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Die Gebrüder Kip

Die Gebrüder Kip

Titel: Die Gebrüder Kip
Autoren: Jules Verne
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deren Wassertiefen Harry Gibson genau kannte, zuweilen so weit, daß der Gesang verschiedener Vögel, darunter als melodiösester der des »Pou«, an Bord deutlich gehört werden konnte. Dazwischen vernahm man die Gaumenlaute von mancherlei Papageien, den Schrei von Enten mit scharlachrotem Schnabel und ebenso gefärbten Beinen und Füßen, ohne von zahlreichem anderen Wassergeflügel zu reden, von dem einzelne kühne Vertreter sogar durch die Takelage des Fahrzeuges flatterten. Und wenn dessen Kiel ihre Kreise störte, wie hastig entwichen da die Cetaceen, diese Elefanten, diese Löwen der Weltmeere, wie stoben da die wegen ihres Fettes und ihres Pelzfelles so geschätzten Robben auseinander, von denen zweihundert genügen, hundert Barrels mit Öl zu füllen!
    Die Witterung blieb beständig. Wenn der Wind abflaute, konnte das erst gegen Abend der Fall sein, da er dann vom Lande her wehte und sich an der Bergkette im Inneren brach. Bei dem herrschenden klaren Sonnenscheine wehte er in den höheren Luftschichten und trieb auch die Brigg, die ihre Stag-und Leesegel führte, schnell vorwärts. Kaum je brauchte man die Schoten nachschießen zu lassen oder das Steuer umzulegen. Die Neuangeworbenen verstanden auch als Seeleute die guten nautischen Eigenschaften des »James-Cook« zu würdigen.
    Gegen elf Uhr zeigte kurz vor dem Hafen von Oamaru der Herbertberg seinen kugelähnlichen Gipfel, der fünftausend Fuß über die Meeresfläche emporragt.
    Vergebens versuchte Vin Mod im Laufe des Vormittages mit Len Cannon zu sprechen, den er für den gewecktesten und einflußreichsten der vier Matrosen aus Dunedin ansah. Gibson hatte, wie erwähnt, angeordnet, daß diese Leute eine Wache niemals gemeinsam übernehmen sollten, denn jedenfalls war es ratsamer, sie von einander getrennt zu halten. Da übrigens mit der Segelführung nichts zu tun war, überließ der Kapitän dem Bootsmanne die Aufsicht über das Schiff und beschäftigte sich in seiner Kabine mit der Ordnung und dem Abschluß verschiedener Rechnungen.
    Eben jetzt stand Hobbes am Steuer. Vin Mod ging, abwechselnd an jeder Seite des Volkslogis, zwischen Großmast und Heck hin und her. Zwei andere Matrosen, Burnes und Bryce, schlenderten an der Schanzkleidung hin, ohne ein Wort zu wechseln. Vin Mod und Len Cannon standen beide unter dem Winde, so daß ein Gespräch zwischen ihnen jetzt von niemand gehört werden konnte.
    Als der Schiffsjunge Jim in ihre Nähe kam, wiesen sie ihn barsch weg, und aus Vorsicht beauftragte ihn Balt auch noch, das Kompaßgehäuse zu putzen.
    Die beiden anderen Kameraden Len Cannons, Sexton und Kyle, die jetzt keine Wache hatten, zogen die frische Seeluft der dunstigen, warmen Atmosphäre des Volkslogis vor. Vorn am Bug belustigte sie der Koch Koa mit seinen groben Scherzen und abscheulichen Grimassen. Man mußte es sehen, wie stolz sich dieser Eingeborne auf die Tätowierung seines Gesichtes, seines Rumpfes und seiner Glieder zeigte, auf den »Moko« der Neuseeländer, der die Haut tief einfurcht, statt sie nur zu ritzen, wie das bei den meisten Völkerschaften der Inseln des Stillen Ozeans Gebrauch ist. Alle Eingebornen werden der Ausführung des »Moko« nicht unterzogen. Die Koukis oder Sklaven würdigt man dieser »Verschönerung« nicht, überhaupt nicht die Leute der niederen Kasten, wenn sie sich nicht durch hervorragende Kriegstaten besonders ausgezeichnet haben Deshalb war Koa auf seinen Hautschmuck auch nicht wenig eitel.
    Er verstand es – was Sexton und Kyle stark zu interessieren schien – diesen seine Tätowierungen gründlich zu erklären, er erzählte, unter welchen Umständen seine Brust mit der und jener Zeichnung geschmückt worden war, und wies auf seine Stirn, die seinen Namen in unverwischbaren Schriftzeichen aufwies, die er auch am alles in der Welt nicht verwischt gesehen hätte.
    Infolge dieser Operationen, die sich meist über den ganzen Körper erstrecken, gewinnt die Haut der Eingebornen ansehnlich an Dicke und Festigkeit. Die Leute erlangen dadurch eine vermehrte Widerstandsfähigkeit gegen die Unbill des Winterklimas und… gegen die Stiche der Moskitos, so daß viele Europäer sich beglückwünschen würden, wenn sie um den gleichen Preis der Plage durch jene unausstehlichen Insekten entgehen könnten.
    Während nun Koa, instinktiv getrieben durch eine natürliche Sympathie für Sexton und dessen Kameraden, den Grund zu einem engeren Freundschaftsbündnis legte, »bearbeitete« Vin Mod selbst Len Cannon, der
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