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Die Intrige

Die Intrige

Titel: Die Intrige
Autoren: Robert Muchamore
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worden. Ethans Mutter hieß in Wirklichkeit nicht Gillian Kitsell, sondern Galenka Aramov. Sie war die Tochter von Irena Aramov, die ein milliardenschweres Verbrechersyndikat leitete. Ihr Hauptquartier lag in der landumschlossenen zentralasiatischen Republik Kirgistan.
    Dem Aramov-Clan gehörten sechzig Frachtflugzeuge, mit denen alles transportiert wurde, mit dem gewöhnliche Fluglinien nichts zu tun haben wollten: Drogen, Waffen, Fälschungen, Kriminelle, Söldner und illegale Einwanderer. Ethan hatte das erst vor fünf Monaten herausgefunden, als zwei Killer bei ihnen zu Hause in Kalifornien eingebrochen waren und seine Mutter umgebracht hatten.
    Sie hatten auch Ethan töten wollen, doch er hatte überlebt, weil die Killer an seiner Stelle versehentlich seinen besten Freund erschossen hatten. Als seine Großmutter Irena herausgefunden hatte, was vorgefallen war, hatte sie Ethan vor der Nase der US -Behörden entführen und nach Kirgistan schmuggeln lassen.
    Das Gute daran war, dass ihn wohl niemand, der Ethan Aramov töten wollte, auf dem Gebiet seines Clans anzugreifen wagte. Das Schlechte daran war, dass Ethan Kirgistan abgrundtief hasste. Er war gelegentlich sogar der Meinung, dass eine Kugel in den Hinterkopf die angenehmere Alternative zum Leben an einem Ort war, der ihm schlimmer vorkam als die Hölle.
    Es war ein milder Frühlingsnachmittag und aus dem tristen dreistöckigen Gebäude der OS 11, der Oberschule Elf, strömten die Kinder ins Freie. Bischkek war die Hauptstadt von Kirgistan und die reichste Gegend des Landes, doch Ethan saß in einem Klassenzimmer, in dem Schimmel an den Wänden wuchs, und seine ärmlichen Klassenkameraden warfen ihm hungrige Blicke zu, wenn er sein Butterbrot auspackte.
    Zwei Dinge hielten Ethan davon ab, allen Lebensmut zu verlieren, und eines davon beschleunigte gerade seine Schritte, um zu ihm aufzuschließen. Sanft tippte ihm das Mädchen auf den Rücken und sprach ihn auf Russisch an:
    Â»Wie war es denn heute bei dir?«
    Natalka war nur einen Monat älter als Ethan, doch aufgrund ihres Geburtstages ging sie in eine höhere Klasse. Sie war ein wenig kleiner als er, aber während Ethan spindeldürr war, hatte sie eine sportliche Figur, ein hübsches Gesicht und Kurven genau da, wo Jungs sie gerne sehen.
    Â»Mein Tag war beschissen«, erklärte Ethan.
    Â»Dann hatten wir ja denselben Tag«, fand Natalka, und ein Grinsen breitete sich auf ihrem sommersprossigen Gesicht aus. »Ich lechze nach einer Zigarette!«
    Als sie an einer Gruppe älterer Jungen vorbeikamen, rief einer von ihnen:
    Â»Warum hängst du denn mit dem Loser rum, Natalka?«
    Â»Nur, weil er ein Aramov ist?«, fügte ein anderer hinzu.
    Natalka zeigte den Jungen den Finger.
    Â»Ignorier die Idioten«, empfahl sie Ethan, als sie weitergingen.
    Es war eine große Sache, mit jemandem aus dem superreichen Aramov-Clan befreundet zu sein, besonders an einem Ort, wo Kinder oftmals nicht einmal genug zu essen bekamen, aber nicht Ethans Status war die Grundlage ihrer Freundschaft. Sie hatten sich vom ersten Augenblick an gemocht und Natalkas »Ich hasse alles«-Einstellung passte gut zu Ethans Depressionen.
    Â»Ich musste den ganzen Nachmittag lang neben Kadyr sitzen«, erzählte Ethan stöhnend. »Schon schlimm genug, dass er tierisch stinkt, aber er kratzt sich auch noch die ganze Zeit am Hintern und leiht sich dann ohne zu fragen meinen Taschenrechner aus.«
    Â»Iii!«, machte Natalka und fischte eine Zigarettenpackung aus ihrer Hosentasche. »Schon lästig mit den armen Leuten. Scheiß auf die Wohlfahrt, gebt mir ein Maschinengewehr, dann knall ich die Stinker einfach ab.«
    Â»Genau«, erwiderte Ethan lachend, wenn auch nicht ganz sicher, ob Natalka wirklich scherzte. »Ich konnte das Teil nicht mehr anfassen, nachdem Stinkefinger darauf herumgetatscht hat, und habe es einfach liegen lassen.«
    Â»Versuchst du immer noch, deine Großmutter zu bequatschen, dass sie dich ins Ausland schickt?«
    Â»Ich versuche es«, gab Ethan zu. »Aber sie hat so einen Knall, von wegen ich dürfe nicht in Watte gepackt leben und soll die Kultur meines eigenen Volkes kennenlernen . Was zum Teufel das auch immer heißen soll …«
    Â»In dieser Gegend bedeutet das hauptsächlich Ziegen schlachten und Bräute entführen«, antwortete Natalka und zog an ihrer Zigarette, die sie
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