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Die Erben der Nacht - Pyras

Die Erben der Nacht - Pyras

Titel: Die Erben der Nacht - Pyras
Autoren: Ulrike Schweikert
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Antwort.
    Als Dame Elina geendet hatte, meldete sich Malcolm zu Wort. »Verzeiht, Dame Elina, doch habe ich Euch richtig verstanden? Wir werden uns hier in Hamburg vor allem mit den Erkenntnissen und Erfindungen der Menschen befassen?«
    Dame Elina nickte. »Ja, sie haben erstaunliche Dinge hervorgebracht, die wir uns in unseren kühnsten Träumen nicht vorstellen können. Dinge, die uns von Nutzen sein, und Dinge, die uns erheblich schaden können. Es ist für uns wichtig, beides zu kennen. Überlebenswichtig!«
    Einige der Erben sahen einander verblüfft an, andere brachten deutlich ihre Missbilligung zum Ausdruck. Es überraschte Alisa nicht, dass die Dracas am lautstärksten protestierten. Als wieder Ruhe einkehrte, hub Malcolm ein weiteres Mal an.
    »Es geht also nur um Menschenzeug? Ihr Vamalia habt keine besonderen Fähigkeiten wie die Nosferas, die allem Heiligen trotzen, die gestaltwandlerischen Lycana oder gar die Dracas mit ihren telepathischen Kräften?«
    Ungläubigkeit mischte sich in seiner Stimme mit Verachtung. Alisa meinte, den Schmerz der Demütigung körperlich zu fühlen. Sie blickte Dame Elina an, und es war ihr, als sähe sie ihre Clanführerin zum ersten Mal.

    Wie gewohnt trug die groß gewachsene Vamalia, deren Körperbau eher knochig als weiblich zu nennen war, ein dunkelblaues Kleid, hinten zu wenig ausgestellt für die herrschende Mode, am Körper zu weit und mit zu wenig Putz besetzt. Ihr graues Haar war so u nscheinbar wie ihre Garderobe, und statt zu einer aufwändigen Frisur aufgebaut, nur zu einem einfachen Knoten geschlungen. Alisa kannte Dame Elina nicht anders, und doch fiel ihr zum ersten Mal auf, dass diese Schlichtheit fast schäbig wirkte, und es war ihr peinlich.
    Dame Elina schwieg und sah Malcolm nur an. Alisa konnte nicht sagen, ob sie erzürnt war oder verwirrt. Wusste sie nicht, was sie auf diese Provokation antworten sollte? Inzwischen war es totenstill in dem Raum unter dem Dach, der früher einmal zu dem weitläufigen Speicher des Kaufmannshauses gehört hatte. Auch die flüsternde Unterhaltung zwischen Tammo und den Pyras war verstummt. Selbst sie hatten die Spannung bemerkt, die die Luft zum Knistern zu bringen schien.
    Plötzlich bewegten sich Dame Elinas Lippen und teilten sich zu einem Lächeln. »Malcolm, du denkst, es sei Zeitverschwendung, mehr in den Menschen zu sehen als Nahrung und die Quelle unserer Lust? Da bist du hier im Raum nicht der Einzige. Deine Familienmitglieder und die Dracas teilen diese Meinung, das ist nicht zu übersehen, und auch in den Mienen der Nosferas lese ich Zweifel. Unsere Gäste aus Frankreich haben leider nicht zugehört und sich daher keine Meinung gebildet.« Ihr strafender Blick glitt zu Tammo, der verlegen die Lider niederschlug. Dann wandte sie sich wieder an Malcolm und fuhr fort: »Ich hoffe, es gelingt uns im Laufe dieses Akademiejahres, euch alle zu überzeugen, wie wichtig es ist, die Gedanken und das Streben der Menschen zu verstehen und ihre Erfindungen zu kennen. Nur so können wir gegen sie bestehen und auf Dauer das Überleben der Clans sichern.«
    »Sie übertreibt maßlos«, murmelte Franz Leopold. Auch Dame Elina hatte es gehört und richtete ihre Aufmerksamkeit auf den Dracas.
    »Nein, Franz Leopold, ich übertreibe nicht. Ihr werdet euch wundern,
was sie in ihren Köpfen ausgebrütet haben, um uns zu schaden. Und welche ihrer Geistesblitze wir gegen sie verwenden können. Aber gut, wenn ihr gerne ein wenig Magie und Taschenspielerei sehen wollt, das könnt ihr haben.« Ihre sonst so freundliche Stimme klang verächtlich. Mit einer flinken Bewegung holte sie etwas aus der Tasche ihres Kleides und warf es quer durch das Zimmer nach Tammo, der schon wieder mit den Pyras zu flüstern begann. Reflexartig fing er das kleine weiße Ding auf und legte es vor sich auf den Tisch. Auf den Gesichtern der Franzosen zeigte sich Entsetzen und sie rückten mit einer hastigen Bewegung von Tammo ab. Ehe die anderen Erben begriffen, was Dame Elina geworfen hatte, flogen weitere Stücke durch die Luft. Franz Leopold griff nach einem und ließ es dann mit einem Aufschrei fallen. Seine Cousinen fauchten mit entblößten Reißzähnen und wichen zurück. Ja, selbst Mervyn konnte das kleine weiße Ding mit den violetten Enden nicht anfassen, während Sören neben ihm keine Schwierigkeiten damit hatte.
    »Ihr seid gegen die Wirkung von Knoblauch immun?«, stellte Ivy fest und nickte anerkennend. »Das ist
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