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Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin

Titel: Die Inseln des Ruhms 3 - Die Magierin
Autoren: Glenda Larke
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Tentakel aus Bewegung mit einer sanften Dünung in alle Richtungen.
    » Das muss irgendein Schwarm sein«, sagte er hocherfreut. » Setz das Focksegel, Mädchen.«
    Sie gehorchte, aber während sie arbeitete und er den Anker lichtete, blickte sie weiter auf das wirbelnde Wasser. » Das sieht mir aber gar nicht nach Fischen aus«, sagte sie, als ihr Großvater das Boot wendete und eine Windböe die Segel blähte. » Das kann doch unmöglich ein Wal oder ein Seedrache sein, oder?«
    Er runzelte die Stirn und ging aus dem Wind, so dass das Segel schlaffer hing. Irgendetwas an dem unruhigen Wasser war seltsam. Beinahe sah es so aus, als würde es brodeln oder als würde irgendein großer Leviathan aus der Tiefe nach oben streben. Das Wasser hob sich tatsächlich. Ein aufgeschreckter Fischschwarm glitt unter dem Boot hindurch, und ausnahmsweise nahmen weder Brawena noch ihr Großvater Notiz davon.
    » Ich glaube, wir sollten besser verschwinden«, sagte der alte Mann plötzlich. » Setz das Hauptsegel, Mädchen. Schnell.« In seiner Stimme lag etwas Drängendes, das Brawena augenblicklich zum Fall stürzen ließ, ohne auch nur zu fragen, warum. Allerdings war es eine Sache, sich vorzunehmen wegzusegeln, und etwas ganz anderes, es auch zu tun, da nur eine äußerst schwache Brise herrschte. Bis zu dem Augenblick, als das Wasser begonnen hatte zu steigen, war der Ozean beinahe glatt gewesen, und der Wind hatte wankelmütig, fast spielerisch nur hier und da die Wasseroberfläche gekräuselt und war dann wieder abgeflaut.
    Als Brawena das Segel gesetzt hatte, warf sie einen Blick nach hinten, über das Heck.
    Und sah, dass mitten im brodelnden Ozean etwas nach oben stieß, so, als würde eine riesige, skelettartige Hand nach dem Himmel greifen. Wasser strömte an ihr herab, bis die nackten Finger rot und kahl in der Sonne glänzten. Noch immer hatte sie nicht die Zeit gehabt, in all dem einen Sinn zu erkennen, als die Meeresoberfläche in einer gezackten Linie auseinanderbrach, als würde ein Riese sie von unten her zerreißen. Schatten schoben sich aus dem Wasser, wo sie auch hinsah, und zerfetzten die Wasseroberfläche. Ein Gruppe von Schweinswalen sprang panisch in silbergrauen Bögen davon.
    Ein Windstoß traf die Segel, und das Boot krängte scharf. Brawena hielt sich am Dollbord fest, und während sie mit weit aufgerissenen Augen auf das Geschehen starrte, das sich ihr achtern bot, fiel ihr die Kinnlade herunter. Da waren scharlachrote Stämme, blattlose Ebenholzbäume, rundliche, von Seetang bedeckte Hügel, purpurrote, grüne und goldene Säulen, die aus dem Ozean auftauchten und himmelwärts gestoßen wurden. Und überall zwischen ihnen strömte das Wasser wild schäumend zurück nach unten, stürzte wieder ins Meer.
    Und noch immer schoben sich Dinge vom Meeresboden aus nach oben. Die scharlachroten und schwarzen Bäume – Korallen, wie sie begriff –, ragten jetzt zehn Schritt hoch in die Luft und stiegen weiter auf, wurden auf einem Fundament aus von Seetang bedecktem Stein und Sand weiter nach oben gestoßen. Das anschwellende Wasser rückte dem Boot näher und näher, als sich weitere Riffe unter den Wellen regten und auftauchten. Und dann, als Letztes, erschien ein von Seeunkraut, Austernschalen und Anemonen bedecktes Gebilde, dessen Ecken zu gleichmäßig waren, um natürlichen Ursprungs zu sein. Es gab Türme und Treppen und ganze Reihen von Steinmauern … Straßen aus korallenbedeckten Gebäuden. Fische verfingen sich in den Furchen längst vergangener Wege, zappelten und würgten, heiß und hilflos.
    Zum Tode verdammt, dachte sie und spürte Traurigkeit, die wie ein scharfes Ausweidemesser durch sie hindurchglitt. All dieses Leben ist jetzt, im Sonnenlicht, zum Tode verurteilt…
    Sie griff nach dem Arm ihres Großvaters.
    Er wischte sich die Tränen von den Wangen und flüsterte: » Kind, es ist vollbracht. Es ist endlich vollbracht.« Ihr Boot, das von den nach außen strebenden Wellen gepackt wurde, glitt weg von dem brodelnden Wasser.
    » Was ist vollbracht?«, flüsterte sie. Etwas in ihr sagte ihr, dass sie es eigentlich wissen sollte, aber sie stand immer noch unter Schock, befand sich in einem Zustand, in dem jeder klare Gedanke verschwunden zu sein schien.
    » Verstehst du es denn nicht, Mädchen?« Er deutete mit der Hand zu dem Land hinter ihnen. » Das sind die Dunstigen Inseln!« Sein Gesicht glühte vor Freude, während ihm Tränen über die faltigen Wangen liefen. » Da war mal eine Stadt,
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