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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)
Autoren: Anna Grue
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Chef war. Das Risiko, dass einer der uniformierten Beamten oder der junge James-Bond-Klon einen Begleiter des Kriminalkommissars verscheuchen würden, war so gut wie inexistent.
    Nach einer Minute siegte die Neugier über die Verlegenheit, und Dan trat ein wenig näher. Kristian Helbjørn erklärte gerade, wie er die Leiche gefunden hatte. »Wir wechseln uns mit dem nächtlichen Kontrollgang ab«, sagte er. »Und ich habe mich gewundert, dass die Terrassentür offen stand. Also ging ich …«
    »Entschuldigen Sie, wenn ich unterbreche«, sagte Flemming. »Können wir nicht hineingehen und uns setzen? Ich friere.« Er ging ins Haus und gab Dan mit dem Kopf ein Zeichen, dass er gern mitkommen könne. James Bond hatte offensichtlich andere Dinge zu erledigen, er verschwand in Richtung Küche, wo ein paar Menschen in weißen Overalls schweigsam ihrer Arbeit nachgingen. Kriminaltechniker, vermutete Dan.
    Kurt & Ko bestand aus einem einzigen großen, von tonnenschweren Eichenbalken dominierten Raum. Wie auf einer kleinen Insel waren mittendrin die Toiletten, die Küche und ein Essraum untergebracht, außerdem der Server- und Lagerraum. Rund um diese Insel breitete sich eine durchgestylte Bürolandschaft aus, an der Wasserseite lagen eine Reihe durch Glaswände abgetrennte Sitzungszimmer und ein einzelnes Büro. Es gehörte Sebastian Kurt, dem Inhaber und Verwaltungsdirektor der Agentur. Top-Chefs sind häufig der Ansicht, dass Großraumbüros eine hervorragende Erfindung für die Mitarbeiter sind, sie selbst haben allerdings gern vier Wände um sich – und eine Tür, die sich schließen lässt. Will man in einer modernen Firma arbeiten, muss man gefälligst lernen, die Ohren zuzuklappen und sich zu konzentrieren. Dan spürte, wie der Schmerz im Zwerchfell zurückkehrte. Er hatte überhaupt nicht darüber nachgedacht, wie es sein würde, nach so langer Abwesenheit seinen Arbeitsplatz wiederzusehen, doch die Reaktion seines Körpers war eindeutig. Er zwang sich, an etwas anderes zu denken, und folgte Flemming und dem Zeugen in den Wartebereich am Empfang, wo ein ausladendes pinkfarbenes Ledersofa das Interieur dominierte.
    Flemming wandte sich wieder an Kristian Helbjørn: »Sie sagen, Sie hätten sich mit der Wache abgewechselt. Was meinen Sie damit?«
    Helbjørn zog seine Lammfellhandschuhe aus und rieb sich die Hände. Er lächelte ein wenig verlegen. »Na ja, Wache ist vielleicht etwas übertrieben.« Er errötete unter Flemmings Blick und fuhr fort: »Also, ein paar von den Nachbarn gehen abwechselnd am späten Abend noch mal eine Runde. Es hat hier so viele Einbrüche gegeben, außerdem gibt’s diese Bande von Ausländern …«
    »Haben Sie eine Firma im Sundværket?«
    »Nein, ich wohne dort drüben.« Er wedelte mit den Handschuhen, die er jetzt beide in eine Hand genommen hatte, in östliche Richtung. »In einer der Penthouse-Wohnungen. Aber wir gehen auch immer hier rüber, falls es …«
    »Sind Sie bewaffnet?«
    Der Kopf des Mannes zuckte einen ganzen Zentimeter zurück. »Nein. Oder … Das heißt …« Sein Kopf war jetzt tiefrot. »Ich habe das hier.« Er zauberte eine kleine Spraydose aus der Tasche und reichte sie Flemming. »Zur Sicherheit.«
    »Pfefferspray.« Flemming schüttelte den Kopf und steckte die Dose ein. »Sie können froh sein, dass ich im Moment Wichtigeres zu tun habe, als mich um Sie zu kümmern, Herr Helbjørn. Im Augenblick können wir es dabei belassen, dass Sie mir erzählen, wie Sie die Leiche gefunden haben.« Er zog seinen Block und einen Kugelschreiber heraus. »Also … können Sie sich erinnern, wie spät es war, als Sie hierherkamen?«
    »Kurz vor elf.« Kristian Helbjørn berichtete, dass er die offene Terrassentür bemerkt und ein paarmal gerufen habe, bevor er hineinging. »Im ganzen Haus brannte Licht«, erklärte er. »Eventuell sind noch die Leute von der Putzkolonne da, dachte ich. Mir gefiel nur nicht, dass niemand antwortete, ich …« Er räusperte sich und hielt einen Moment die Handschuhe an die Stirn – eindeutig ein plötzliches Unwohlsein. »Ich hatte einfach so ein unangenehmes Gefühl.«
    »Haben Sie die Klinke angefasst, als Sie hineingingen?«
    »Ich glaube nicht. Die Tür stand ja weit offen.«
    »Und dann?«
    »Dann bin ich ins Gebäude hineingegangen und habe dabei ›Hallo!‹, ›Ist hier jemand?‹ oder so etwas gerufen.« Er blickte zu Boden. »Als ich in die Küche kam, dachte ich zuerst, ihr sei schlecht geworden, aber als ich näher kam, habe
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