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Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Die Fastnachtsnarren. Humoresken

Titel: Die Fastnachtsnarren. Humoresken
Autoren: Karl May
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Wir wollen nach Amerika.«
    »Später vielleicht, jetzt aber noch nicht. Ich werde Euch der Polizei übergeben!«
    »Halt, Paul,« meint da der Rentier, »das gebe ich nicht zu! Christian hat mir fünfzehn Jahre lang treu gedient; ich will ihn nicht unglücklich machen, da sein Schwank mir keinen Schaden verursacht hat, sondern mir zum Heil gewesen ist.« Er öffnet die Tasche, welche seine Banknoten enthält und winkt den Diener herbei. »Hier, Christian, nimm, damit Du wirklich hinüber kannst. Aber laß Dich nicht wieder hier erblicken, sonst macht der Referendar Ernst!«
    Während dieser Ermahnung hat auch die Rentière eine Rolle hervorgezogen.
    »Da, Christine; Du sollst nicht schlimmer wegkommen als Dein Mitverschworener!«
    Die so ganz wider alle Erwartung für ihre That Belohnten sind unendlich beschämt und vermögen kaum, ihren Dank zu stammeln. Schon hat Christian die wieder geöffnete Thür in der Hand, da ruft der Rentier:
    »Warte noch. Es kommt mir ein Gedanke! Ich mag die Hunde nicht mehr haben; ich schenke sie Dir. Nimm sie mit und verauktionire sie; das wird Dein Reisegeld vermehren!«
    »Und ich mag von den Katzen Nichts mehr wissen,« schließt sich ihm die Rentière an. »Nimm sie mit, Christine; Du wirst sofort Käufer für sie finden!«
    Die zwei Dienstboten sind über dieses neue Geschenk noch mehr erstaunt als über das erste, doch hüten sie sich wohl, dasselbe abzulehnen; sie wissen, daß der Erlös für die ausgezeichneten Thiere kein zu verachtender sein werde und sorgen dafür, daß nach Verlauf von kaum einer Viertelstunde keines von ihnen mehr sich in der Wohnung der Lehrerin befindet.
     
    Einige Minuten vor Wiesenthal liegt abseits von der Straße und von Bäumen umgeben, welche von einem eisernen Stakete umschlossen sind, ein im gothischen Stile erbautes Haus, welches unlängst erst errichtet wurde und auf dessen Ziegeldache in abstechenden Farben ein »A.H. – 1878 – P.H.« eingedeckt ist. Was diese Chiffre zu bedeuten hat, wird der geneigte Leser sicher errathen. Das Parterre bewohnt der Rentier Herr August Hildebrandt mit seiner Auguste und den obern Stock der Assessor Herr Paul Hildebrandt mit seiner Pauline. Im Frühjahre ist, ungefähr wie man es in manchen Romanen findet, Doppelhochzeit gewesen. Die beiden Häuschen unweit Wiesenberg und Wiesenburg wurden verkauft mit sammt der ganzen Einrichtung, von der nur Weniges behalten wurde, nämlich der ausgestopfte Wachtelhund und die präparirte Cyper, welche nun von einer Pfeilerkonsole gar ernst herniederblicken auf die beiden glücklichen Menschen, welche sich einst so sehr zu hassen vermeinten und doch im tiefen Herzen sich ungeminderte Liebe bewahren. Ihr Haß war kein lebenslänglicher wie bei den zwei ausgestopften, deren Manen – wir wiederholen es – das Firmament gnädig sein möge. – – –
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