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Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen

Titel: Die Feuerkämpferin 03 - Im Land der Elfen
Autoren: Licia Troisi
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nach der sie suchte. Aber was ihr einfiel, war alles andere als erfreulich. Doch es gab keinen anderen Weg.
    Sie sammelte ihre Kräfte, die der Schlaf wiederhergestellt hatte, und spürte, dass sie für einen einfachen Zauber reichen würden.
    Bald tanzte die von einem blassen Schein erhellte rötliche Kugel eines magischen Feuers vor ihr. Das musste gehen.
    Sie nahm den Dolch und stieß ihn bis zum Heft in die Kugel. Dann wartete sie, dass das Feuer seine Arbeit tat und die Klinge eine dunkelrote Farbe annahm. Als es so weit war, holte sie tief Luft, blickte zur Wunde und nahm allen Mut zusammen. Sie biss sich auf die Lippe, kniff fest die Augen zusammen und legte die Klinge mit der flachen Seite auf das Fleisch. Ihr Schrei zerriss die versunkene Stille dieses unwirklichen Ortes.
     
    Irgendwann meldete sich der Hunger. Adhara wusste nicht mehr, wann sie zum letzten Mal gegessen hatte, spürte aber, dass ihr Körper nach einer Stärkung verlangte. Die Gefahr einer Wundinfektion war zwar gebannt, aber die dazu notwendige Prozedur hatte sie furchtbar erschöpft. Sie blickte sich um. Die Bäume quollen über von Früchten, doch keine kam ihr bekannt oder halbwegs essbar vor. Ihre schrillen Farben und sinnlichen Formen schienen eher dazu gemacht, irgendeine Beute in eine tödliche Umschlingung zu locken. Aber sie hatte keine andere Wahl, ein Risiko war es auf jeden Fall. So streifte sie noch ein wenig umher, auf der Suche nach einer Frucht, die vielleicht
etwas harmloser als die anderen wirkte, und fand schließlich einen Baum, der voller großer Äpfel von violetter Farbe hing. Sie hob einen auf, der am Boden lag. Das mehlig weiche Fruchtfleisch gab unter ihren Fingern nach und sonderte einen tiefroten Saft ab, der ihr einen Moment lang das Gefühl vermittelte, ihre Hände seien blutgetränkt. Sie brach ihn auf, bis ein milchig weißes Inneres zum Vorschein kam. Mit der Zungenspitze fuhr sie darüber: Es schmeckte zuckersüß. Sie beschloss, es zu wagen, und verschlang den Apfel mit gierigen Bissen.
    Einen Großteil des Tages ruhte sie sich aus. Sie fühlte sich benommen durch all das, was sich ereignet hatte, so als sei sie in einen Traum geschleudert worden. Jetzt musste sie erst einmal zu sich kommen, und dafür musste sie mit den Dingen abschließen, die sich in den letzten Stunden zugetragen hatten.
    Es war mühsam, mit nur einer Hand und der immer noch schmerzenden Wunde an der Seite eine Grube auszuheben. Aber sie musste es tun. Sie nahm das Schwert zu Hilfe, und als sie fertig war, legte sie die Waffe hinein. Das war alles, was von Adrass übrig war. Sein Körper war verschwunden, ruhte vielleicht unter den Trümmern des elfischen Tempels oder verweste irgendwo anders, weil ihn die Explosion fortgeschleudert hatte. Doch der Mensch, der Adrass gewesen war, hatte ein Grab verdient, um die letzte Ruhe zu finden.
    Schließlich riss sie sich noch ein Haarbüschel aus. Sie hätte es abgeschnitten, wenn sie gekonnt hätte, aber es waren eben unzählige Dinge, die ihr mit einer Hand nicht mehr möglich waren. Der Schmerz störte
sie nicht, vielmehr freute sie sich, im Gedenken an den Toten zu leiden.
    Sie legte die glänzend blaue Strähne neben die Waffe in das kleine Grab, schüttete es mit Erde zu und rammte als Kennzeichnung nur einen geraden Stock hinein. Dann kniete sie nieder. Nicht mehr als ein andächtiges Schweigen konnte sie dem Mann zurückgeben, der ihr das Leben geschenkt und erst kurz zuvor noch einmal gerettet hatte. Aber sie würde Adrass’ Andenken ehren, indem sie die Mission erfüllte, für die er sie geschaffen hatte. Ja, sie würde den Kampf fortsetzen. Für ihn. Dafür musste sie überleben, und für die schwierige Aufgabe, die sie sich vorgenommen hatte. Ein schmerzhafter Stich durchfuhr sie, als sie sich an Amhals ausdrucksloses Gesicht erinnerte. Den Marvash, der er war, musste sie vernichten. Gleichzeitig war er aber auch der Mann, den zu lieben sie sich nicht verbieten konnte. Mit jedem Tag, der verging, wurde der Zwiespalt, in den sie geraten war, nur noch tiefer. Sie musste ihn retten und gleichzeitig besiegen. Aber das würde sie schaffen, aus Liebe zu ihm und zu ihrem Vater Adrass.
    Denn sie war die Geweihte, und das Schicksal der Aufgetauchten Welt lag in ihren Händen.
     
    Zwei Tage lang ruhte sie sich aus, bewegte sich so wenig wie möglich und konzentrierte sich nur darauf, wieder zu Kräften zu kommen. Dabei fühlte sie sich wie ein unwillkommener Gast in einer fremdartigen,
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