldmann zu Ottokar, „dann kommt er uns nicht mehr aus!“
    Tatsächlich war eine der Kisten aufgebrochen. Ein schwerer Tisch schaute heraus. Auf der mit grünem Filz bespannten Platte waren viele Felder und Zahlen aufgemalt.
    Da kam Ottokar mit Sonja zurück.
    „Jetzt erzähle“, sagte Doktor Waldmann, nachdem er seine Tochter dem Rex und Mauersäge vorgestellt hatte.
    „Die ,Grüne Eule’ geht schlecht“, begann Sonja der Reihe nach, „ich habe bis heute noch kein Geld bekommen. Statt dessen fragte mich Herr Klinke gestern abend, ob ich auch außerhalb von Neustadt in einem neuen Nachtklub für ihn arbeiten wolle.“
    „Herr Klinke hat ja gesagt, es sei zweifelhaft, ob er aus der Burg ein Sanatorium machen könne“, bemerkte Ottokar dazwischen, „ich habe das Gespräch auf Tonband!“ Der Rex schüttelte nur noch den Kopf, während Mauersäge sich an der Kante des Spieltisches festhielt und ins Leere starrte. Da spielte der Doktor den letzten Trumpf aus:
    „Herr Klinke wollte also ein neues Lokal eröffnen, und hier stehen die Spieltische. Es gibt keinen Zweifel, der Schreckenstein sollte Vergnügungspark werden!“
    Nun war Mauersäge am Ende. Er sah ein, daß er einem Schwindler auf den Leim gegangen war. Mit zitternden Händen strich er über den grünen Filz und stammelte tonlos vor sich hin:
    „...und mir... ks... hat er gesagt, es seien... ks... Röntgenapparate in den Kisten.“
     
     
     

Wallenstein mit Sahne
     
    „Es ist zu spät. In wenig Augenblicken ist mein Schicksal erfüllt“, flötete Strehlau als Gräfin Terzky und rauschte um den Burgfried ab und ans Klavier.
    „O Haus des Mordes und Entsetzens!“ rief Mücke, der
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