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Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)

Titel: Die Insel: (Inseltrilogie #1) (German Edition)
Autoren: Jen Minkman
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einzige andere Weg hinaus ist durch das Fenster.
    Mit drei großen Schritten bin ich am Fenster, klettere auf die Fensterbank und öffne das Fenster, so schnell ich kann. Ich muss zwei Stockwerke nach unten springen, wenn ich davonkommen will ohne gesehen zu werden. Und ich muss ganz sicher sein, dass ich nicht gesehen werde, denn wenn Saul rauskriegt, dass ich in der Schrift gelesen habe, sperrt er mich für alle Ewigkeit in den Bierkeller – genau wie diesen Narren.
    Ich habe keine Zeit zu verlieren. Ich schließe das Fenster hinter mir, stoße mich ab und versuche, meine Knie im richtigen Moment zu beugen, um den Aufprall auf dem Rasen abzufangen. Schmerzen schießen meine Waden hinauf, aber ich muss es ignorieren, wenn ich weiter will. Ich taumle ein paar Schritte weg vom Haus und verstecke mich hinter einem der Büsche dort.
    Heiliger Luke. Ich habe gerade das wertvollste Objekt des gesamten Landguts gestohlen. Ich halte den Schlüssel zum Ende von Sauls schrecklicher Führung in der Hand und Saul weiß das nur zu genau.
    Was mache ich denn jetzt? Ich kann die Schrift schlecht in meinem Zelt verstecken – Saul wird wahrscheinlich eigen händig das gesamte Camp in seiner fieberhaften Suche nach der Schrift auseinander nehmen, wird jedes Zelt und jede Hütte von innen nach außen kehren. Und wenn sie es bei mir finden, werden sie auch Colin bestrafen. Unter Sauls wahnsinniger Herrschaft werden Geschwister für die Handlungen des anderen mitverantwortlich gemacht.
    Und trotzdem sitze ich immer noch hinter den Büschen, was nicht wirklich intelligent ist. Jeden Moment werden sie aus der Tür gestürmt kommen und doch bleibe ich wie eingefroren. Ich brauche einen Plan. Und zwar schnell.
    Ich schaue hinauf in den Himmel. Der Mond ist nicht zu sehen, also habe ich eine Chance, ungesehen davon zu kommen, wenn ich mein Gesicht mit dem schwarzen Schal bedecke, den ich trage, und von Busch zu Busch husche. Es wäre am besten, ich klettere über den Zaun, der das Landgut umläuft, und laufe direkt bis zur Grenze unserer Welt. Die Gegend rund um die Mauer sollte ein paar gute Verstecke bieten. Ich verstaue die Schrift dort und komme später zurück um weiterzulesen. Vielleicht können Colin und Mara mich morgen begleiten.
    Ich verschwinde in die Nacht hinaus ohne darauf zu warten, dass Saul und Ben auftauchen. Wenn ich mich beeile, kriegen sie nicht einmal mit, dass ich überhaupt weg war.
     

-7-
     
    DAS RUFEN der Eulen und mein abgehackter Atem sind das einzige, was ich im dunklen Wald hören kann. Blätter rascheln gespenstisch als e ine Brise vom Meer aufkommt. Obwohl ich in der Dunkelheit kaum etwas sehen kann, renne ich wie besessen. Ich muss so schnell wie möglich so weit wie möglich vom Landgut weg. Die Schrift muss versteckt werden. Ich kann immer noch nicht ganz glauben was ich getan habe.
    Plötzlich verfängt sich mein Fuß an einer dicken Wurzel im Waldboden. Ich verliere das Gleichgewicht und lande mit dem Gesicht voran auf dem Pfad. Er war einmal mit flachen Steinen gepflastert – von den Vorfahren? – aber die meisten wurden fortgeschafft, weil die Oberfläche Risse bekam. Meine Knie reiben sich schmerzhaft an den Steinen auf und Tränen treten mir in die Augen. Ich schlage mit einem dumpfen Geräusch auf dem Boden auf. Ich stöhne leise und betaste meine schmerzenden Beine.
    Plötzlich höre ich ein Geräusch in der nächtlichen Stille, in den Büschen. Irgendetwas bewegt sich hier. Etwas großes. Ein wildes Tier? So nah am Haus? Das trauen sie sich normalerweise nicht.
    Dann scheint ein blendendes Licht aus dem Nichts direkt in meine Augen. Unglaublich hell – als würde ich direkt in die Sonne schauen. Bevor ich Atmen holen kann, um zu schreien, legt sich eine Hand über meinen Mund und erstickt den Schrei in meiner Kehle.
    „Sei still“, sagt eine männliche Stimme.
    Saul?
    Die Stimme klingt nicht besonders alt, also könnte es jemand vom Landgut sein. Aber wo kommt dieses unglaublich grelle Licht her?
    „Wenn du versprichst, nicht zu schreien, lasse ich dich los. Okay?“, fährt die Stimme fort. Komisch – dieser Typ redet ganz anders, als ich es gewohnt bin. Die Worte sind melodisch und er spricht das R eher rund als rollend. Ein Fremder.
    Ich nicke stumm.
    Er nimmt seine Hand weg. Ich atme tief ein und aus, dann schlage ich mit beiden Händen nach dem Licht. „Halt mir das nicht ins Gesicht!“, zische ich. „Du blendest mich, zum Luke nochmal!“
    Zum Glück nimmt er das Licht
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