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Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra

Titel: Die Herrschaft Der Drachen 02 - Jandra
Autoren: James Maxey
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freien Flügel so weit wie möglich aus, während sie ihren Körper zu einem engen Ball zusammenzog. Sie verwandelte sich in einen blauen Kreisel, der in einer wirbelnden Spirale auf den Wald zuraste. Sie würde unsanft landen, aber sie würde es überleben.
    Graxen warf die Glocke weg, die er von ihrem Gürtel gezogen hatte; die Lederkappe saß wieder auf dem Klöppel. Insgesamt waren in der Zeit vom Beginn seines Sturzfluges bis zum Fesseln von Arifiel nicht mehr als zehn Herzschläge vergangen.
    Etwas fiel an ihm vorbei, das er aus dem Augenwinkel kaum erkennen konnte. Dann blitzte es im Sonnenlicht silbern auf – die leere Brustplatte einer Walküre. Graxen warf einen Blick über die Schulter und stellte fest, dass Träne kaum zehn Schritt hinter ihm war. Sie hatte ihre Rüstung abgeworfen, sogar ihren Helm, was ihr größere Geschwindigkeit verlieh. Ihre großen Brustmuskeln bewegten sich wie mächtige Maschinen unter ihren Schuppen. Graxens Herz schlug schneller vor Freude. Er hatte schon immer Spaß gehabt an einem guten Wettrennen.
    Er wandte sich von seiner Verfolgerin ab und tauchte wieder nach unten, auf den Fluss zu. Als er unten ankam, zog er
sich rechtzeitig in die Waagerechte und glitt über das Wasser. Die Gischt der Brandung benetzte sein Gesicht, was er sehr begrüßte. Hätte er nicht einen Brief im Mund gehabt, er hätte sich einen raschen Schluck gegönnt. So aber verließ er den Fluss, bog zum Wald hin ab und flog auf die ungleichmäßigen Baumstämme zu, die vor ihm aufragten. Mit kraftvollen Flügelschlägen beschleunigte er sein Tempo und stürzte sich in den Wald. Es war eine Sache, über den Baumkronen zu fliegen. Eine weit größere Herausforderung war es, zwischen den Ästen eines unbekannten Waldes zu fliegen, was die meisten Drachen als reinen Selbstmord betrachtet hätten. Seine Augen beobachteten jeden Ast und jeden Schatten, während sein Schwung ihn weiter und weiter trug. In den Lücken zwischen den Bäumen schlug er mit den Flügeln, um in der Luft zu bleiben. Die Flügelspitzen stießen Zweige und Reben beiseite, und hinter ihm wirbelte Laub auf.
    Weiter vorn fand er einen hellen Flecken auf dem Waldboden – eine Lichtung, die dreimal so lang war wie sein Körper. Mit einem scharfen, heftigen Ausbruch von Energie zog er sich zum Himmel hoch und flog wieder über die Bäume. Erst jetzt gestattete er sich, einen Blick zurückzuwerfen. Er war sicher, dass die Walküre störrisch genug gewesen war, ihm zu folgen, wenngleich ihre längeren Flügel es eigentlich unmöglich machen mussten. Er hoffte, dass ihr nichts Schlimmes geschehen war, als sie sich zwischen den Ästen und Zweigen verfangen hatte.
    Zu seinem Erstaunen war sie immer noch in der Luft, jetzt viele Schritte hinter ihm. Sie würde die Lichtung jeden Moment erreichen. Er sah mit herabhängendem Kiefer zu, wie sie auf die Lichtung kam und sich wieder über die Bäume schwang. Sie hatte ihren Blick noch immer auf ihn gerichtet.
    Also schön. Wenn er ihr nicht davonfliegen konnte, würde er ein paar Tricks anwenden müssen.

    Er legte sich schräg und flog einen scharfen Bogen, während er mit den Hinterklauen nach der Ledertasche griff. Mit einem heftigen Grunzen zerrte er so kräftig an der Tasche, dass der Riemen riss und sie sich löste. Mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, schoss er zu Träne zurück. Sie sahen sich in die Augen. Ihre Wege würden sich in wenigen Augenblicken kreuzen. Sie verriet keinerlei Furcht, als sich der Abstand zwischen ihnen immer mehr verringerte.
    Im letztmöglichen Augenblick senkte Träne den Kopf, um auszuweichen, und glitt unter seinem Körper hindurch. Graxen packte die Tasche mit den Hinterklauen und öffnete sie weit. Er ließ das Leder aus den Klauen gleiten, und die behelfsmäßige Kapuze rutschte über ihren Kopf.
    Dann verlagerte er den gesamten Körper in der Luft und flog wieder auf den Damm zu. Als er einen Blick zurückwarf, sah er, dass Träne den Kopf hin und her riss, während sie versuchte, die Kapuze loszuwerden; sie war ganz offensichtlich orientierungslos. Der Instinkt brachte sie dazu, langsam weiter aufzusteigen, wie es jeder Drache tun würde, dem man vorübergehend die Sehfähigkeit geraubt hatte. Erleichtert stellte er fest, dass es keinerlei Hinweise auf irgendwelche Verletzungen gab. Dass er ihr die Kapuze über den Kopf gestülpt hatte, war nicht ganz ohne Risiko gewesen.
    Graxen ließ schließlich auch diese letzte Gegnerin hinter sich zurück und
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