Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
Autoren: V.C. Andrews
Vom Netzwerk:
und nur wartete und beobachtete, wie sich alles entwickelte.
    »Das weiß ich in der Tat. Ich habe sie oft genug zum Einkaufen gefahren«, sagte er. »Ganz gleich, wie sehr ich sie beruhigte, sie benahm sich immer, als könnte sie mich nie erreichen, wenn sie mich brauchte. Ständig haute sie mir Bemerkungen um die Ohren wie: ›Warum soll ich Ihnen denn noch eine weitere Sorge aufbürden?‹ Diese Frau«, meinte er kopfschüttelnd, »nie hat sie aufgehört, mich ändern zu wollen.«
    »Sie mochte Sie sehr«, sagte ich.
    Er nickte und kniff die Augen, die dunkler wurden, ein wenig zusammen. Plötzlich war er derjenige, der still wurde. Keiner von uns sprach ein Wort, bis wir vor dem Haus vorfuhren. Die ersten Tropfen begannen zu fallen.
    »Danke, Jake. Ich mache selbst die Tür auf«, fügte ich hinzu, bevor er aussteigen konnte. »Bis später, Jake.«
    »Okay, Prinzessin«, rief er, als ich die Treppe hinauf ins Haus lief.
    Ich war aufgeregt, denn ich hatte endlich etwas
Nettes zu tun. Ich würde ein wundervolles Essen zubereiten, mein erstes Dinner in meinem eigenen großen Haus. Würde Mama Arnold nicht lachen, wenn sie mich jetzt sähe?
    Etwa eine Stunde bevor Jake eintraf, klingelte jedoch das Telefon und meine Stimmung versank wieder in tiefe Depression. Es war Großmutters Anwalt Mr Sanger.
    »Ich erhielt vor kurzem einen Anruf von Grant, Megan und Victorias Anwalt, Rain. Es sieht so aus, als hätten sie beschlossen, das Testament anzufechten. Sie werden alle medizinischen Unterlagen von Frances anfordern und werden zu beweisen versuchen, dass sie nicht bei vollem Verstand war, als sie das Testament änderte und Ihnen so viel zusprach. Möglicherweise ist es nur ein taktisches Manöver, um Sie zu einem Kompromiss zu bewegen.«
    »Ich weiß, dass sie mich morgen besuchen kommen«, sagte ich. »Jake hat es mir erzählt.«
    »Ich könnte auch kommen, wenn Sie wollen«, bot er an.
    »Das könnte alles nur noch unerfreulicher machen. Ich rufe Sie an, wenn ich Sie brauche«, sagte ich.
    »Es tut mir Leid«, sagte er, »aber diese Dinge laufen oft so.«
    Der Wind frischte auf und peitschte den Regen gegen die Fenster und das Dach, und jetzt auch noch die Neuigkeit, dass mir ein Rechtsstreit mit meiner Familie drohte – mir zitterten die Hände,
als ich in der Küche arbeitete. Ich deckte den Tisch und holte den Kerzenleuchter heraus. Ich dachte mir, dass Jake auch gerne Wein trinken würde. Da ich keine Ahnung von Wein hatte, beschloss ich, auf ihn zu warten und ihm die Wahl zu überlassen. Als ich einen Blick auf die Standuhr im Flur warf, sah ich, dass sie mittlerweile wieder fast drei Stunden nachging.
    Darüber musste ich lächeln. Ich erinnerte mich daran, wie wenig Gedanken Großmutter Hudson sich um Zeit machte. Die meisten Uhren in diesem Haus gingen nicht, selbst die elektrischen in den Schlafzimmern und in der Küche. Die französische Uhr im Arbeitszimmer hatte eine Fehlfunktion, die sie nie hatte reparieren lassen, und die Kuckucksuhr in der Frühstücksecke funktionierte manchmal und manchmal nicht. Der Kuckuck steckte mitunter zu völlig unerwarteten Zeiten seinen Kopf heraus. Ich fragte sie oft, warum sie ihre Uhren nicht reparieren ließ.
    »In meinem Alter«, erwiderte sie immer, wenn ich die Uhren erwähnte, »will man nicht daran erinnert werden, wie viele Stunden vergangen sind.«
    Ich sagte ihr, dass sie doch gar nicht so alt sei. Jake war älter als sie und dachte gar nicht daran, kürzer zu treten.
    »Jake«, sagte sie, »sieht gar nicht ein, an sein Alter zu denken. Wenn er es täte, würde ihm klar, wie viel von seinem Leben er verschwendet hat.«
    Darüber musste ich auch lächeln. Das hörte sich
missbilligend an, aber sie kritisierte Jake nie. Ihre Klagen waren wie Peitschenhiebe mit gekochten Nudeln. Ich merkte daran, wie sie einander anschauten, dass sie Zuneigung füreinander hegten. Immer wenn Großmutter Hudson ihn anlächelte, schaute sie erst beiseite, als ob direkt zu lächeln eine Glaswand zerstören würde, die zwischen ihnen aufrechterhalten bleiben musste. Ich dachte, es hätte etwas mit dem Verhältnis von Arbeitgebern zu Arbeitnehmern zu tun, aber ich könnte nie so sein, ganz gleich, wie reich ich war.
    Bald sollte ich jedoch herausfinden, dass es andere Gründe dafür gab.
     
    Ich lief zur Tür, als es klingelte. Jake überraschte mich, weil er ein Sakko und eine Krawatte trug. Außerdem hatte er eine Schachtel Pralinen dabei.
    »Sie brauchten sich doch nicht umzuziehen,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher