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Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)

Titel: Die Hurenkönigin von Alezcana - ROTE LATERNE - Band 3 (German Edition)
Autoren: Lilian Larsen
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holprigen Pflaster vor der Kirche. Im Schatten am Brunnen döste ein Hund, drüben an der Taverna bewegte sich der Perlenvorhang der Eingangstür im Luftzug.
    Evita fuhr sich über die Augen. Sie hatte Kopfschmerzen, verursacht durch den genossenen Alkohol. Jetzt wurde ihr eigentlich erst richtig bewusst, dass sie hier nichts zu suchen hatte. Was wollte sie nur in diesem verdammten Nest? Pilar war nicht mehr hier. Hatte es überhaupt einen Sinn, von hier aus nach ihr zu suchen? Wehmut und Sehnsucht überwältigten Evita. Sie schlenderte hinauf zu den Ruinen ihres Hauses. Unkraut wucherte in den verbrannten Ruinen. Nichts deutete darauf hin, dass hier noch vor zwei Jahren Menschen gelebt hatten.
    "Du bist zurückgekehrt?"
    Evita fuhr herum. Das war die Stimme der alten Paruta. Auf einen Stock gestützt, stand sie hinter Evita und blinzelte in die Sonne.
    "Ich suche meine Mutter", sagte Evita.
    ,Du weißt nicht, dass sie ..?"
    "Was?," fragte Evita, denn sie sah wie sehr die Alte erschrak.
    "Pilar ist ... ich meine, damals, man hat sie ..."
    "Ist sie tot?", fragte Evita. Ihr war, als habe sie das schon immer geahnt, und doch griff etwas wie mit eiskalten Fingern nach ihr. "So rede doch!", schrie Evita. "Sag es mir! Los, rede endlich!"
    "Sie ist tot!", sagte die Alte und setzte sich auf einen Felsbrocken, der am Wegrand lag. Erst auf den zweiten Blick erkannte man in ihm einen Mauerrest der Casa Putana.
    "Sag mir, wie sie starb!", verlangte Evita. Ihre Stimme klang hart und kalt. Alles, was sie bereits vergessen glaubte, stieg nun wieder hoch. Wie hatte Rodrigo seiner Zeit gesagt? Keinen Peso sei das Leben von Pilar mehr wert.
    Dann begann die Alte stockend zu reden. Sie erzählte, wie man Pilar gefunden hatte. Sie sagte nicht, dass man sie vermutlich getötet hatte, aber es war sehr deutlich aus den Worten der Alten zu entnehmen.
    "Geh wieder fort, Evita!", stieß die Alte heiser hervor. "Ich sehe Gefahr für dich."
    "Und das Schwein ist davongekommen?", fragte Evita.
    "Geh fort aus Alezcana! Verlass das Dorf, bevor es zu spät ist! Du kannst nichts mehr für sie tun. Es ist vorbei!"
    "Vorbei?", rief Evita höhnisch. "Solange er lebt, wird es nicht vorbei sein. Er hat meine Mutter getötet, und ich soll wieder gehen, soll tun, als sei nichts geschehen? O nein! Nicht Evita Soltano! Ich werde ..."
    "Willst du das gleiche Schicksal erleiden wie Pilar!", keuchte die Alte. "Willst auch du dort unten in den weißen Nischen liegen? Du bist jung, Evita, und ich weiß, wie hell dein Stern ist. Geh weg aus diesem Dorf, denn du kannst nichts ändern. Lass die Vergangenheit ruhen! Lass die Toten ruhen, Evita, vergiss deine Rache!"
    Da lachte das Mädchen. Es war ein herbes, bitteres Lachen. Ja, weit weg von allem war Evita bisher gewesen. Doch nun war alles wieder nah und gegenwärtig. Nun war sie zurückgekehrt, und ihr war, als hätte Pilar sie gerufen. Konnte Evita ungesühnt lassen, was damals geschehen war? Getrieben von einem ungeheuren Ehrgefühl, von einem Gefühl der Pflicht zur Rache, beschritt Evita Soltano ihren gefährlichen Weg. Evita schob die Alte einfach zur Seite, die dem Mädchen mit weit aufgerissenen Augen nachblickte. Dann schlug sie über ihrer Stirn das Kreuzzeichen, wusste sie, was nun geschehen würde? Konnte sie verhindern, dass sich das Schicksal an Evita erfüllte? Das grauenhafte Schicksal, welches aus dem Trieb nach Rache erwuchs?
    Mit einem Ruck schob Evita den Holzperlenvorhang der Taverna zur Seite. Hinter der Bar stand Don Franco. Er kniff seine Augen zusammen und schien Evita auf den ersten Blick nicht zu erkennen. Evita hatte sich äußerlich sehr verändert. Besonders ihre Kleidung war auffällig, so was trug keine Frau in Alezcana. Langsam kam die Tochter der Leona näher. An ihren Augen erkannte Don Franco das Mädchen. Keine andere Frau hatte Augen wie Evita.
    "Du ...?", fragte er erstaunt.
    "Ja, ich!", sagte Evita hart. "Gib mir Tequila! Stell eine ganze Flasche her. Ich weiß, dass Pilar tot ist. Ihr alle seid schuld daran!"
    "Das ist nicht wahr!", rief Franco. "Wir konnten nichts für sie tun. Keiner konnte etwas tun. Du kennst doch seine Macht!"
    "O ja, ich kenne seine Macht!", sagte Evita und schenkte sich ein. "Weißt du, was er mit mir gemacht hat? Weißt du, warum ihn Pilar töten wollte? Du weißt es vielleicht nicht, aber ich werde es dir sagen. Ja, du sollst es wissen!" Dann erzählte Evita ihm, was damals geschehen war. Sie ließ auch das nicht aus, was sie seinerzeit beobachtet
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