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Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Die Hexengabe: Roman (German Edition)

Titel: Die Hexengabe: Roman (German Edition)
Autoren: Beatrix Mannel
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fort und erhob sich. »Meine Bratwurst wartet schon. Wir sehen uns am Nachmittag wieder.« Die anderen Ratsherren lachten und folgten ihm nach draußen.
    Ein fast unmerkliches Beben ging durch Rosas Körper, ihre Brust hob und senkte sich heftiger als vorher. Sie tauschte mit Arevhat einen Blick aus, dann übermannte sie, trotz allem, was sie von ihrer Mutter erfahren hatte, die Freude. Sie nahm Kaspar in ihre Arme und wirbelte ihn um sich herum.
    »Wir haben es geschafft, wir haben es geschafft!«, rief sie und tanzte mit dem Jungen durch den Saal. Arevhat versuchte, Rosas Begeisterung etwas zu bremsen, weil sie bemerkt hatte, dass einige Ratsherren im Hinausgehen missbilligend ihre Köpfe schüttelten.
    »Rosa!«, rief da jemand, und die Stimme erkannte sie sofort. Luis.
    Sie blieb abrupt stehen, drehte sich zu ihm und betrachtete ihn, als wäre er ein Geist. Diesmal sah er aus wie ein Pirat, denn ein schwarzer Bart verdeckte die untere Hälfte seines Gesichtes. Eine Schulter hing leicht herab, aber seine Augen hatten immer noch das gleiche grüne Funkeln, das ihr Herz schneller schlagen ließ.
    Kaspar bettelte sie an, ihn weiter herumzuwirbeln, aber sie bemerkte sein Flehen gar nicht, sondern starrte nur auf Luis. Arevhat trat zu ihr und nahm Kaspar aus Rosas Arm.
    »Ist er das?«, fragte sie.
    Rosa nickte.
    »Dann sprich mit ihm, wir warten draußen.« Arevhat verließ mit dem widerstrebenden Kaspar den Sitzungssaal.
    »Was machst du hier?«, fragte sie und konnte sich nicht sattsehen an seinem Gesicht.
    »Ich habe noch verschiedene Rechnungen offen.« Er lächelte sie nicht an, und seine kalte Stimme verwandelte Rosas Blut in Eisklumpen.
    »Aber doch nicht mit mir.«
    Dobkatz war wieder zurückgekommen, er unterbrach Rosa rüde und wandte sich wutschnaubend an Luis. »Ihr seid doch der katholische Priester!«
    »Ich war katholischer Priester. Jetzt bin ich hier als Bruder von Marie-Christin. Ihr habt das Haus meiner Eltern angezündet und sie schwer verwundet. Ihr schuldet ihr was. Ihr habt Eure Position im Rat ausgenutzt und zusammen mit Baldessarini im Safranhandel schwer betrogen, indem Ihr das Gewicht verändert und dann neue Siegel angebracht habt, um mehr Geld aus dem immer schlechter laufenden Handel zu pressen.«
    Dobkatz zuckte mit den Schultern und wollte etwas sagen, aber Luis ließ ihn nicht zu Wort kommen.
    Luis trat näher zu ihm hin. »Das ist noch nicht alles. Ihr habt das Geld aus dem maroden Gewürzhandel genommen und seid zusammen mit Baldessarini in den Sklavenhandel eingestiegen, weil Ihr unersättlich wart. Und jeden, der Euch im Weg stand, habt Ihr beiseitegeräumt.«
    Rosa war gespannt, was Dobkatz zu seiner Verteidigung hervorbringen würde, und als er lächelte, hätte sie ihn am liebsten geohrfeigt.
    »Wie wollt Ihr auch nur eine Eurer Anschuldigungen beweisen?«, fragte er.
    Jetzt lächelte Luis und wedelte mit einem Dokument. »Das hier ist von Baldessarini.«
    Dobkatz starrte das Papier an, und Rosa fürchtete, dass Dobkatz es sich schnappen und davonstürmen könnte. Aber Luis verstaute das Papier unbehelligt wieder in seiner Brusttasche. »Meine Schwester hat den Brand überlebt, den Ihr in der Walfischgasse gelegt habt. Ihr habt einen schweren Fehler gemacht, Dobkatz. Meine Familie hättet Ihr in Ruhe lassen sollen.«
    »Feuer«, murmelte Rosa leise vor sich hin. »Feuer.«
    »Eure Familie?«
    »Die Verdiers, die besten Handschuhmacher in Erlangen.«
    Dobkatz wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Ihr habt doch gesagt, Ihr seid Jesuit und wäret im Auftrag Eures Konventes im Sklavenhandel tätig.«
    »Ich habe gelogen, um Euch auf die Schliche zu kommen. « Luis grinste spöttisch. »Mit dem Lügen kennt Ihr Euch ja aus.«
    »Aber ich habe nie jemanden ermordet!«
    »Und wie nennt Ihr das, wenn Ihr Baldessarini Anweisung gegeben habt, dafür zu sorgen, dass Rosa Sibylla Zapf nicht mehr nach Hause kommt? Und wie nennt Ihr das, wenn derjenige, der Euch dabei beobachtet hat, wie Ihr das Feuer in der Walfischgasse gelegt habt, dann kurze Zeit später einen tödlichen Unfall erleidet? Zufall? Höchst komfortabel für Euch, findet Ihr nicht?«
    Dobkatz öffnete und schloss den Mund, ohne dass ein Laut hervorkam. Dann bemühte er sich um einen heiteren Ton, der ihm gründlich misslang. »Und gleich werdet Ihr mir auch noch den Brand der Egidienkirche zur Last legen?«
    Feuer.
    Walfisch.
    Die Spielkarten, auf die sie sich keinen Reim hatte machen können.
    Die brennende Apotheke, der
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