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Die Geliebte des Koenigs

Die Geliebte des Koenigs

Titel: Die Geliebte des Koenigs
Autoren: Jane Porter
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Schwester. „Wie war sie als Baby?“
    „Jinan …“, wiederholte Sharif versonnen und betrachtete seine älteste Tochter lange. „Sie war schon immer so wie heute. So ernst. So klug. Und so entschlossen, alles richtig zu machen.“
    „Und, hat sie es geschafft?“, wollte Takia neugierig wissen.
    „Oh ja.“ Sharif streckte seinen Arm aus und legte seine Hand auf Jinans Kopf. „Sie war immer die perfekte Tochter.“
    Mit einem Ruck löste Jinan sich von ihm und starrte ihren Vater an. Tränen schimmerten in ihren Augen. „Das stimmt nicht! Ich bin nicht perfekt! Denn wenn ich es wäre, würde unsere Mutter noch leben! Und wir hätten nie auf das Internat nach England gehen müssen …“
    Plötzlich herrschte gedrücktes Schweigen. Jesslyn ballte die Hände zu Fäusten. Sie musste sich zusammenreißen, um nicht einzuschreiten und um nicht zu den Kindern zu gehen.
    Sharif strich Jinan über das lange dunkle Haar. „Ihr besucht dieses Internat in England, weil es der größte Wunsch eurer Mutter war. Sie wollte, dass ihr die gleiche Schule besucht, wie sie als Kind“, erklärte er mit belegter Stimme. „Es sollte nie eine Strafe oder so etwas sein.“
    „Aber wir hassen das Internat!“, stieß Saba hervor.
    Takia nickte heftig. „Wir hassen es!“
    Jesslyn bemerkte, wie Sharif um Fassung rang. „Vielleicht müsst ihr am Ende des Sommers gar nicht mehr dorthin zurück“, sagte er vorsichtig. „Vielleicht dürft ihr hierbleiben …“
    „Und Miss Heaton unterrichtet uns zu Hause!“, rief Saba und griff nach Jesslyns Hand. „Du bleibst doch hier und wirst für immer und ewig unsere Lehrerin?“
    Jesslyn wich Sharifs Blick aus. „Ich bin gern mit euch zusammen“, entgegnete sie bedächtig. „Aber der Sommer hat ja gerade erst angefangen. Und möglicherweise dauert es gar nicht mehr allzu lange, bis ihr mich hasst …“
    „Niemals!“, erwiderte Jinan mit Nachdruck. „Du bist das einzig Gute, was uns nach dem Tod unserer Mutter passiert ist.“
    Das, dachte Jesslyn mit angehaltenem Atem, erklärt alles.
    Es klopfte kurz, und Königin Reyna betrat die Bibliothek. „Was ist hier los? Wieso findet kein Unterricht statt? Miss Heaton, ich bin überrascht. Ich hätte gedacht, dass die Kinder lernen.“
    „Ich habe ihnen den Rest des Tages freigegeben“, unterbrach Sharif sie gelassen und erhob sich von der Bank.
    „Oh, Sharif …“ Reyna wich unwillkürlich einen Schritt zurück. „Ich habe dich gar nicht gesehen. Natürlich kannst du die Kinder auch mal während des Unterrichts besuchen. Aber ich wünschte, du hättest bis zur Mittagspause gewartet, damit nicht …“
    „Wir werden jetzt gleich zu Mittag essen“, entschied er spontan. „Und heute Nachmittag unternehmen wir alle zusammen irgendetwas Lustiges.“
    „Etwas Lustiges ?“, wiederholte seine Mutter stirnrunzelnd.
    „So ist es!“, bekräftigte Sharif und zwinkerte seinen Töchtern verschwörerisch zu. „Was auch immer das sein mag.“
    Nachdem Königin Reyna wieder gegangen war, lud Sharif Jesslyn ein, den Kindern und ihm beim Lunch Gesellschaft zu leisten. Und während des Essens in dem formellen Speisesaal bemerkte sie erfreut, wie die schmalen Wangen der Mädchen zu glühen begannen, als die drei Kleinen ihrem Vater doch noch von dem Vorlesewettbewerb erzählten.
    Und Sharif strengte sich an, ihnen kluge und kindgerechte Fragen zu stellen, die sie mit ebenso viel Ernsthaftigkeit wie Begeisterung beantworteten.
    Jesslyn fragte sich, ob sie jemals zuvor derart reizende Kinder getroffen hatte … oder verletzlichere. Sie hatten in den vergangenen zwei Wochen große Fortschritte gemacht. Aber reichte das? Was die Mädchen im Moment am dringendsten brauchten, waren Stabilität, Sicherheit und Liebe in ihrem Leben. Wenn sie das nicht bekamen … Jesslyn mochte sich nicht ausmalen, was dann aus den Kindern werden würde.
    Doch sie jetzt mit ihrem Vater zu erleben, so aufgeregt, so fröhlich, gab ihr Hoffnung.
    „Also, was wollen wir heute Nachmittag unternehmen?“, fragte Saba, die schon immer die mutigste der drei Schwestern gewesen war.
    Sharif zögerte einen Moment und schaute Jesslyn an, bevor er zu reden begann. „Ich habe mich gefragt, ob ihr nicht Lust hättet, im Pool zu schwimmen …“
    Es herrschte Schweigen, bis Jinan sich schließlich vorbeugte. „Du meinst, im Planschbecken?“
    „Badet ihr denn lieber im Planschbecken?“, fragte er irritiert zurück.
    „Nein, aber Jaddah sagt, wir dürfen nur das Planschbecken
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