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Die falsche Frau

Die falsche Frau

Titel: Die falsche Frau
Autoren: Katrin Mackowski
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wenigen, der dieses seltene Parfüm, dieses …«
    »Victoria’s Secret«, ergänzte Sarah.
    » … ja, der dieses Victoria’s Secret kennt«, log François plötzlich das Blaue vom Himmel, denn Sarah hatte ihm natürlich nichts dergleichen erzählt.
    Karlichs Lippen bebten.
    »Intimitäten! Ich wüsste nicht, was Sie das angeht«, sagte er kaum hörbar. »Sarah und ich kennen uns jetzt seit fast dreißig Jahren. Natürlich weiß ich, welches Parfüm sie trägt. Was ist daran so besonders?«
    »Mehr als du denkst, Bruno. Vielleicht sollten wir uns mal näher darüber unterhalten? Über diese Intimitäten und das Besondere zwischen uns«, sagte Sarah. »Was meinst du?«
    Sie dachte daran, dass sich Karlich etliche Jahre um sie bemüht und sie ihm, bis auf ein paar schüchterne Küsse, stets einen Korb gegeben hatte. War er etwa eifersüchtig. Auf François?
    »Das alles ist doch völlig aus der Luft gegriffen! Reine Projektion, mein Lieber. Nur ein frustrierter Verehrer, der mich nicht haben kann, hätte doch ein Motiv für diese Tat. Ist es nicht so?«
    Hatte sie da ein Nicken bemerkt? Semir stimmte ihr zu?
    Karlich, sonst auf Contenance bedacht, erhob seine Stimme.
    »Genug!«
    Dann kippte seine Tasse um. Der Kaffee ergoss sich quer über den weiß gedeckten Tisch.
    »Tschuldigung«, murmelte er sofort hinterher. Ein paar Takte Robert Stolz mischten sich in seine Bitterkeit.
    Sarah war in Gedanken bei Georg. Die langen Konzertreisen, die er ohne sie unternahm, die vielen Abende, die er nach den Auftritten mit Künstlern verbrachte.
    »Kannst du mir sagen, wo Georg in der Mordnacht war?«, fragte Karlich wieder gefasst und im Tonfall des Kommissars.
    »Wie bitte?«
    Sarah vermied es, Bruno anzusehen. Sie folgte mit ihren Blicken François, der nach draußen geeilt war, um ungestört zu telefonieren. Jetzt kam die Katastrophe, die sie befürchtet hatte. Sie wollte weg. Flüchten. Irgendwohin – und sah nur noch ihn.
    François hinter dem großen Fenster, das auf die Straße führte. François, wie er in sein Mobiltelefon sprach.
    François, wie er kaum die Lippen bewegte, ab und zu nickte und dabei seine Augen auf sie heftete.
    »Georg hat die ganze Nacht mit mir verbracht«, sagte Sarah eisig. »Wir haben zusammen geschlafen, falls du es genau wissen willst.«
    Dann endlich sah sie Bruno an. Jetzt war sie sicher. Aus seinen Augen sprach stupide Eifersucht. Und sie? Sie hatte Angst. War sie nicht über ihrem Buch eingenickt? Georg hatte sich in Luft aufgelöst, als das Telefon sie aus dem Schlaf riss in dieser Mordnacht. Was aber, wenn er gar nicht aufgestanden war, um zu arbeiten, wie sie vermutete?
    »Also gut«, sagte Karlich, »wir werden der Sache nachgehen müssen, so Leid es mir tut.«
    »So Leid es mir tut«, wiederholte Sarah und tauchte in einen gläsernen Traum ein, in dem sie François sah und fühlte, wie sie ihn schon einmal gesehen und gefühlt hatte. Der Flashback aus erotischen Bildern und Kauderwelsch, vermischt mit dem Geplänkel dieses Kaffeehausduos, das immer dieselbe Melodie zu spielen schien.
    Die Stirn an die Scheibe gelehnt, sah sie sein dünnes Lächeln, das weder ihr noch sonstwem galt. Er hatte sein Hemd aufgerissen. Seine schweißnasse Brust hob und senkte sich.
    Zieh dich aus, flüsterte er und klopfte mit einer Klauenhand an die Scheibe.
    Mit großen Schwüngen ihrer Zunge leckte sie über das Glas und schrieb dieses Wort.
    Depart.
    Er nahm keine Notiz.
    Dass er kein Interesse an ihr zu haben schien, erregte sie erst recht.
    Sie leckte weiter.
    Assez vu!
    Sein Gesicht. Er kam auf sie zu. Näher und näher, so nah, bis sich ihre Lippen auf gleicher Höhe trafen und sie nur noch die eisige Kälte zwischen ihnen schmecken konnte.
     
    »Sarah!«
    Karlich hatte schon zum zweiten Mal ihren Namen gerufen. Sein Gesicht war so hell, so unmenschlich hell. Wie konnte er es wagen, sie hier, in aller Öffentlichkeit, mit Dingen zu konfrontieren, die noch nicht mal bewiesen waren?
    »Folgendes«, sagte er ausdruckslos. »Wir wissen, dass sich Svetlana heute Abend mit ihrem Freier im Orient verabredet hat. Beobachten wir die beiden. Ich schlage vor, dass wir François Satek und dich, Sarah, mit Mikros verkabeln und von draußen mithören. Vielleicht gelingt es dir ja, den Freier in ein Gespräch zu verwickeln?«
    Sarah antwortete nicht.
    François war inzwischen zurück und hatte sich wieder an den Tisch gesetzt.
    »Svetlana«, sagte er und tippte auf sein Mobiltelefon. »Der Freier hat bei ihr
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