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Die Insel Der Tausend Quellen

Die Insel Der Tausend Quellen

Titel: Die Insel Der Tausend Quellen
Autoren: Sarah Lark
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haben, falls die Veranstaltung zu viel für ihn wurde. Nach kurzen Verhandlungen durften die Sklaven die Sänfte in der Einmündung einer engen Seitenstraße in unmittelbarer Nähe abstellen. Die vier lümmelten sich sofort in den Schatten. An der Zeremonie hatten sie offensichtlich keinen Funken Interesse, aber niemand in der Umgebung würde sich wundern, wenn einer von ihnen auf das Dach der Sänfte steigen und von diesem Ausguck aus alles mitansehen würde. Akwasi musterte das Holzgestell. Mehr als einen Mann seiner Statur konnte es kaum tragen, aber unter einem allein würde es auch nicht zusammenbrechen. Akwasi schlenderte zu den Sklaven hinüber.
    Máanu fühlte sich erschöpft. Sie versteckte sich jetzt seit Wochen in der Umgebung von Cascarilla Gardens, ebenso wie Akwasi. Adwea versorgte ihre Tochter mit Nahrung und Dorfklatsch, von Akwasi wusste sie nichts. Máanu sprach auch nicht über ihn, obwohl sie gern mit irgendjemandem darüber gerätselt hätte, was Akwasi in die Nähe der Weißen trieb. Máanu war bereit gewesen, dem geliebten Mann in die Verbannung zu folgen, aber Akwasi hatte sie in den ersten Tagen zweimal rüde abgewiesen. Sie sollte zurück nach Nanny Town gehen und abwarten. Máanu war ängstlich und unsicher in den Bergen zurückgeblieben, nachdem er ihr wütend verboten hatte, ihm weiter zu folgen. Aber was würde es bringen, in Nanny Town zu warten? Die Queen hatte Akwasi verbannt – hoffte er wirklich, sie würde das Urteil eines Tages aufheben?
    Máanu konnte es nicht glauben – und vor allem konnte sie nicht untätig bleiben. Sie hatte lange genug auf Akwasi gewartet, letztlich war sie ihm immer nur nähergekommen, wenn sie sich ihm aufdrängte. Máanu verachtete sich selbst dafür, aber wenn sie Akwasi sah, vergaß sie all ihren Stolz. Sie sah den starken, wunderschönen Mann in ihm, den sie umarmen und spüren wollte – aber sie sah auch den zutiefst verletzten kleinen Jungen, der nichts so sehr brauchte wie Trost. Seit man Doug damals nach England geschickt hatte, war Akwasi allein geblieben – er hatte keine Annäherung, keine Umarmung und Liebe mehr zugelassen, sosehr sich Adwea auch um ihn bemühte. Nur Máanu, damals noch klein und scheu wie ein Kätzchen, hatte er manchmal geduldet. Fast zerrissen von seinem Kummer war das Mädchen nachts in die Hütte geschlichen, die man dem Jungen zugewiesen hatte. Die erwachsenen Feldarbeiter, mit denen er sie teilte, hatten erschöpft geschlafen, aber Akwasi weinte und wimmerte nächtelang. Máanu kuschelte sich dann lautlos neben ihn und teilte seinen Schmerz, und manchmal ließ er es zu, dass sie ihn in die Arme nahm. Das alles blieb jedoch ein Geheimnis. Bis zum Morgen war sie fort, und der Junge tat, als hätte er sie nie gesehen.
    Máanu war sich sicher, dass sich das später geändert hätte. Kurz bevor der Backra sie zum ersten Mal zu sich befahl, um ihm seinen Schlaftrunk zu bringen, hatte Akwasi die Arme selbst um sie gelegt und sie an sich gezogen. Eine unschuldige Umarmung, sie war noch ein Kind. Aber es wäre ein Anfang gewesen … wenn Elias Fortnam sich des Mädchens nicht bemächtigt und ihm seine Unschuld genommen hätte. Máanu wusste nicht, ob Akwasi etwas davon ahnte oder sogar wusste. Aber bis der Albtraum Jahre später für sie endete, hatte sie ihn nicht mehr besucht. Danach hatte sie angefangen, Akwasi als Mann zu sehen. Als starken Mann, der sie vielleicht sogar beschützen konnte. Máanus Träume hatten immer eine gemeinsame Flucht eingeschlossen. Aber für ihn war sie nie eine Frau geworden, er hatte sie nie so wahrgenommen wie Nora Fortnam.
    Máanu gab jedoch nicht so leicht auf. Sie war auch jetzt bereit, die Vergangenheit zu vergessen. Nora war für Akwasi verloren, unwiderruflich. Aber sie würde da sein. Und er würde darüber hinwegkommen. Wie er über Doug hinweggekommen wäre …
    Máanu nahm also erneut die Spur auf. Sie folgte Akwasi nach Cascarilla Gardens und litt Höllenqualen, wenn er Nora am Strand auflauerte und Doug während seiner Ritte nach Nanny Town beobachtete. Mehr als einmal fragte sie sich, was sie tun würde, wenn Akwasi Anstalten machte, auf ihn zu schießen. Er hatte eine Waffe gehabt; Máanu erinnerte sich dunkel, Dougs Pistole in Nanny Town bei ihm gesehen zu haben. Vielleicht hatte er sie später abgeben müssen, vielleicht auch nicht … Aber sie war fest entschlossen, es nicht zum äußersten kommen zu lassen. Akwasi durfte keinen Mord mehr begehen! Niemand würde ihn verfolgen,
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