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Die irische Wildkatze

Die irische Wildkatze

Titel: Die irische Wildkatze
Autoren: Virginia Henley
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Der Rübenacker war ein schlammiges Feld, und Jack wagte nicht, den Wagen und das Maultier dicht an die Rüben zu bringen. Also bückte sich Beth und zog die Rüben aus dem zähen Schlamm, während ihr Vater sie zum Wagen am oberen Ende des Ackers brachte. Bis sie eine ganze Ladung von über zweihundert Rüben beieinander hatten, begann die Sonne schon unterzugehen. Es war aber doch noch genug Licht, um Jack erkennen zu lassen, in welchem Zustand seine Tochter war. »Du bist ja wirklich von oben bis unten voller Dreck. Deine Mutter wird garantiert einen Anfall bekommen!«
    Beths Knie zitterten jetzt schon, wenn sie daran dachte, was für ein Empfang sie zu Hause erwartete. »Lass mich hier absteigen. Ich werde am Lough Ree baden und mein Kittelkleid gleich mitwaschen. Geh du schon mal heim und überzeuge Mutter davon, dass du mit den Ziegen ein gutes Geschäft gemacht hast.«
    Sie ging am Flussufer entlang bis zu der Stelle, wo er sich zu dem einem See ähnlichen Lough Ree verbreiterte. Sie nahm die Schönheit der Landschaft tief in sich auf. Als der rote Ball der Sonne langsam das letzte Stückchen am Himmel hinabsegelte, um in den See zu tauchen, hatte sie das Gefühl, als könnte es auf der ganzen Erde keinen geheimnisvolleren Platz geben. Unter den schützenden Zweigen eines Baumes streifte sie das Kittelkleid ab und watete langsam ins Wasser bis sie brusttief darinstand. Sie schauderte, als das kühle Wasser ihre empfindliche Haut bedeckte, dann fing sie an, den Schlamm von sich abzuwaschen. Nah am Ufer sah sie etwas schwimmen, das sie für einen Otter hielt. Sie hatte das Tier schon bei anderen Gelegenheiten dort mit seiner Gefährtin spielen sehen. Plötzlich hatte sie die Idee, sich dem Otter vorsichtig zu nähern und zu versuchen, mit ihm zu schwimmen.
    Beth füllte ihre Lungen so weit wie möglich mit Luft und tauchte unter, um unter Wasser bis zu der Stelle zu schwimmen, wo sie seinen dunklen Kopf entdeckt hatte.
    Leise und ohne zu plantschen glitt sie aufwärts und starrte in ein paar leuchtend brauner Augen. Das waren nicht die Augen eines Otters.
    »Mein Herr Oberon!« Sie schnappte nach Luft.
    »Beim Herrgott, ich habe so lange an dich gedacht, dass ich dich heraufbeschworen habe!« John Campbell konnte nicht anders, als zu glauben, das ätherische "Wesen seiner Tagträume wäre in Form einer Nixe zu ihm gekommen. Er tat einen kräftigen Schwimmzug und packte ihre Handgelenke, bevor sie wieder untertauchen konnte. »Du bist wirklich!«, staunte er.
    »Ich bin wirklich, und ich stecke auch in echten Schwierigkeiten, Sir. Ihr müsst mich loslassen!« So fest wie er sie hielt, empfand sie seine klare, harte Kraft, und ihre Knie wurden weich. Ein seltsames Kribbeln begann an seinen Fingern, wanderte ihren Arm aufwärts und brachte sie zum Schaudern. Während er sie so festhielt, konnte sie an nichts anderes denken als an das Gefühl seiner Lippen auf den ihren. Sie fragte sich, ob er es wohl noch einmal tun würde. Was für ein unanständiger Gedanke! Ich darf ihm nicht erlauben, es nochmal zu tun!
    »Ich habe den ganzen Tag auf dich gewartet - so schnell lasse ich dich nicht los.«
    »Warum habt Ihr auf mich gewartet, weil ich Euren Lachs gestohlen habe?«
    Weil du mir den Verstand gestohlen hast. »Wenn du mich für den Lachs bezahlst, kann ich wohl kaum noch sagen, du hättest ihn gestohlen, stimmt's?«
    »Aber ich habe kein Geld, Sir.« Sie versuchte vergeblich, ihre Handgelenke seinem starken Griff zu entziehen.
    Ein erfreutes Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ich weiß.« Sein Griff wurde fester. »Es gibt da noch eine andere Währung zwischen einem Mann und einer Maid.«
    Sie sah ihn ernst an. »Ja, es gibt zum Beispiel Verzeihen und Großzügigkeit.«
    »Genau! Wenn ich dir vergebe, musst du großzügig sein.«
    »Was wollt Ihr?«
    Er rollte allein bei dem Gedanken daran, was er wollte, mit den Augen. Das Wasser ließ viel von ihren hohen Brüsten erkennen, und er genoss den Anblick außerordentlich. »Ich möchte nur mit dir reden.«
    »Wir können nicht reden, Sir. Wir haben keine Kleider an.«
    Er lachte angesichts dieses genialen Gedankens. »Tja, wenn wir uns nicht unterhalten können, dann werde ich mich wohl mit einem Kuss zufrieden geben müssen.«
    »Den gebe ich Euch nicht«, flüsterte sie.
    »Du brauchst ihn mir nicht zu geben - ich nehme ihn mir einfach.«
    Sie wusste, dass sie in der Falle saß. Sie wusste auch, dass er sie niemals gehen lassen würde, wenn er nicht
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