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Die Jungens von Brug Schreckenstein

Die Jungens von Brug Schreckenstein

Titel: Die Jungens von Brug Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Nachhilfestunden, was für die Tarnung des „Unternehmens Klinke“ sehr vorteilhaft war. So konnte er immer mit glaubhafter Entschuldigung in Doktor Waldmanns Zimmer sitzen und das Telefon bewachen. Überhaupt war das Telefon die einzige Erleichterung für die Verschwörer, denn Ottokars Riesenrolle lag allen sehr im Magen. Morgens Schüler, mittags Wallenstein und nachts Detektiv — der Arme konnte einem wirklich leidtun. Allabendlich saßen die drei um das Telefon herum und warteten auf Nachricht von ihrer Spionin.
    Sonja war einfach großartig. Geradeso, als fühle sie die nervenaufreibende Spannung, rief sie fast jeden Abend an, manchmal nur, um „keine besonderen Vorkommnisse“ zu melden und ein paar tröstliche Worte zu sagen. Wie eine richtige Spionin gab sie auch scheinbar unwichtige Ereignisse zur Auswertung an die Zentrale weiter.
    „Mauersäge bekommt demnächst einige Kisten von Klinke“, meldete sie eines Nachts, „seht zu, daß ihr herauskriegt, was drin ist! Ich habe nämlich einen Verdacht!“
    Kisten von Klinke an Mauersäge? Das bedeutete nichts Gutes! Die Überwachung der Ankunft machte keine sonderlichen Schwierigkeiten, da ein Lastwagen nur in den Burghof fahren konnte, was auch während des Unterrichts bemerkt werden mußte.
    Der Wagen kam, als wir gerade Geschichte bei Doktor Waldmann hatten.
    Die Verschwörer wechselten Blicke, dann ging der Doktor, bei dem es als Lehrer am wenigsten auffiel, während seiner Ausführungen über Karl den Großen einfach ans Fenster und schaute hinaus. Heftig mit dem Kopf nickend, kam er wieder zurück. Für die Klasse sah dieses Nicken aus, als wolle er sagen:
    „Dieser Karl der Große war schon ein toller Bursche“, für Stephan und Ottokar hieß es jedoch:
    „Die Kisten sind da!“
    Stephan antwortete in der Zeichensprache mit Kopfschütteln und Schultern-Hochziehen, was bedeuten sollte:
    „Und wo werden sie hingebracht?“
    Doktor Waldmann begriff sofort. Überhaupt war er — von seinem Wissen abgesehen — viel mehr Junge als Lehrer, so gut verstand er es, sich in seine Mitverschworenen hineinzuversetzen.
    „Ich glaube“, sagte er mit einem Augenzwinkern, das nur für Stephan wahrnehmbar war, „ich habe auf dem Speicher noch ein sehr interessantes Buch über Karl den Großen. Während ich es hole, schreibt ihr mir auf, was ihr über die Niederlage im Tal von Roncesvalles 778 wißt!“
    Damit verließ er die Klasse. Stephan und Ottokar waren von seiner Schlagfertigkeit so begeistert, daß sie überhaupt nichts wußten. Und der lustige Ottokar schrieb in sein Heft:
     
Karl der Große holte sich im Tal von Roncesvalles eine Niederlage. —
Sie holen auf dem Speicher einen Sieg!
     
    Noch am Abend, während der „Nachhilfestunde“, lachte Doktor Waldmann sehr über diesen Scherz. Wo hatte es das je gegeben, daß man mit einem Lehrer so reden konnte? Es war phantastisch!
    „Und wo stehen die Kisten?“ fragte Ottokar.
    „Auf dem Speicher über Mauersä... wollte sagen über Graf Schreckensteins Schlafzimmer!“ versprach sich der Doktor beinahe.
    „Ach, da, wo Klaus und Dieter Eisenbahn gespielt haben!“ sagte Stephan, „wie viele sind’s denn?“
    „Ungefähr fünf Stück. Und sehr groß!“ antwortete Doktor Waldmann.
    Stephan wollte gerade etwas sagen, da klingelte das Telefon. Es war Sonja, die diesmal eine entscheidend wichtige Nachricht hatte.
    „Ich habe ein Gespräch belauscht“, sagte sie, während die drei sich um den Hörer drängten, daß die Köpfe zusammenstießen. „Mauersäge will Klinke die Burg zeigen, nächsten Freitag, wenn ihr euren Schulausflug macht!“
    Das war ja hochinteressant! Während die Schule kilometerweit weg war, wollte der Dicke alles in Ruhe besichtigen! Womöglich gleich Räume ausmessen, Umbauten besprechen und so weiter. Das hatte sich Mauersäge sehr geschickt ausgedacht. Aber noch geschickter war Sonja gewesen, indem sie dieses Gespräch mitangehört hatte. Bravo, Sonja!
    „Für uns fällt der Ausflug ins Wasser!“ stellte Ottokar fest, während der Doktor den Hörer auflegte.
    „Aber wie?“ meinte Stephan, und alle dachten angestrengt nach.
    „Ich hab’s“, meldete sich Herr Waldmann zu Wort, und zu Stephan gewandt fuhr er fort:
    „Ich verbiete dir zur Strafe für deine schlechten Leistungen, am Schulausflug teilzunehmen. Statt dessen hast du Nachhilfestunde bei mir!“ Dabei zwinkerte er unmißverständlich mit den Augen. Ja, mit dem Doktor konnte man wirklich Pferde stehlen. Dann
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