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Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)

Titel: Die Geister von Rosehill: Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Kearsley
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verdient.«
    Robie zog die sommersprossige Nase kraus und sah zu Peter auf. »Er will nicht ruhen«, sagte er. »Er will sich um uns kümmern.«
    »Tatsächlich, will er das?« sagte Peter mit einem verhaltenen Lächeln. »Nun, ich denke, das kann ich verstehen.«
    Auch ich konnte es verstehen. Während der Gedanke, beobachtet zu werden, mich früher erschreckt hatte, fand ich die Gegenwart des Wächters jetzt tröstlich und beruhigend. Außerdem war ich froh zu wissen, daß er heute seine Schuld hatte begleichen können, indem er dem Mann, den seine »Claudia« liebte, das Leben rettete. Und er würde uns hier auf Rosehill auch weiterhin beschützen, er würde dafür sorgen, daß uns kein Unglück geschah. Die Schattenpferde konnten galoppieren, soviel sie wollten, sie würden nicht in unsere Nähe gelangen, solange der Wächter auf dem Feld patrouillierte.
    Kip setzte sich auf einmal auf die Hinterläufe und gab ein freudiges kleines Jaulen von sich, den Kopf abwartend nach oben gerichtet. Und dann, als hätte ihm jemand ein Zeichen gegeben, sprang er auf und lief der älteren Frau entgegen, die hinter uns aus dem Haus kam. Robbie drehte sich um und sagte: »Granny Nan kommt.« Auch ich wandte mich um und winkte, weshalb ich mir zuerst nicht ganz sicher war, Peter richtig verstanden zu haben.
    Er sprach ruhig und sehr leise, und was er sagte, war nicht für mich bestimmt.
    Er sprach mit dem Wächter. »Danke«, sagte er schlicht in seinem schönen, kultivierten Latein. »Danke, daß du meinen Sohn gerettet hast.«
    Dann senkte er den Kopf, aber nicht bevor ich einen schnellen Blick auf seine weisen und müden Augen werfen konnte und die Gewißheit hatte, daß er Bescheid wußte. Als er wieder aufsah, lag statt der Traurigkeit ein warmes Lächeln auf seinem Gesicht, und er streckte die Hände aus, um Davids Mutter zu begrüßen.
    David saß am Ufer des Flüßchens Eye und sah den Schwänen zu. Im Hafenbecken mußte es ihnen während des Sturms zu rauh geworden sein, so daß sie flußaufwärts geschwommen waren, auf der Suche nach ruhigeren Gewässern. Jetzt ließen sie sich unter den Bäumen treiben, schneeweiß und königlich, die Köpfe bescheiden gesenkt.
    Ich breitete meinen Anorak auf dem nassen Gras aus und setzte mich neben ihn.
    »Deine Mutter ist hier.«
    »Ja?«
    »Mmm. Peter führt sie gerade herum.«
    »Dann werden wir heute wohl lange auf unser Essen warten müssen.«
    Ich lächelte. »Jeannie hat gesagt, um acht.«
    David sah auf seine Armbanduhr und lehnte sich wieder entspannt zurück. »Zeit genug.«
    »Wie ich sehe, hast du dein Zelt schon wieder aufgebaut.«
    »Ja. Der Rest wird nicht viel Arbeit machen, es ist kaum Schaden entstanden. Morgen früh werde ich ein paar der Studenten bitten, mir ein bißchen zur Hand zu gehen.«
    Ich nickte und schlang die Arme um meine Knie. Ich hätte ihm eigentlich von Howards Entdeckung erzählen sollen, aber dann hätten wir wieder nur über die Ausgrabung gesprochen, und ich wollte jetzt nicht über die Ausgrabung sprechen. Lieber beobachtete ich das Schwanenpaar, das im seichten Uferwasser trieb. »Sie sind wunderschön, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Ich bin froh, daß sie jetzt zu zweit sind. Der eine sah so einsam aus allein.«
    David lächelte, ohne mich anzusehen. »Er wird nie wieder einsam sein. Schwäne paaren sich fürs Leben. Sie hat ihn jetzt am Hals.«
    So wie ich David Fortune am Hals hatte, dachte ich glücklich und betrachtete sein inzwischen vertrautes Profil – die tiefen Lachfältchen um seine Augen, die dichten, schwarzen Wimpern, die seine Wangenknochen fast berührten, die feste, unnachgiebige Kinnlinie und die Nase, die von der Seite gesehen nicht ganz gerade war, so als hätte sie ihm einmal jemand bei einer Schlägerei gebrochen. Eines Tages würde ich ihn danach fragen, nahm ich mir vor. Eines Tages, wenn wir in dem roten Wohnzimmer auf Rosehill sitzen und Peter und Nancy dabei zusehen würden, wie sie ihr erstes Enkelkind hätschelten, würde ich meinen Mann fragen, wie er seine Nase gebrochen hatte.
    Aber bis dahin konnte ich warten – ich hatte keine Eile. Wie die Schwäne hatte ich einen Partner fürs Leben gefunden.
    David, dessen Gedanken offenbar in die gleiche Richtung gingen, drehte sich zu mir um und sah mich mit seinen blauen Augen voll Wärme an.
    »Weißt du, daß in Eyemouth eine Frau, die sich verheiratet, auch den Beinamen ihres Mannes übernimmt? Verity Deid-Banes«, ließ er sich die Kombination genüßlich auf der Zunge
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