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Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)

Titel: Die Jägerin (Die Anfänge) (German Edition)
Autoren: Nadja Losbohm
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bereinigt hatte.
    „Bitte, wie meinen?“, fragte er zurück und schaute mich erstaunt an.
    „Ich kann das nicht mehr lange allein schaffen,“ sagte ich ihm.
    Pater Michael legte den Kopf schief und musterte mich eindringlich. Er kratzte sich nachdenklich am Kinn. „Mhh, deine Vorgänger haben es auch allein geschafft,“ bemerkte er.
    Wütend funkelte ich ihn an. „Tja, meine Vorgänger waren Männer und nicht wie ich sch….,“ begann ich zu erwidern.
    Aber die erhobene Hand des Padres brachte mich zum Schweigen. „Ahahah! Sag es nicht!“, forderte er mich auf und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Ich hatte für einen Moment vergessen, dass wir diese gewisse Unannehmlichkeit, die uns noch ins kirchliche Haus bevorstand, nicht aussprachen. Ich seufzte und versuchte erneut, mein Anliegen in Worte zu fassen. „Ich schaffe es nicht mehr lange allein. Es muss etwas passieren.“
    „Ich nehme an, dass du auch schon weißt, was passieren muss,“ bemerkte der Pater und sah mich mit einem süffisanten Lächeln an.
    „Ja, allerdings,“ antwortete ich und legte das blitzblanke Schwert zurück in sein Bettchen aus Samt und Glas. „Ich gehe an die Öffentlichkeit,“ verkündete ich und wandte mich zum Padre um.
    Er glotzte mich mit großen Augen an. Sein Mund stand offen, so entsetzt war er über meine Aussage. Er brauchte einige Zeit, um die Sprache wiederzufinden. „Oh nein, Ada! Auf. Gar. Keinen. Fall!“, erwiderte er, wobei er jedes einzelne Wort extra scharf betonte und dazu noch heftig seinen dunklen Haarschopf schüttelte.
    „Oh, doch! Das werde ich! Ich habe keine andere Wahl. Es gibt leider keine weiteren Jäger, die meine Arbeit mit erledigen könnten, wenn ich eine Zeit lang ausfalle, wegen dieser Sache…du weißt schon,“ sagte ich und wackelte mit den Augenbrauen. Ich stocherte nur zu gern in der Wunde herum, und mit großer Belustigung sah ich, wie sich sein Gesicht zu einer schmerzvollen Grimasse verzog.
    Pater Michael warf mir einen warnenden Blick zu. „Vorsicht, Ada! Du solltest mich nicht reizen!“
    „Tss, das würde mir im Traum nicht einfallen,“ dachte ich grimmig. „Du siehst doch sicher ein, dass die Menschen beschützt werden müssen?“, fragte ich ihn.
    Er nickte umgehend.
    „Und wenn ich nicht auf Patrouille gehen kann, wer soll die Menschen dann vor dem beschützen, was in der Dunkelheit auf sie lauert?“
    Der gute Pater hatte keine Antwort parat. Genau wie ich bereits vermutet hatte. „Wenn ich sie nicht beschützen kann, dann müssen es die Menschen selbst tun. Sie müssen gewarnt werden, damit sie eine Chance haben.“
    Pater Michael presste die Lippen fest aufeinander, sodass nur noch ein schmaler Streifen zu sehen war. Er wollte etwas entgegnen, aber er wusste auch, dass ich Recht hatte. Also schwieg er und nahm mir lieber die Pistole mit den Silberkugeln mit Samthänden ab, bevor ich sie an ihm ausprobieren konnte.

2. Das Interview
     
     
     
    Klopf, klopf.
    „Ist das Teil an? Okay, dann fangen wir mal an,“ sagte der Reporter und sah mich erwartungsvoll an.
    Es war fünfzehn Uhr nachmittags, und ich saß auf einer unbequemen Holzbank im Mittelschiff der Kirche. Mir gegenüber der Reporter Dan Meyers. Er war einer von diesen Schickimicki-Typen, die ich nicht leiden konnte. Seine braunen Haare glänzten von dem Gel, das er sich heute Morgen hineingeschmiert hatte. Seine Zähne blendeten mich, so weiß waren sie durch unzählige Bleaching-Sessions bei seinem Privatzahnarzt. Das Gesicht war glatt rasiert, und seine Haut war dunkelbraun von unendlichen Solarium-Besuchen. Ich hatte nie verstanden, wie sich die Leute so etwas antun konnten. Aber zum Glück liegen die Schönheitsideale bei jedem Menschen anders. Hätte man mich gebeten sein Alter einzuschätzen, hätte ich es nicht gekonnt. Aber durch meine Recherchen wusste ich, dass er dreiundvierzig Jahre alt war und krampfhaft versuchte, sich jünger erscheinen zu lassen.
     
    „Und wie soll ich anfangen?“, wollte ich wissen.
    Er legte den Kopf schief. „Vielleicht sagen Sie als erstes einfach wie Sie heißen, wie alt Sie sind und was Sie beruflich machen.“
    Ich nickte und rutschte nervös auf meiner Bank herum. Ich fühlte mich wie in einer Selbsthilfegruppe, in der ich mich an meinem ersten Tag outete. „Also gut. Nun, ich heiße Ada Pearce, bin vierundzwanzig Jahre alt und arbeite als Vampirjägerin und Monsterschreck.“ Als die letzte Silbe in dem Raum verklungen war, glotzte mich der Reporter
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