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Die Gesellschaft des Abendsterns

Die Gesellschaft des Abendsterns

Titel: Die Gesellschaft des Abendsterns
Autoren: Brandon Mull
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sind wahrscheinlich selbst giftig«, erwiderte Vanessa. »Zeit ist von entscheidender Bedeutung, Warren. Ich brauche Sie an meiner Seite, wenn wir uns den letzten beiden Inkarnationen des Wächters stellen.«
    Warren gab ihr das Schwert. Vanessa sank gefährlich weit
hinab, tiefer als Warren es gewesen war, als der Riesenpanther ihn erwischte. Wütend stürmte die Katze los und griff an. Statt hinaufzuschweben, um dem Angriff auszuweichen, wie der Panther es erwartete, ließ Vanessa sich fallen. Mit einer weit ausholenden Bewegung des Schwertes öffnete sie eine gewaltige Wunde am Unterleib der großen Katze.
    Vanessa schlug hart auf dem Boden auf und ergriff sofort die Flucht, aber das war gar nicht mehr nötig: Der Panther lag auf der Seite, die Schlangen bewegten sich kaum noch, und sein Körper zuckte. Warren ließ sich auf den Boden fallen, holte sich den Speer und schwebte dann wieder zu Vanessa hinauf.
    »Es kommt noch eine«, erklärte Vanessa, als der Körper sich aufzulösen begann. »Wie fühlen Sie sich?«, fragte sie Warren.
    »Gut genug«, antwortete er, aber er sah erschöpft aus.
    Ein Brüllen aus zwei Kehlen hallte durch den turmhohen Raum. Dem Panther, viel größer jetzt als jedes Pferd, war ein zweiter Kopf gewachsen. Keine Schlangen oder andere Seltsamkeiten. Wild und tödlich ging das Monster unter ihnen auf und ab.
    »Wollen Sie ködern oder werfen?«, fragte Vanessa.
    »Ich ködere wohl besser«, sagte er, gab ihr den Speer und nahm dafür das Schwert entgegen.
    Warren ließ sich tiefer sinken, aber nur ein kleines Stück. Der Panther versteckte sich nicht länger hinter dem Sockel; direkt vor ihren Augen lief er auf und ab, als fordere er sie heraus, näher zu kommen. Warren schien immer noch außer Reichweite zu sein, als der Panther zum Sprung ansetzte und aus seinen weit aufgerissenen Mäulern schwarzen Schleim spie. Der Schleim traf Warrens Brust und Beine. Er begann sofort zu schreien. Rauch stieg von den Stellen empor, wo der schwarze Schleim ihn getroffen hatte. Warren ließ das
Schwert fallen und versuchte verzweifelt, den schwarzen Schleim abzuwischen. Er stieg immer weiter nach oben, bis er die Dornen erreichte und sich daran abstieß, so dass er auf dem Sims landen konnte. Dort brach er zusammen.
    Vanessa und Kendra folgten Warren und knieten sich neben ihn. Sein Fleisch war verkohlt, wo es von dem Schleim bespritzt worden war. »Säure oder so etwas«, murmelte er wie im Fieber. Seine Augen zuckten wild.
    Vanessa schnitt sein Hosenbein auf. Das Fleisch rund um den Schlangenbiss war angeschwollen und verfärbt.
    »Können wir ihn nicht hier rausbringen?«, fragte Kendra verzweifelt.
    »Ohne das Artefakt kommen wir hier nicht raus«, antwortete Vanessa. »Eine Sicherheitsmaßnahme, um die Geheimnisse des Turms zu schützen.«
    »Welche Falle könnte schlimmer sein als dieses Ding?«, fragte Kendra.
    »Die Fallen, die ein vorzeitiges Verlassen des Turms verhindern«, sagte Vanessa, »sind so beschaffen, dass sie den sicheren Tod bedeuten. Den Wächter kann man austricksen, die Fallen wahrscheinlich nicht. Reich mir den Tränkebeutel. Warren stirbt. Vielleicht haben wir Glück.« Vanessa musterte mehrere Flaschen und entkorkte einige davon, um an ihnen zu schnuppern. Unten brüllten die Köpfe des Panthers.
    »Keine Tränke«, keuchte Warren. »Geben Sie mir den Speer.«
    Vanessa warf ihm einen kurzen Blick zu. »Sie sind nicht in der Verfassung …«
    »Den Speer«, sagte Warren und setzte sich auf.
    »Das hier könnte Ihnen ein wenig mehr Zeit verschaffen«, meinte Vanessa und hielt eine Flasche hoch. »Ich glaube, ich erkenne den Trank. Er hat einen unverwechselbaren Geruch.
Er wird Ihren Körper in einen gasartigen Zustand versetzen. Solange er wirkt, kann sich das Gift nicht ausbreiten, die Säure Sie nicht verbrennen, und Sie werden auch kein Blut verlieren.«
    Vanessa hielt ihm die Flasche hin.
    Warren verzog die Lippen zu einer Grimasse und schüttelte den Kopf.
    Vanessa hielt ihm den Speer hin.
    Warren riss ihn an sich und rollte sich über den Rand des Simses. Er bremste seinen Sturz ganz leicht mit dem Stab, fiel aber immer noch sehr schnell. Dann stieß er einen Schrei aus  – eine archaischen, barbarischen Schlachtruf. Der zweiköpfige Panther fauchte. Als er direkt über dem katzenhaften Ungeheuer war, schrie Warren abermals. Das Monstrum bäumte sich mit weit geöffneten Mäulern auf.
    Den Speer in der Hand, ließ Warren sich die letzten zehn Meter mit voller
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